Gesetzliche Vorgaben, Mindesttemperaturen und Wohlbefinden
Ab wann sollte man heizen?
Aktuell fallen die Temperaturen nachts bereits auf herbstliche Werte. Sollte man daher schon mit dem Heizen beginnen?

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Von Lukas Böhl
In Deutschland gibt es keine gesetzlich festgelegte Heizperiode, die vorgibt, ab wann Vermieter die Heizung einschalten müssen. In der Praxis hat sich jedoch der Zeitraum zwischen dem 1. Oktober und dem 1. April etabliert, der auch regelmäßig von Gerichten herangezogen wird. In dieser Zeit müssen Vermieter sicherstellen, dass die Wohnungen ausreichend beheizt werden können. Konkret bedeutet das: Wohnräume müssen auf 20 bis 22 °C beheizbar sein, nachts darf die Temperatur nicht unter 18 °C sinken.
Und wenn es früher kalt wird?
Natürlich können Kälteperioden auch schon vor Oktober auftreten. Sinkt die Außentemperatur über mehrere Tage deutlich ab, müssen Vermieter die Heizung auch außerhalb der Heizperiode einschalten. Gesetzlich gibt es jedoch keine starren Vorgaben, ab wann dieser Fall eintritt. Als Faustregel gilt: Liegt die Raumtemperatur an zwei aufeinanderfolgenden Tagen unter 18 °C, besteht in der Regel ein Anspruch auf Heizung. Eine nicht funktionierende Heizung in einer Kälteperiode kann unter Umständen auch eine Mietminderung rechtfertigen – pauschale Regelungen gibt es jedoch nicht, es kommt immer auf den Einzelfall an.
Ab wann sollten Mieter heizen?
Für Mieter gibt es zwar keine generelle Heizpflicht, sie sind jedoch gesetzlich verpflichtet, Schäden an der Bausubstanz zu vermeiden. Dazu zählen auch Feuchtigkeits- und Schimmelschäden, die durch unzureichendes Heizen entstehen können. Pauschal lässt sich schwer sagen, ab wann geheizt werden muss, um Schimmel zu verhindern. Es existieren jedoch Richtwerte für verschiedene Gebäudetypen:
- Altbau vor 1977: 15 – 17 °C
- Baujahr 1977–1995: 14 – 16 °C
- nach 1995 (WSchV/GEG-Standard): 12 – 15 °C
- Niedrigenergiehaus: 11 – 14 °C
- Passivhaus: 9 – 11 °C
Je nach Wohnsituation können die Werte abweichen. Um Schimmel vorzubeugen, sollte außerdem regelmäßig gelüftet werden. Die Raumfeuchtigkeit sollte idealerweise nicht dauerhaft über 60 bis 65 % liegen. Ein Hygrometer kann helfen, die Luftfeuchtigkeit zu überwachen und bei Bedarf durch Heizen und Lüften gegenzusteuern.
Wie sieht es mit dem Wohlbefinden aus?
Neben rechtlichen Pflichten und empfohlenen Mindesttemperaturen spielt auch das persönliche Wohlbefinden eine Rolle bei der Entscheidung, wann man die Heizung einschaltet. Je nach Empfinden kann dies früher oder später im Jahr der Fall sein. Wer früher heizt, kann mit einfachen Maßnahmen Heizkosten sparen:
- Regelmäßiges Entlüften der Heizkörper steigert die Effizienz.
- Abgedichtete Fenster verhindern Wärmeverluste.
- Elektronische Thermostate helfen, die Raumtemperatur effizient zu steuern und Energiekosten zu senken.