Abwärtstrend in Industrie hält an

dpa Wiesbaden/Köln. Internationale Handelskonflikte belasten die Geschäfte der exportorientierten deutschen Industrie. Lichtblick in dem zunehmend trüben Konjunkturbild ist der Privatkonsum.

Deutschlands exportorientierte Industrie leidet unter internationalen Handelskonflikten. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Deutschlands exportorientierte Industrie leidet unter internationalen Handelskonflikten. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Die exportorientierte deutsche Industrie steckt in der Flaute, die Konsumfreude der Verbraucher verhindert bislang jedoch einen Absturz der deutschen Konjunktur. Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet auch für die kommenden Monate mit einem weiterhin stabilen Privatkonsum.

„Die Stimmungslage der Verbraucher ist zwar weit von der Hochstimmung vergangener Jahre entfernt“, teilte der Verband am Montag mit, „mit einem Einbruch des privaten Konsums ist aber auch in den kommenden Monaten nicht zu rechnen“.

Gründe seien unter anderem die nach wie vor „robuste Lage auf dem Arbeitsmarkt“ sowie in den vergangenen Jahren gestiegene Löhne und Renten. Auch die „seit Jahren schwache Inflationsrate“ erhöhe die Kaufkraft der Haushalte. „Damit bildet der private Konsum ein gesamtwirtschaftliches Gegengewicht zur derzeit schwächelnden Konjunktur“, hieß es.

Die Schwäche der deutschen Industrie setzte sich im August unterdessen fort. Bei den Betrieben gingen im Vergleich zum Vormonat 0,6 Prozent weniger Bestellungen ein, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Marktbeobachter hatten im Mittel nur ein Minus von 0,3 Prozent erwartet. Es war der zweite Rückgang in Folge und die mittlerweile fünfte Abschwächung im laufenden Jahr. Verglichen mit August 2018 sank der Auftragseingang um 6,7 Prozent.

„Die Auftragseingänge setzen ihren Abwärtstrend fort und sinken auf das Niveau von 2016“, erläuterte Katharina Huhn, Konjunkturexpertin des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Kunden im Ausland und inzwischen auch zunehmend im Inland hielten sich vor allem mit Bestellungen für Investitionsgüter zurück, wie beispielsweise Maschinen. „Die neuesten Entwicklungen im Handelsstreit zwischen den USA und Europa geben zudem wenig Hoffnung auf eine baldige Entspannung der Situation“, sagte Huhn.

Deutschlands exportorientierte Industrie leidet unter internationalen Handelskonflikten. Die Produktion ist seit geraumer Zeit rückläufig, da die Nachfrage in wichtigen Absatzmärkten schwächelt. Neben dem Dauerstreit zwischen den USA und China, hatte sich zuletzt die Auseinandersetzung zwischen der Europäischen Union (EU) und Washington wegen Subventionen für den europäischen Flugzeugbauer Airbus beziehungsweise den US-Hersteller Boeing zugespitzt.

Führende Wirtschaftsforschungsinstitute hatten vor allem wegen der Industrie-Schwäche ihre Konjunkturprognosen jüngst deutlich gesenkt. Für dieses Jahr erwarten die Institute wie die Bundesregierung nur noch einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 0,5 Prozent und damit 0,3 Prozentpunkte weniger als im Frühjahr. Für 2020 gehen sie von 1,1 Prozent aus - davon entfallen allerdings 0,4 Punkte allein auf mehr Arbeitstage im Kalender. Die Gründe sehen sie vor allem in den von den USA angestoßenen Handelskonflikten sowie dem anstehenden Brexit.

Nachdem das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2019 geschrumpft war, rechnen die Forscher auch im dritten Vierteljahr mit einem Rückgang. Europas größte Volkswirtschaft würde damit in eine leichte Rezession rutschen. Anders sähe es aus, wenn die Wirtschaftsleistung im Gesamtjahr im Vergleich zum Vorjahr rückläufig wäre. Damit wird derzeit jedoch nicht gerechnet. Zuletzt war die Deutschland 2009 infolge der globalen Finanzkrise in eine schwere Rezession gestürzt.

Das HDE-Konsumbarometer sank im Oktober nur leicht um 0,27 Punkte auf 99,74 Punkte. Dafür befragt der Verband einmal im Monat rund 2000 Verbraucher nach geplanten Anschaffungen, der finanziellen Situation, zur Sparneigung und weiteren Faktoren, die Aufschluss über den zu erwartenden Konsum geben. Der Index bildet nicht das aktuelle Verbraucherverhalten ab, sondern die erwartete Stimmung in den kommenden drei Monaten. Auch die GfK-Konsumforscher befragen einmal im Monat Verbraucher. Danach waren die Menschen in Deutschland im September weiter in Kauflaune. Konsumklimaindex legte erstmals seit mehr als einem halben Jahr sogar wieder zu.

Zum Artikel

Erstellt:
7. Oktober 2019, 17:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen