Nach dem Börsengang

20-Milliarden-Deal mit der Porsche-Aktie

Mit dem Börsengang und weiteren Verkäufen der Porsche-Aktie erzielte Volkswagen gewaltige Einnahmen. Doch nur die Hälfte des Erlöses kann das Unternehmen behalten. Die Aktionäre fordern ihren Anteil und beschließen am Freitag eine milliardenschwere Sonderdividende.

Erfolgreicher Börsengang: Porsche- und VW-Chef Oliver Blume (li.) und Finanzchef Lutz Meschke vor der Frankfurter Börse.

© IMAGO/Hannelore Förster/IMAGO/Hannelore Foerster

Erfolgreicher Börsengang: Porsche- und VW-Chef Oliver Blume (li.) und Finanzchef Lutz Meschke vor der Frankfurter Börse.

Von Klaus Köster

Es gibt unangenehme Aufgaben, die ein Vorstandschef bei einer Hauptversammlung bevorstehen können. Das gilt gerade für VW, dessen bisheriger Chef Herbert Diess sich heftige Kritik wegen der aus dem Ruder gelaufenen Softwarestrategie gefallen lassen musste. Wenn der neue VW-Chef Oliver Blume am 16. Dezember vor die VW- Aktionäre tritt, wird seine Aufgabe sehr viel angenehmer sein. Denn die Anleger, also die Eigentümer des Konzerns, sollen eine Sonderdividende von 9,55 Milliarden an die Aktionäre ausschütten, also an sich selbst.

Formaler Abschluss einer spektakulären Transaktion

Die Sonderdividende ist ein wichtiger Teil und zugleich der formale Abschluss einer spektakulären Transaktion, die den Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche AG an die Börse und schon wenige Monate später direkt in den deutschen Aktienindex (Dax) katapultierte. Sie sorgte zugleich dafür, dass aus Sicht der Eigentümer-Milliardärsfamilien Porsche und Piëch eine schmerzende Wunde nach dem 2009 gescheiterten Versuch von Porsche geschlossen wird, den um als ein Vielfaches größeren VW-Konzern zu übernehmen. Denn gleichzeitig mit dem Börsengang, der VW rund 9,4 Milliarden Euro einspielte, wechselt ein weiteres Aktienpaket für mehr als 10 Milliarden Euro den Eigentümer. Dieses Paket, das ausschließlich aus stimmberechtigten Stammaktien besteht, sichert der von den Familien kontrollierten VW-Muttergesellschaft Porsche SE wieder eine Sperrminorität bei dem Stuttgarter Autohersteller Porsche AG und damit die Mitsprache. Diese hatten sie einst verloren, weil sie den Sportwagenhersteller komplett an Volkswagen verkaufen musste, um die riesige Finanzlücke zu schließen, die der gescheiterte Übernahmeversuch gerissen hatte.

Für die Sperrminorität sind 25 Prozent plus eine Aktie notwendig

Der Beschluss, den die Aktionäre noch treffen müssen, ist zwar nur noch Formsache, hat für die beiden Familien aber entscheidende Bedeutung. Denn ohne ihn wird es nichts mit der Sperrminorität. Schließlich haben sie bisher lediglich 17,5 Prozent der Stammaktien erworben und dafür sieben Milliarden Euro hingeblättert. Für die Sperrminorität sind allerdings 25 Prozent plus eine Aktie notwendig. Es fehlen somit noch 7,5 Prozent.

An dieser Stelle ist die Eigenschaft der Porsche-Familien als VW-Aktionäre von Bedeutung, die ihnen die Finanzierung des Kaufs von Porsche-AG-Aktien ermöglichen soll. Ihre Porsche SE hält die Mehrheit der Stimmrechte an VW und 31 Prozent aller Aktien. Der Unterschied ergibt sich dadurch, dass ihr Aktienpaket mehr stimmberechtigte Stamm- als stimmrechtslose Vorzugsaktien enthält.

Die Sonderdividende ist exakt berechnet

Für alle VW-Aktien, ob mit oder ohne Stimmrecht, sollen die Aktionäre auf der außerordentlichen Hauptversammlung eine Sonderdividende beschließen, durch die VW 49 Prozent der Erlöse durch den Verkauf der beiden Aktienpakete an die eigenen Aktionäre ausschüttet. Allein der Börsengang, bei dem 25 Prozent der Vorzugsaktien abgegeben wurden, spülte 9,4 Milliarden Euro in die Kassen. Der Verkauf von 25 Prozent der Stammaktien an die Porsche SE brachte sogar 10,1 Milliarden ein.

Die unterschiedlichen Erlöse ergeben sich daraus, dass die Porsche SE für die stimmberechtigten Stammaktien einen Aufschlag von 7,5 Prozent zahlt. Insgesamt nimmt VW so 19,5 Milliarden ein, von denen 9,55 Milliarden an die VW-Aktionäre ausgeschüttet werden.

Die Porsche SE kann die Transaktion aber nur finanzieren, wenn sie die Lücke zwischen den bereits aufgebrachten 7 Milliarden Euro und dem Gesamtpreis von gut 10 Milliarden Euro schließen kann. Die Sonderdividende ist mit 19,06 pro VW-Aktie so bemessen, dass sie genau 3,00017194978 Milliarden Euro in die Kassen der Porsche SE spült und damit die Lücke exakt schließt. Die Sonderdividende soll am 9. Januar 2023 ausgezahlt werden. VW soll so selbst den Verkauf von Aktien an den eigenen Großaktionär finanzieren.

51 Prozent der Einnahmen aus dem Aktienverkauf behält der VW-Konzern

Dass es so kommen wird, daran gibt es kaum einen Zweifel, denn die Familien Porsche und Piëch haben nicht nur das Sagen bei der Porsche SE, sondern auch beim Volkswagen-Konzern. Das Land Niedersachsen als weiterer Großaktionär hat aufgrund des VW-Gesetzes zwar nach wie vor ein Vetorecht, dürfte aber auch nichts gegen die Sonderdividende einzuwenden haben, die ihm über eine Milliarde Euro einbringt. Eine gute Milliarde Euro wird auch an die Staatsholding von Katar fließen, mit 11 Prozent der dritte große VW-Aktionär.

51 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf der Porsche-Aktien behält der VW-Konzern und will ihn vor allem in die Transformation in Richtung Elektromobilität stecken. Auch dieses Geld dürfte zu einem guten Teil nach Niedersachsen fließen, wo Volkswagen hohe Beträge in das elektrische Fahren investieren will. Dem Abschluss der Transaktion, die Porsche in den Dax und die Eigentümerfamilien wieder auf den Beifahrersitz bringt, steht also nichts im Wege.

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Erstellt:
12. Dezember 2022, 14:42 Uhr

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