Wieder mehr als 2500 Corona-Neuinfektionen in Deutschland

dpa Berlin. Mehrere deutsche Kommunen liegen über dem Grenzwert von 50 Corona-Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner pro Woche. In Berlin wird nun ein nächtliches Alkoholverbot gefordert.

Abstrich für einen Corona-Test im Kreis Dithmarschen in Schleswig-Holstein. Foto: Markus Scholz/dpa

Abstrich für einen Corona-Test im Kreis Dithmarschen in Schleswig-Holstein. Foto: Markus Scholz/dpa

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland hat zum dritten Mal in Folge die Schwelle von 2500 Fällen überschritten. Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheitsämter nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom frühen Samstagmorgen 2563 neue Ansteckungen.

Erst am Vortag waren 2673 neue Fälle registriert worden. Dies war der höchste Wert seit der zweiten Aprilhälfte. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich demnach mindestens 296 958 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Datenstand 3.10., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 9527. Seit dem Vortag wurden 19 Todesfälle mehr gemeldet.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Lagebericht vom Samstag bei 1,10 (Vortag: 0,97). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert am Freitag bei 1,13 (Vortag: 1,08). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor acht bis 16 Tagen.

Wegen des schnellen Anstiegs der Infektionszahlen in Berlin fordert Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci ein zeitlich begrenztes Ausschank- und Verkaufsverbot für Alkohol. Von 23.00 bis 6.00 Uhr müsse dieses für Restaurants, Bars, Clubs und Spätverkaufsstellen gelten, sagte die SPD-Politikerin am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

Gleichzeitig erneuerte sie ihre Forderung nach weitergehenden Kontaktbeschränkungen: Begegnungen sollten auf zwei Haushalte oder fünf Personen begrenzt werden. Es sei Zeit für rasches Handeln. „Wir haben nicht die Zeit zu sagen, wir gucken mal. Die Uhr tickt“, sagte sie. Unterschiedliche Beschränkungen des Alkoholverkaufs gibt es auch schon in anderen Städten.

Zuletzt breitete sich das Coronavirus in Berlin stark aus. Die offizielle Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen lag zuletzt bei 34,5 und damit über dem Berliner Alarmwert von 30. In fünf von zwölf Bezirken lag sie über 40. Spitzenreiter ist der Bezirk Mitte (59,6), auch in den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln liegt der Wert über 50. Als Infektionsherde sehen die Behörden etwa illegale Partys und private Feiern mit Alkoholkonsum.

Im niedersächsischen Landkreis Vechta ist der wichtige 50er-Grenzwert ebenfalls überschritten worden. Bund und Länder hatten sich auf diesen Wert von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner binnen einer Woche geeinigt, der neue Einschränkungen nach sich ziehen kann.

Dass der Wert im Landkreis Vechta gerissen werden würde, war nach einem Ausbruch in einem Alten- und Pflegeheim erwartet worden. Nach Daten des Landesgesundheitsamtes liegt er nun bei 51,8. In dem Landkreis waren insgesamt 727 Fälle gemeldet, 46 mehr als am Vortag (Stand: 3. Oktober, 9.00 Uhr).

Am Freitag hatte die niedersächsische Kommune mitgeteilt, dass in einem Heim 31 Bewohner und 19 Mitarbeiter positiv getestet worden waren. Ein für den 4. Oktober geplanter verkaufsoffener Sonntag in Vechta fällt aus. Laut RKI liegen derzeit deutschlandweit zwei Berliner Bezirke und die kreisfreien Städte Hamm und Remscheid in Nordrhein-Westfalen über dem 50er-Grenzwert (Stand: 3. Oktober 0.00 Uhr). In Hamm sollen deswegen Schutzmaßnahmen ausgeweitet werden, in Remscheid sieht man sich angesichts allmählich sinkender Neuinfektionszahlen hingegen auf einem guten Weg.

An den Schulen in Deutschland hingegen ist die Lage überschaubar: Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den Kultusministerien der Länder und eine Auswertung aktuell zugänglicher Meldungen der Ministerien ergab, dass es vereinzelt zwar zu deutlichen Einschränkungen für Tausende Schüler und Lehrer kommt. Mit Blick auf die Gesamtzahl von rund 40.000 Schulen mit 11 Millionen Schülern und rund 800.000 Lehrern sind die Zahlen dennoch vergleichsweise überschaubar.

Nach den aktuellsten, zum Ende der Woche vorliegenden Daten der zuständigen Landesbehörden oder Kultusministerien der Länder waren zuletzt knapp 40.000 Schüler und fast 4000 Lehrer wegen Infektionsfällen, Verdachtsfällen oder eigener Infektion in Quarantäne oder als Vorsichtsmaßnahme im Fernunterricht.

© dpa-infocom, dpa:201003-99-807717/4

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Erstellt:
3. Oktober 2020, 11:26 Uhr

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