Frankreich
14-Jähriger ersticht Schulassistentin vor Schule
Ein 14-jähriger Schüler hat eine Schulmitarbeiterin mit einem Messer tödlich verletzt. Die Tat hat in Frankreich für große Erschütterung gesorgt.

© Jean-Christophe Verhaegen/AFP/dp/Jean-Christophe Verhaegen
Schüler verlassen die Schule, während französische Gendarmen den Zugang zu einer Sekundarschule kontrollieren, nachdem eine Lehrer-Assistentin in Nogent, von einem Schüler mit einem Messer erstochen wurde.
Von Marine LEDOUX
Die tödliche Messerattacke eines 14-jährigen Schülers auf eine Mitarbeiterin einer Schule in einem Vorort von Paris hat in Frankreich Erschütterung ausgelöst. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft stach der Jugendliche am Dienstagmorgen bei einer Taschenkontrolle vor der Françoise-Dolto-Schule in Nogent mehrfach auf eine Schulassistentin ein. Der 14-Jährige wurde sofort festgenommen. Die Tat löste eine politische Debatte über verschärfte Sicherheitsregeln an Schulen aus. Premierminister François Bayrou kündigte an, den Verkauf bestimmter Stichwaffen an Minderjährige "sofort" verbieten zu lassen.
Die 31-jährige Schulassistentin hatte die Taschenkontrolle beaufsichtigt, als sie von dem Schüler plötzlich attackiert und getötet wurde. Seit September arbeitete die Mutter eines kleinen Sohnes an der Françoise-Dolto-Schule. Der verdächtige Jugendliche war nicht vorbestraft und wurde laut Staatsanwalt Denis Devallois am Tatort von der Polizei festgenommen. Dabei sei ein Polizist leicht verletzt worden.
„Zweimal wegen Störung des Unterrichts vorübergehend ausgeschlossen“
Der 14-Jährige sei gut integriert gewesen und in einem unauffälligen familiären Umfeld aufgewachsen, sagte Bildungsministerin Elisabeth Borne nach einem Treffen mit Lehrern und Schülern am Tatort. Zu Beginn des Jahres sei der Jugendliche "zweimal wegen Störung des Unterrichts vorübergehend ausgeschlossen worden", habe aber seitdem keine Schwierigkeiten mehr gemacht. Die Schülerinnen und Schüler seien "schockiert, dass einer ihrer Klassenkameraden eine so grausame Tat begehen konnte", fügte Borne hinzu.
Der Unterricht an der Schule wurde für Dienstag und Mittwoch ausgesetzt. Die Tat löste zahlreiche erschütterte Reaktionen aus. Die 31-Jährige sei ein "Opfer schrecklicher und sinnloser Gewalt", schrieb Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Onlinedienst X. Die Nation trauere, und die Regierung tue alles, um solche Taten in Zukunft zu verhindern. Im Parlament wurde eine Schweigeminute eingelegt.
Verkauf bestimmter Stichwaffen an Minderjährige solle „sofort“ verboten werden
Premierminister Bayrou sagte, der Verkauf bestimmter Stichwaffen an Minderjährige solle "sofort" verboten werden. Angesichts steigender Zahlen von Gewalttaten an Schulen könne nicht von einem Einzelfall gesprochen werden. Er werde den Einsatz von Metalldetektoren an Schulen zum Aufspüren von Waffen prüfen.
Die rechtspopulistische Fraktionschefin Marine Le Pen warf der Regierung auf X vor, nicht genug gegen Messergewalt an Schulen zu tun, und prangerte eine "Apathie der Behörden" an. Jean-Luc Mélenchon von der linkspopulistischen Partei La France Insoumise forderte, die Behörden sollten einen stärkeren Fokus auf die mentale Gesundheit junger Menschen setzen, insbesondere von männlichen Jugendlichen.
Die französische Regierung hatte im März stichprobenartige Kontrollen angeordnet, nachdem ein 17-Jähriger vor einer Schule erstochen worden war. Seither Monaten beschlagnahmte die Polizei bei 6000 Taschenkontrollen 186 Messer und nahm 32 Menschen in Gewahrsam.