Bombardierung durch Militärjunta
22 Tote bei Luftangriff auf Schule in Myanmar
Sechs Wochen nach dem schweren Erdbeben in Myanmar bombardiert das Militär weiter Zivilisten – auch in der Katastrophenregion. Tragisch: Fast alle Opfer sind Schüler. Aber die Generäle dementieren.

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In Myanmar kommt es immer wieder zu Luftangriffen. (Archivbild)
Von red/dpa
Bei einem schweren Luftangriff auf eine Schule im Krisenland Myanmar sind Berichten und Augenzeugen zufolge mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen, darunter 20 Kinder und Jugendliche. Die Attacke ereignete sich in dem Dorf Ohe Htein Twin in der zentralen Region Sagaing, die von dem verheerenden Erdbeben der Stärke 7,7 Ende März besonders betroffen war.
Die getöteten Jugendlichen sind dem Nachrichtenportal Mizzima News zufolge zwischen 8 und 17 Jahren alt. Auch zwei Lehrerinnen sind unter den Opfern. Der Luftangriff ereignete sich demnach am Montagmorgen während der Unterrichtszeit.
Die Militärjunta dementiert
Dutzende weitere Schülerinnen und Schüler sollen zum Teil schwer verletzt worden sein, wie die Nachrichtenseite „The Irrawaddy“ schrieb. „Das waren doch nur Zivilisten und Schüler. Wie konnten sie unschuldigen Kindern das antun?“, sagte die Augenzeugin Mar Mar Lwin, die in dem Dorf als Rettungskraft arbeitet, der Deutschen Presse-Agentur.
Mit Angriffen aus der Luft geht die regierende Militärjunta seit ihrem Putsch im Februar 2021 immer wieder gegen Widerstandsgruppen vor, trifft dabei aber oft Zivilisten. Der staatliche Fernsehsender MRTV dementierte die Berichte und behauptete, subversive Medien würden absichtlich Falschmeldungen verbreiten.
Die politische Opposition zeigte sich entsetzt. „Alle Personen, die an den Befehlen, der Durchführung oder Mitwirkung vorsätzlicher Luftangriffe auf unschuldige Kinder, Schüler und Lehrkräfte beteiligt sind, müssen die juristischen Konsequenzen tragen“, forderte die Nationale Einheitsregierung (NUG), eine Art demokratische Schattenregierung, in einer Mitteilung. „Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, wirksame Sanktionen gegen die Militärjunta zu verhängen und die Schaffung eines sicheren Bildungsumfelds zu unterstützen, in denen Kinder ohne Angst lernen können.“
Gewalt und Naturkatastrophen in Myanmar
Dem unabhängigen Forschungsinstitut ISP-Myanmar zufolge hat die Junta seit dem Umsturz und der Entmachtung der früheren Regierungschefin Aung San Suu Kyi in ganz Myanmar allein bis Oktober 2024 mehr als 60 Massaker verübt. Bei diesen Massakern – definiert als Tötung von mindestens 10 Zivilisten auf einmal – kamen demnach bereits rund 1.200 Menschen ums Leben, darunter Kinder und ältere Menschen.
Seit dem Putsch versinkt das frühere Birma in Chaos und Gewalt, verschiedene Rebellengruppen kämpfen teils sehr erfolgreich gegen die Armee. Die frühere Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi sitzt in Haft. Hinzu kommen Naturkatastrophen: Bei dem Erdbeben im März waren Tausende Menschen ums Leben gekommen, in vielen Gebieten ist die Situation seither noch verzweifelter als zuvor.