Unter Wüstensand verborgen
3500 Jahre alte Riesen-Festung in Ägypten entdeckt
Archäologen haben eine gewaltige Festung unter dem Wüstensand Nordost-Ägyptens entdeckt. Der rund 3500 Jahre alte Militärstützpunkt war durch mächtige Mauern und Wachtürme geschützt und rund 8000 Quadratmeter groß.

© © Ministry of Tourism and Antiquities
Freigelegte Mauerteile der altägyptischen Festung Tell el-Kharouba. Vor rund 35000 Jahren sollte sie die wichtige Handels- und Militärroute „Weg des Horus“ schützen.
Von Markus Brauer
Das Reich der Pharaonen war einer der ersten regionalen Supermächte der Antike, das eifrig Handel trieb und ein großes Heer besaß. Unter seinen Pharaonen führte das Land am Nil zahlreiche Kriege gegen seine Nachbarn. Von jenen blutigen Konflikten zeugen bis heute befestigte Städte, Paläste und Militärstützpunkte.
Militärischer Schutz für „Weg des Horus“
Eine dieser Festungen haben Archäologen der ägyptischen Antikenbehörde jetzt im Norden der Sinai-Halbinsel ausgegraben. Die Fundstätte Tell el-Kharouba liegt nahe der heutigen Grenze zum Gaza-Streifen in einem kaum besiedelten Wüstenstreifen.
In der Antike verlief dort eine wichtige Handelsroute, „Weg des Horus“ genannt, der vom Nil bis nach Syrien führte. Mehrere Festungen und Militärstützpunkte sollten diese auch militärisch wichtige Fernverbindung schützen.
„Die Entdeckung dieser mächtigen Festung markiert einen wichtigen Fortschritt in unseren Bemühungen, das Netzwerk der Befestigungen an der Ostgrenze Ägyptens während des Neuen Reichs zu rekonstruieren“, sagt Mohamed Ismail Khaled, Generalsekretär der ägyptischen Antikenbehörde.
Steinerne Zeugnisse einstiger Macht
Die rund 3500 Jahre alte Feste umfasst eine Fläche von rund 8000 Quadratmetern und ist von rund 2,50 Meter dicken Mauern umgeben. Allein die Südmauer erstreckt sich über 105 Meter Länge. Entlang dieses Walls haben die Archäologen bislang elf Wachtürme ausgegraben. Auch Teile der nördlichen und westlichen Festungsmauer, ein großer Festungsturm in der Nordwestecke der Anlage und ein Eingangstor sind bereits dem Wüstensand entrissen worden.
Besonders interessant ist der Fund einer im westlichen Teil der Festung gelegenen 75 Meter langen, im Zickzack verlaufenden Mauer. Dieses in Nordsüdrichtung veraufende Bollwerk trennte einen Teil des Festungsinneren ab und umgab den Wohnbereich der hier stationierten Soldaten.
Unter Pharao Thutmosis I. errichtet?
Ein in der Festung entdecktes Gefäßfragment trägt den Stempel von Pharao Thutmosis I., der von 1504 bis 1492 v. Chr. regierte. Unter seiner Ägide führten die Ägypter mehrere siegreiche Feldzüge gegen Nubier und das Mitanni-Reich im heutigen Syrien und dehnten ihr Reich dadurch bis nach Nordmesopotamien aus. In seine Regierungszeit fällt auch der Bau der Festung Tell el-Kharouba, wie Datierungen ergeben haben. Sie sollte offenbar den militärisch wichtigen „Weg des Horus“ zusätzlich absichern, wie Mohamed Abdel Badi von der Antikenbehörde erklärt.
Teil eines weit verzweigten Verteidigungssystems
„Die Entdeckung dieser Festung macht greifbar, wie genial die alten Ägypter ihr integriertes Verteidigungssystem konstruierten“, erläutert Sherif Fathy, Minister für Tourismus und Archäologie. „Es erzählt uns neue Kapitel unserer reichen Militärgeschichte und bestätigt das einzigartige kulturelle Erbe des Sinai.“ Die altägyptische Zivilisation sei nicht auf Tempel und Gräber beschränkt, sondern ein robuster Staat mit starken Institutionen, die ihr Land und ihre Grenzen schützten.