Fernsehen der 2000er
12 Shows, die Millennials nie vergessen werden
Sie waren laut, bunt und oft völlig überdreht: Formate wie „Date My Mom“, „Drawn Together“ oder „My Super Sweet 16“ bestimmten das Fernsehbild der frühen 2000er-Jahre. Ein Rückblick auf zwölf Serien zwischen Tabubruch, Popkultur und medialem Zeitgeist.

© IMAGO / Everett Collection
Gastgeber der MTV-Sendung "Pimp my Ride": Rapper Xzibit.
Von Katrin Jokic
In den frühen 2000er-Jahren war das Fernsehen ein Ort, an dem alles möglich schien: Menschen ließen ihre Autos zu fahrenden Discokugeln umbauen, Prominente führten Kamerateams durch ihre Schlafzimmer, und animierte Tierfiguren starben in absurder Regelmäßigkeit auf brutalste Weise. Formate wie „Pimp My Ride“, „The Simple Life“ oder „Jackass“ liefen auf MTV, VIVA, Comedy Central oder RTL II – und prägten eine Fernsehgeneration, die mit Musikvideos, Reality-TV und dem Aufkommen digitaler Medien aufwuchs.
Es war eine Zeit, in der das Fernsehen wild, unberechenbar und oft bewusst überzeichnet war. Viele der gezeigten Inhalte bewegten sich irgendwo zwischen Sozialexperiment, Trash-TV und popkultureller Inszenierung – nicht selten mit kalkulierter Provokation. Zwischen Klingeltonwerbung, schnellen Schnitten und lauten Intros entstand eine Fernsehwelt, die bunter, schneller und respektloser wirkte als das, was zuvor im Nachmittagsprogramm zu sehen war.
Ein Rückblick auf zwölf Formate, die damals zum medialen Alltag gehörten – und die Frage, wo sie heute noch verfügbar sind.
Date My Mom
Das Format „Date My Mom“ wurde 2004 von MTV ins Programm genommen. Die Grundidee bestand darin, dass eine junge Frau oder ein junger Mann jeweils drei Mütter datete, ohne deren Kind zu sehen. Am Ende entschied sich die Hauptperson für einen Sohn oder eine Tochter – basierend allein auf den Eindrücken der Gespräche mit den Müttern. Die Sendung kombinierte klassische Dating-Elemente mit Spielshow und Familiendrama und gehörte zu den experimentelleren Formaten des Genres.
Hier kann man direkt zu „Date my Mom“ springen*:
Drawn Together
„Drawn Together“ war eine US-amerikanische Animationsserie, die ab 2004 auf Comedy Central ausgestrahlt wurde. In einer Parodie auf Reality-TV lebten verschiedene Zeichentrickfiguren, die jeweils unterschiedliche Genres wie Disney, Manga oder Computerspiele repräsentierten, gemeinsam in einem Haus. Die Serie war für ihren schwarzen Humor, ihre politische Unkorrektheit und zahlreiche popkulturelle Anspielungen bekannt. Sie wurde insgesamt drei Staffeln lang produziert.
Ansehen kann man die Serie hier*:
Happy Tree Friends
Ursprünglich als Internet-Phänomen gestartet, entwickelte sich „Happy Tree Friends“ ab 1999 zu einer weltweit bekannten Animationsserie. Die Folgen bestehen aus kurzen Episoden mit niedlich gestalteten Tierfiguren, die durch groteske Unfälle in äußerst blutige Situationen geraten. Der Kontrast zwischen visuellem Stil und expliziter Gewaltdarstellung war dabei zentraler Bestandteil des Konzepts. Die Serie wurde später auch ins klassische Fernsehen übernommen.
Hier kann man die Serie online abrufen*:
Jackass
Mit „Jackass“ brachte MTV im Jahr 2000 ein Format auf den Bildschirm, das schnell Kultstatus erlangte – und zugleich für Diskussionen sorgte. Die Darsteller um Johnny Knoxville zeigten in kurzen Clips riskante Stunts, Mutproben und absurde Selbstversuche. Die Serie provozierte mit körperlicher Grenzüberschreitung und diente als Vorlage für mehrere Kinofilme sowie diverse Ableger. „Jackass“ gilt als eines der einflussreichsten Formate der damaligen Zeit im Bereich des Reality-Fernsehens.
Hier kann man die Serie direkt starten*:
Made
Das Coaching-Format „Made“ wurde ab 2003 ausgestrahlt und unterschied sich in Ton und Inhalt deutlich von anderen MTV-Produktionen. Jugendliche mit einem konkreten Ziel – etwa Model werden, einen Marathon laufen oder Klassensprecherin werden – wurden dabei über mehrere Wochen begleitet. Ein professioneller Coach unterstützte sie bei der Umsetzung ihres Vorhabens. Die Serie war weniger auf Unterhaltungseffekte als auf persönliche Entwicklung ausgerichtet.
