200. Baby kommt im Geburtshaus zur Welt

Außerklinische Geburten werden in Backnang seit September 2017 angeboten. Kursprogramm läuft nach Coronapause wieder an. Derzeit können bis zu 15 Frauen im Monat im Geburtshaus entbinden.

Glückliche Familie: Johannes, Lia und Anna Birzele (von links) mit Neuankömmling Janne. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Glückliche Familie: Johannes, Lia und Anna Birzele (von links) mit Neuankömmling Janne. Foto: A. Becher

Von Annette Hohnerlein

BACKNANG/RUDERSBERG. Seit dem 26. April ist Familie Birzele aus Rudersberg zu viert. An diesem Tag kam ihre zweite Tochter Janne als Kind Nummer 200 im Geburtshaus Backnang zur Welt. Anna und Johannes Birzele erzählen, dass es die Kleine ziemlich eilig hatte. Gegen 5 Uhr morgens trafen sie im Geburtshaus ein. „Die erste Stunde war noch relativ entspannt“, berichtet die junge Mutter, „dann wurde unter Anleitung der Geburtshelferinnen mit Positionen und mit Druck gearbeitet, dann kamen noch drei Wehen, dann drei Presswehen, und das Kind war da.“ Das war um 7.14 Uhr. Um die Mittagszeit waren die drei dann schon wieder zu Hause, und die zweijährige Lia bekam zum ersten Mal ihr Schwesterchen zu sehen.

Nachdem die Birzeles beim ersten Kind nicht im Backnanger Geburtshaus untergekommen waren, meldeten sie sich in der zweiten Schwangerschaft frühzeitig an und bekamen einen Platz zugesagt. Beide sind hochzufrieden mit der Betreuung rund um die Geburt. „Die sind super fürsorglich dort“, betont der frischgebackene Vater, der in Rudersberg die Wieslauf-Apotheke betreibt. Seine Frau, auch sie Apothekerin, die bei der Firma Weleda arbeitet, ergänzt: „Es ist immer jemand da, der einen beobachtet und einem erklärt, was zu tun ist.“ Ihre Hebamme, Manuela Amesöder, hat sie während der Schwangerschaft begleitet, macht jetzt die Wochenbettbetreuung und war während der Geburt, gemeinsam mit Nicole Strobel, Inhaberin des Hebammenhauses Backnang, an ihrer Seite.

Die Entbindung im Geburtshaus stellt eine Alternative zur Klinikgeburt einerseits und Hausgeburt andererseits dar. Das siebenköpfige Hebammenteam will den schwangeren Frauen und den werdenden Vätern ein gutes Bauchgefühl vermitteln. „Frauen, bei denen nach einer komplikationslosen Schwangerschaft eine ebenfalls unkomplizierte Geburt zu erwarten ist, können so im individuellen und familiären Ambiente des Hebammenhauses ihr Kind zur Welt bringen und dürfen trotzdem ein hohes Maß an Sicherheit für Mutter und Kind in Anspruch nehmen“, heißt es dazu auf der Homepage (www.hebammenhaus-backnang.de). Falls eine Geburt doch nicht so komplikationslos verläuft wie erwartet, wird die Frau in eine Klinik verlegt; wenn es die Zeit zulässt, in ein Krankenhaus ihrer Wahl. Anna Birzele erzählt, dass sie drei Taschen gepackt hat, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein: eine Tasche für das Geburtshaus, wenn alles wie geplant läuft. Eine zweite Tasche, falls ein Klinikaufenthalt nötig wird. Und eine dritte Tasche mit den Utensilien für eine Hausgeburt, falls eine Fahrt zum Geburtshaus nicht mehr möglich ist. Die Geburtshelferinnen wären in diesem Fall zu ihr nach Hause gekommen. Die derzeitige Ausnahmesituation durch die Coronapandemie macht sich auch im Backnanger Geburtshaus bemerkbar. Die rund 45 Kurse, die Nicole Strobel und ihre Kolleginnen normalerweise anbieten, etwa zur Geburtsvorbereitung und zur Rückbildung, waren in den letzten Wochen ausgesetzt. Inzwischen läuft das Kursprogramm langsam wieder an. Auch bei der Geburtenzahl macht sich die Angst vor Corona bemerkbar. „Wir haben aktuell hier nur wenige Geburten, dafür aber eine größere Anzahl an Hausgeburten“, berichtet Nicole Strobel. „Intuitiv spüren die Frauen, dass zu Hause der sicherste Platz für sie selbst und ihr Kind ist.“

Solche Ängste hatte Anna Birzele nicht. Im Geburtshaus in Backnang sei viel weniger Verkehr als in einem Krankenhaus, zudem gebe es dort keinen Personalwechsel während der Geburt. „Ich habe mich sicher vor Ansteckung gefühlt. Das war genau das Richtige.“

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Erstellt:
12. Mai 2020, 06:00 Uhr

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