36-Jähriger gesteht die Bluttat

Der Mann hat der Polizei gegenüber ausgesagt, seine 41-jährige Ex-Partnerin und deren neunjährige Tochter in Allmersbach im Tal getötet zu haben. Der Mann wurde gestern in Stuttgart einem Haftrichter vorgeführt und in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert.

Die polizeilichen Ermittlungen zum Tathergang in Allmersbach in Tal liefen gestern noch. Der mutmaßliche Täter hat die Tötung seiner Ex-Partnerin und deren Tochter gestanden. Foto: B. Beytekin

© Benjamin Beytekin

Die polizeilichen Ermittlungen zum Tathergang in Allmersbach in Tal liefen gestern noch. Der mutmaßliche Täter hat die Tötung seiner Ex-Partnerin und deren Tochter gestanden. Foto: B. Beytekin

Von Bernhard Romanowski

und Kristin Doberer

ALLMERSBACH IM TAL. Das Brummen eines Rasenmähers ertönt in der Straße Im Wacholder. An einer Kreuzung arbeiten Bauarbeiter, Anwohner kommen vom Einkaufen nach Hause. Auf den ersten Blick scheint es ein normaler Montagmorgen in Allmersbach zu sein. Doch bald schon wird jedem Passanten klar: Dieser Eindruck täuscht. In einem der Häuser gehen Ermittler in weißen Ganzkörperschutzanzügen ihrer Arbeit nach. Man sieht sie bisweilen am Fenster vorbeigehen. Absperrband mit Polizeiaufdruck klammert das schmucke Wohnhaus unmissverständlich aus dem idyllischen Umfeld aus, während sich davor immer mehr Kerzen, Blumen und kleine Andenken häufen.

Bereits seit dem frühen Montagmorgen steht auch ein Kamerateam von RTL und n-tv in der Einfahrt und filmt, wie Menschen Rosen und kleine Kuscheltiere dort ablegen. Eine Mutter kniet sich neben ihren kleinen Sohn und liest ihm leise die Texte der Schilder vor, die an der Gartenhecke lehnen: „Unvergessen“ steht da und „Ihr wart zwei wundervolle Menschen“. Die Anteilnahme ist groß, seit hier in der Nacht zum Sonntag eine 41-jährige Frau und ihre neunjährige Tochter gewaltsam zu Tode kamen. Der mutmaßliche Täter, ein 36 Jahre alter Mann, mit dem die getötete Frau zuvor nur rund ein Vierteljahr liiert gewesen war, stand am Sonntag in Verdacht, die Tat in Allmersbach begangen zu haben. Er wurde zwischenzeitlich zur Sache vernommen und hat die Tat gestanden. Dies teilte die Pressestelle des Polizeipräsidiums Aalen unserer Zeitung am Montagnachmittag schriftlich mit.

„Der 36-Jährige wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart einem Haftrichter beim Amtsgericht Stuttgart vorgeführt. Dieser setzte den Haftbefehl in Vollzug. Der Tatverdächtige wurde anschließend in eine JVA eingeliefert. Die Ermittlungen insbesondere zum Tatmotiv dauern an“, hieß es weiter dazu aus dem Aalen Polizeipräsidium.

Das 41-jährige Opfer soll sich erst kürzlich von dem mutmaßlichen Täter getrennt haben.

Die getötete Allmersbacherin soll sehr lebensbejahend, sehr hilfsbereit und von durchweg positivem Naturell gewesen sein, so erfährt man, wenn man sich in Allmersbach umhört. Sie war fest im Dorfgemeinschaftsleben verankert und engagierte sich sehr im SV Allmersbach, ebenso wie ihr Ehemann, der Vater der ebenfalls getöteten neunjährigen Tochter. Das Ehepaar lebte seit rund zwei Jahren in Trennung.

Wie weiter zu erfahren war, bestand wohl immer noch ein sehr guter Kontakt zwischen den getrennt lebenden Eheleuten und somit auch der neunjährigen Tochter zu ihrem Vater. Der Gatte des Opfers sah die gemeinsame Tochter regelmäßig und war häufiger mit dem Familienhund unterwegs, der noch vor der Trennung angeschafft worden und ihm sehr ans Herz gewachsen war.

Seine Frau war indessen mittlerweile seit rund drei Monaten mit dem 36-jährigen Mann zusammen, der mittlerweile dem Haftrichter vorgeführt wurde. Die Beziehung soll von Beginn an schwierig gewesen sein. Von Jobverlust und möglichen Alkoholproblemen des mutmaßlichen Täters ist gerüchtehalber die Rede.

Vor gut einer Woche soll sich die 41-Jährige dann von ihm getrennt haben. Die schreckliche Tat in der Nacht auf Sonntag wird im Umfeld des Opfers als Racheakt aus Eifersucht beschrieben.

Mutmaßungen, wonach nicht jemand aus der Nachbarschaft, sondern ein anonymer Anrufer möglicherweise aus dem direkten Umfeld des mutmaßlichen Täters die Polizei verständigt haben soll, wurden bislang nicht von offizieller Seite bestätigt.

Als die Polizei – laut Stimmen aus dem Dorf Mitglieder des Spezialeinsatzkommandos (SEK) – am Tatort eintraf, war der 36-Jährige aber wohl bereits geflohen. Er stellte sich am Sonntagnachmittag im Polizeirevier Böckingen im Landkreis Heilbronn der Polizei, nachdem sein roter Opel Astra mit dem amtlichen Kennzeichen VAI SH 99 bereits zur Fahndung ausgeschrieben worden war.

Die Notfallseelsorge des Rems-Murr-Kreises kümmerte sich am Sonntag vor Ort um die Angehörigen und Bekannten der Opfer. Der evangelische Pfarrer Jochen Elsner war ebenfalls dort und unterstützte die seelsorgerische Arbeit. Das neunjährige Opfer besuchte die 3. Klasse der Allmersbacher Grundschule Im Wacholder.

Die Schulleiterin Kerstin Schweizer-Seibert hatte noch am Sonntag mit Pfarrer Elsner über die schlimmen Ereignisse gesprochen und abends das Kollegium der Schule einberufen.

Es wurde ein Trauerraum eingerichtet, in dem die Kinder mit den Pädagogen und Pfarrer Elsner über die gegebene Situation sprechen können. Am Montag waren dazu fünf Mitarbeiter der Schulpsychologischen Beratungsstelle in der Einrichtung.

Derzeit sind coronabedingt noch nicht alle Schüler wieder im Unterricht. Für Mittwoch ist eine Zusammenkunft der Grundschullehrer mit den Mitschülern der getöteten Schülerin und jeweils einem Elternteil im Allmersbacher Bürgersaal geplant. Am Freitagnachmittag findet eine Informationsveranstaltung der Grundschule nur für Eltern im Bürgersaal in Allmersbach statt.

Dort soll den Eltern nähergebracht werden, wie man am besten mit den Kindern über das Geschehene redet, welche Fragen von den Kindern kommen könnten und wie man sie im Sinne des seelischen Kinderwohls am besten beantwortet.

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Erstellt:
23. Juni 2020, 06:00 Uhr

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