Die Serie läuft derzeit hier im Stream*:
MTV Cribs
In „MTV Cribs“, erstmals ausgestrahlt im Jahr 2000, öffneten Prominente die Türen zu ihren Privathäusern. Das Konzept setzte auf Inszenierung von Reichtum, Statussymbolen und luxuriösem Lebensstil. Dabei wurde ein festes Set an Elementen – etwa der Blick in den Kühlschrank oder das Vorführen des Heimkinos – zu einem Markenzeichen der Serie. „MTV Cribs“ war über Jahre hinweg fester Bestandteil der Popkultur-Berichterstattung des Senders.
Auf diesen Plattformen ist „MTV Cribs“ derzeit verfügbar*:
My Super Sweet 16
Die Reality-Serie „My Super Sweet 16“ begleitete Jugendliche bei der Organisation ihrer aufwendigen Geburtstagsfeiern. Ab 2005 wurden insbesondere wohlhabende Teenager porträtiert, die für ihre „Sweet Sixteen“-Partys keine Mühen scheuten – inklusive Designer-Outfits, Limousinen, Stargästen und Live-Performances. Die Serie galt als eine der auffälligsten Darstellungen von Konsumkultur im Jugendfernsehen jener Jahre und stieß in der Öffentlichkeit auch auf Kritik.
Zu der Show geht’s hier*:
Pimp My Ride
In „Pimp My Ride“, produziert ab 2004, wurden ältere, meist stark beschädigte Autos optisch und technisch aufwendig überarbeitet. Moderiert von Rapper Xzibit, verband die Serie Aspekte des klassischen Makeover-Formats mit einem Fokus auf Fahrzeugtuning. Die Ausstattungen reichten von Fernsehern im Kofferraum bis zu thematisch gestalteten Lackierungen. Die Serie war auch international erfolgreich und setzte Maßstäbe im Bereich des automobilen Entertainments.
Streamen kann man „Pimp my Ride“ aktuell hier*:
Takeshi’s Castle
„Takeshi’s Castle“ ist eine ursprünglich japanische Spielshow aus den 1980er-Jahren, die in Deutschland vor allem in den 2000er-Jahren durch ihre Ausstrahlung auf DSF und später auf RTL II bekannt wurde. In der Sendung mussten Hunderte Kandidatinnen und Kandidaten in absurden Parcours körperlich fordernde und oft komisch inszenierte Aufgaben bestehen.
Aktuell ist „Takeshi’s Castle“ auf diesen Plattformen zu finden*:
The Girls of the Playboy Mansion
Zwischen 2005 und 2010 begleitete die Doku-Serie „The Girls of the Playboy Mansion“ – im Original „The Girls Next Door“ – das (scheinbare) Leben der damaligen „Freundinnen“ von Playboy-Gründer Hugh Hefner. Die Serie gewährte Einblicke in das Alltagsleben in der Villa und rückte dabei neben Hefner insbesondere die drei Protagonistinnen Holly, Bridget und Kendra in den Mittelpunkt. Die Sendung verband Elemente der Home-Doku mit klassischem Reality-TV.
Hier kann man die Show entdecken*:
The Simple Life
„The Simple Life“, erstmals 2003 ausgestrahlt, war ein Reality-Format mit Paris Hilton und Nicole Richie in den Hauptrollen. Die beiden Millionenerbinnen wurden in verschiedene Alltagssituationen geschickt – etwa auf Farmen oder mittellos auf einen Roadtrip –, um dort einfache Jobs zu übernehmen. Die Serie nutzte bewusst den Kontrast zwischen glamourösem Image und bodenständigen Aufgaben als zentrales dramaturgisches Element. Sie gilt als stilprägend für eine ganze Reihe späterer Promi-Formate.
Streamen kann man die Serie über diese Anbieter*:
Viva la Bam
„Viva la Bam“ wurde zwischen 2003 und 2005 als Ableger von „Jackass“ produziert und konzentrierte sich auf das Leben des Skateboarders Bam Margera. In der Serie führte Margera regelmäßig aufwendige Stunts und Streiche durch – häufig zum Leidwesen seines Vaters Phil oder anderer Familienmitglieder. Das Format kombinierte persönliche Elemente mit chaotischem Humor und zeichnete sich durch seine Inszenierung als Mischung aus Familienleben und Anarchie aus.
Hier kann man die Serie starten*:
Auch wenn viele dieser Formate aus heutiger Sicht überzeichnet, klischeehaft oder schlicht aus der Zeit gefallen wirken – ihr Einfluss auf Popkultur, Reality-TV und Medienästhetik ist unübersehbar. Für eine Generation, die mit Musikfernsehen, Klingeltönen und Nachmittagsserien aufgewachsen ist, bleiben sie ein Stück gelebte Erinnerung. Wer sich heute durch alte Folgen klickt, erlebt nicht nur absurde Szenen und schrille Outfits, sondern auch ein Fernsehverständnis, das es in dieser Form längst nicht mehr gibt – aber umso mehr zum Staunen, Schmunzeln oder Kopfschütteln einlädt.