Sackgasse Autoindustrie?

Abruptes Aus bei Porsche: „Und plötzlich stehst du ohne Job da“

Für Berufseinsteiger sind derzeit viele Türen zu. Auch Lukas L.s Stelle bei Porsche wurde gestrichen. Wie der 24-Jährige den Frust bewältigt und neue Wege sucht.

Lukas L. (24) war als Zeitarbeiter bei Porsche. Sein Chef hätte ihn gerne behalten, sagt er.

© Matthias Schmidt

Lukas L. (24) war als Zeitarbeiter bei Porsche. Sein Chef hätte ihn gerne behalten, sagt er.

Von Matthias Schmidt

Für Lukas L. aus der Nähe von Tübingen hat sich lange alles in ein stimmiges Bild gefügt. Aber plötzlich liegt es in Scherben. Den Großeltern gehörte eine Autowerkstatt, die Mutter ist Kfz-Meisterin, der Vater arbeitet als Ingenieur für einen bekannten Zulieferer. Lukas L.* weiß früh, welchen Weg er auf ihren Spuren einschlagen will. An der Hochschule Esslingen gehört er zu den Jahrgangsbesten im Studienfach Fahrzeugtechnik, Notendurchschnitt 1,3. Die Einträge im Lebenslauf machen sich gut: Auslandssemester in Singapur, Abschlussarbeit bei Mercedes.

Erste Anzeichen, dass trotzdem nicht alles wie auf Schienen läuft, sieht er 2023 gleich nach dem Bachelorabschluss. Die Großen der Branche – Mercedes, Porsche, Bosch – schreiben kaum noch Stellen aus, höchstens für Werkstudenten und Praktika. Trotzdem schafft er den Einstieg. Auf Empfehlung eines Freundes heuert er bei einer international renommierten Zeitarbeitsfirma an – und landet auf einer „finanziell durchaus attraktiven Stelle“ im Entwicklungszentrum von Porsche. In seiner Abteilung wird die Konformität der Autos mit regulatorischen Vorgaben geprüft. Ein richtig guter Job, sagt er. „Wir waren eine super Truppe, und mein Chef hätte mich gern behalten“, sagt er. Nach eineinhalb Jahren aber kommt das Aus.

Am ersten Tag nach dem Winterurlaub findet er eine Notiz, er solle sich beim Vorgesetzten melden. Ihm wird eröffnet, dass Personal gespart werden muss. Von den zehn Zeitarbeitern in der 50-Mann-Abteilung müssen sieben gehen. Ende Februar 2025 ist sein letzter Arbeitstag bei Porsche. „Alle waren fassungslos“, erinnert er sich. Er selbst empfindet es als herben Rückschlag, mit dem man auch mental erst einmal klar kommen müsse. „Man hat sich im Studium und danach wirklich angestrengt – und plötzlich stehst du ohne Job da. Das ist schon extrem frustrierend“, beschreibt er die Situation.

Nach dem Aus bei Porsche kommt die Kündigung der Zeitarbeitsfirma

Die Kündigung von der Zeitarbeitsfirma lässt nicht lange auf sich warten, nachdem Lukas L. alternative Stellen – beispielsweise als Facility Manager in einer anderen Ecke Deutschlands – ablehnt. Auf Ende März wird er gekündigt. Zu spät, um sich noch für ein Masterstudium zum Sommersemester zu bewerben. Lukas L. meldet sich arbeitslos, er ist jetzt 24 Jahre alt.

Viele Kommilitonen aus Esslingen könnten ähnliche Geschichten erzählen, sagt er. Manche haben angesichts geringer Einstiegschancen gleich den Master angehängt oder denken jetzt über Promotionen nach. Auch er selbst geht nun zurück an die Uni. „Man muss das Beste aus der Situation machen“, meint er. Für ihn heißt das vor allem: sich für andere Branchen qualifizieren, „sich einfach breiter aufstellen“.

Die Zukunft sucht Lukas L. jetzt in anderen Branchen

Zum Wintersemester startet sein Masterstudiengang Management an der Technischen Universität München. Vielleicht bieten sich in der Rüstungsindustrie oder im Feld der Erneuerbaren Energien neue Chancen, hofft er. Den auch finanziell verlockenden Traum, in der Autoindustrie unterzukommen, will er zwar nicht ganz aufgeben. Aber sein Bild von der einstmals sicheren Bank ist nachhaltig erschüttert.

Lukas L. weiß, dass es keine Garantien für Beschäftigung gibt: „Vor fünf Jahren hat noch niemand die große Krise in der Autoindustrie vorhergesehen. Aber dann kam der Einbruch in China und Trump mit seinen Zöllen.“ Der Zukunft des Autolands Baden-Württemberg sieht er ernüchtert entgegen. „Wie es davor war, wird es nicht mehr werden.“

* Der vollständige Name ist der Redaktion bekannt.

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Erstellt:
8. August 2025, 11:58 Uhr

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