2:1 – Undav lupft den VfB zum Sieg
Lange sah am Sonntagabend alles nach einem Unentschieden aus – bis Deniz Undav für den VfB gegen den FSV Mainz das Siegtor schießt. Mit dem 2:1-Erfolg festigen die Stuttgarter Platz drei in der Bundesliga.
Von Marco Seliger
Stuttgart - Schwer verdaulich war die Fußballkost, die die Zuschauer in der Stuttgarter Arena am Sonntagabend in der zweiten Hälfte von beiden Teams serviert bekamen – bis sich VfB-Keeper Alexander Nübel in der Partie gegen den FSV Mainz nach 79 Minuten dazu entschloss, inmitten des spielerischen Leerlaufs eine Art Traumpass in Richtung des Angreifers Deniz Undav zu schlagen. Frei war der Stürmer plötzlich durch, weil die Mainzer Defensive in den Tiefschlaf verfallen war – Undav lupfte den Ball elegant über Keeper Robin Zentner ins Tor. Am Ende blieb es beim 2:1, mit dem der VfB in der Bundesliga den dritten Platz verteidigte.
„Ich wollte den Ball eigentlich durch die Beine des Torwarts spielen“, sagte Undav, „im letzten Moment habe ich mich, weil ich dumm bin, umentschieden.“ Dumm war die Aktion des Spaßvogels am Ende ganz und gar nicht, sondern verdammt schlau. Denn: Wer trifft, der hat recht. Und handelt klug.
Wie auch immer – vor dem Anpfiff hatte Trainer Sebastian Hoeneß für einen Paukenschlag gesorgt. Im Vergleich zum 0:1 in der Europa League am vergangenen Donnerstag bei Fenerbahce Istanbul wechselte er bis auf Nübel die gesamte erste Elf aus.
Viel Ballbesitz, kein Ertrag, so ließ sich schließlich der Auftakt des runderneuerten VfB am Sonntag zusammenfassen. Bis auf einen Kopfball von Jamie Leweling (13. Minute) gab es keine nennenswerte Szene. Nach 18 Minuten scheiterte Undav freistehend aus sechs Metern an Zentner. Und dann wurde es vor dem VfB-Tor gefährlich nach einer Standardsituation. Nadiem Amiri flankte, Danny da Costa köpfte – knapp vorbei (23.).
In der Folge wurde es ruhig in der Arena. Es gab einen medizinischen Notfall im Mainzer Gästeblock, woraufhin beide Fanlager die Unterstützung einstellten. Die Fahnen waren eingerollt, und auch auf dem Platz passierte nicht viel. Die neuformierte VfB-Mannschaft bemühte sich stetig um Struktur und Torgefahr, was bis zur Pause zunächst kaum so wirklich gelang: Rechtsverteidiger Pascal Stenzel kam immerhin im Strafraum frei zum Schuss, doch der geriet nach etwas mehr als einer halben Stunde quer anstatt frontal in Richtung Tor.
Dann wurde der betroffene Mainzer Fan von den Ärzten und Sanitätern aus dem Gästeblock transportiert. Kurz darauf wurde es wieder laut in der Arena – weil die VfB-Fans pfiffen. So bekamen die Gäste kurz vor der Pause einen Handelfmeter zugesprochen: Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou hatte seinen Teamkollegen Chema aus kurzer Distanz angeköpft, und der hatte fatalerweise beide Arme gen Himmel gereckt. Die Entscheidung war hart, aber regelgerecht. Amiri verwandelte in der 41. Minute souverän zum Mainzer 1:0.
Und dann, ja dann wurde es so richtig laut – weil Chris Führich in der vierten Minute der Nachspielzeit in Hälfte eins mit seinem Ausgleichstor am Regler drehte. Was für ein Antritt von der äußeren linken Position nach innen, was für ein Schuss mit rechts ins lange Eck. Der Mann, der zuletzt nur noch außen vor war bei Hoeneß, erinnerte in dieser famosen Szene an den Führich der Vizemeister-Saison 2023/24, als er sich mit bärenstarken Auftritten für die DFB-Elf empfahl.
Mit dem 1:1 ging es am Sonntagabend in die Pause – nach der wieder Stenzel für Gefahr sorgte. 30 Sekunden nach Wiederbeginn prüfte er Zentner mit einem Lupfer. Zehn Minuten später war Nübel auf dem Posten, als er einen Flachschuss von da Costa sicher parierte.
Viel Leerlauf gab es nun im Spiel, nach einer guten Stunde kam der Stuttgarter Taktgeber auf den Platz, Hoeneß wechselte seinen Mittelfeldchef Angelo Stiller ein – der den Leerlauf erst einmal nicht stoppen konnte. Denn Torchancen blieben Mangelware, es war von beiden Teams nicht viel, was sie den Zuschauern an diesem kalten Cannstatter Herbstabend in der zweiten Hälfte boten. Bis Undav aufs Tor zulief und zum Heber ansetzte – und die Mainzer durch einen Kopfball von Nikolas Veratschnig in der 90. Minute noch die große Ausgleichschance hatten. Der Ball flog knapp am langen Pfosten vorbei.
Am kommenden Mittwoch um 18 Uhr nun treffen beide Teams erneut aufeinander, in Mainz, in der zweiten DFB-Pokalrunde – in der der VfB einen Schritt in Richtung Titelverteidigung machen will.
