Monats-Fahrkarte

9-Euro-Ticket über 50 Millionen Mal verkauft

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen wertet das Billig-Ticket als Erfolg – auch für den Klimaschutz. Die Länder wollen vom Bund jetzt eine Nachfolgeregelung.

Das 9-Euro-Ticket war im Sommer ein Verkaufsschlager.

© epd/Daniel Peter

Das 9-Euro-Ticket war im Sommer ein Verkaufsschlager.

Von Kilian Schroeder

Für die deutschen Verkehrsunternehmen ist das 9-Euro-Ticket ein Erfolgsmodell. Wie aus einer Studie im Auftrag des Branchenverbandes VDV und der Deutschen Bahn hervorgeht, wurde das Ticket seit Mai rund 52 Millionen Mal verkauft. Außerdem haben es mehr als zehn Millionen Abonnenten automatisch erhalten. Das hatte laut der Untersuchung auch Auswirkungen auf den Klimaschutz: Die drei Monate 9-Euro-Ticket haben demnach rund 1,8 Millionen Tonnen CO2 eingespart, in etwa so viel wie ein Jahr Tempolimit auf der Autobahn. Für die Studie wurden 6000 Personen wöchentlich befragt, es ist die bisher größte Untersuchung dazu. Das 9-Euro-Ticket läuft am Mittwoch aus. Drei Monate lang konnten Inhaber für je neun Euro pro Monat den gesamten Nah- und Regionalverkehr nutzen.

Regierungsparteien sind sich uneinig

„Das 9-Euro-Ticket hat also nicht nur die Bürgerinnen und Bürger finanziell entlastet, sondern auch eine eindeutig positive Wirkung fürs Klima“, sagte Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des VDV bei der Präsentation. Die Politik müsse daher zügig über eine Fortsetzung des Angebots entscheiden. „Wenn wir Verkehrswende und Klimawandel ernst nehmen, dann müssen wir jetzt handeln.“

Die Grünen sind in der Bundesregierung durchaus offen für eine Nachfolgeregelung. „Wenn wir das Anschlussangebot klug ausbuchstabieren hinsichtlich Preis und Einfachheit, kann ein Anschlussticket ein wichtiger Baustein sein, um zurück auf den 1,5-Grad-Pfad zu gelangen“, sagte Stefan Gelbhaar, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, unserer Zeitung. Sein Amtskollege Bernd Reuther von der FDP erteilte dem allerdings eine Absage: „Das 9-Euro-Ticket hat sein Ziel erreicht, die Nutzerinnen und Nutzer für drei Monate zu entlasten und sie zu vielen zusätzlichen Fahrten ermuntert. Eine Anschlusslösung an das Billigticket wird es allerdings nicht geben“, sagte er unserer Zeitung. Es sei kaum Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert worden.

Länder fordern Geld für Infrastuktur

Aus der Studie des VDV geht das allerdings schon hervor. So hätten zehn Prozent der Käufer des Tickets auf mindestens eine tägliche Autofahrt verzichtet. Allerdings gebe es in ländlichen Gebieten halb so viele Ticketbesitzer wie in Städten.

Die Bundesländer fordern vom Bund angesichts der Studie Vorschläge für eine Nachfolgeregelung und mehr Geld für den Ausbau der Infrastruktur. „Die Länder tun viel, um Busse und Bahnen zu stärken. Ohne eine deutliche Anhebung der Regionalisierungsmittel kann aber das Angebot im öffentlichen Nahverkehr nicht ausgebaut werden“, sagte Winfried Hermann (Grüne), Verkehrsminister in Baden-Württemberg.

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Erstellt:
29. August 2022, 16:44 Uhr

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