Acht Kandidaten auf dem Stimmzettel

Die Bewerbungsfrist für das Amt des Backnanger Oberbürgermeisters ist gestern Abend zu Ende gegangen. Zehn Bewerbungen sind eingegangen, aber nur acht Kandidaten haben die erforderlichen Unterlagen vorgelegt.

Hier hinein möchten alle acht Bewerber: Das Backnanger Rathaus. Wer es schon beim ersten Wahlgang am 14. März schaffen möchte, der benötigt 50 Prozent der Stimmen, im zweiten Wahlgang reicht die einfache Mehrheit. Foto: E. Layher

© Edgar Layher

Hier hinein möchten alle acht Bewerber: Das Backnanger Rathaus. Wer es schon beim ersten Wahlgang am 14. März schaffen möchte, der benötigt 50 Prozent der Stimmen, im zweiten Wahlgang reicht die einfache Mehrheit. Foto: E. Layher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Die erste Entscheidung im Kampf um das Amt des Oberbürgermeisters von Backnang ist gefällt: Auf dem Stimmzettel am Wahltag, Sonntag, 14. März, werden mit großer Wahrscheinlichkeit acht Namen stehen, da von diesen Kandidaten alle Unterlagen vorliegen. Dies sind Maximilian Friedrich, Jörg Bauer, Roland Stümke, Stefan Neumann, Marco Stephan Schlich, Stefan Braun, Andreas Brunold und Julia Papadopoulos. Die endgültige Entscheidung, ob ein Bewerber zugelassen wird, fällt jedoch der Gemeindewahlausschuss in einer öffentlichen Sitzung am Montag, 22. Februar, um 18 Uhr im Backnanger Bürgerhaus. Dann wird auch die Reihenfolge festgelegt, in der die Bewerber auf dem Wahlzettel stehen. Offen sind dabei nur die Plätze eins und zwei, da Friedrich und Bauer die Chance des frühestmöglichen Abgabetermins genutzt haben. Erster Bürgermeister Siegfried Janocha wird daher in der Ausschusssitzung losen, welcher Name an erster Stelle steht. Die anderen sechs Namen folgen wie oben aufgelistet.

Die acht Kandidaten haben die notwendigen Unterlagen fristgerecht und vollständig eingereicht, bestätigt Timo Mäule, der Leiter des Backnanger Haupt- und Personalamts. Dazu gehören neben dem obligatorischen Bewerbungsschreiben eine Wählbarkeitsbescheinigung der jeweiligen Meldebehörde und mindestens 50 Unterstützerunterschriften. Insgesamt sind sogar zehn Bewerbungen im Rathaus eingegangen, doch die Bewerber Stefan Verba und Jörg Lesser haben die nötigen Unterschriften von Backnangern, die sie unterstützen wollen, nicht zusammenbekommen.

CDU-Ortsverein unterstützt Neumann nach Kräften.

Bei der Wahl ist auffällig, dass mit Ausnahme von Stefan Neumann keiner der Kandidaten von einer etablierten Partei ins Rennen geschickt wurde. Und auch Neumann erklärt, dass er zwar seit 2019 CDU-Mitglied ist, in diesem Wahlkampf aber eher als parteiunabhängiger Kandidat antritt. Bei seiner Vorstellung Anfang Januar hatte Neumann den CDU-Ortsverband nicht nur mit seiner Qualifikation und Berufserfahrung, sondern auch menschlich überzeugt. Ortsvereinsvorsitzender Manuel Häußer hatte damals angekündigt: „Wir werden ihn nach Kräften unterstützen.“

Während sich also die CDU zumindest über einen Bewerber mit ihrem Parteibuch freuen kann, konnten weder die SPD noch die Grünen einen eigenen Kandidaten finden. Heinz Franke, Chef der Backnanger SPD-Fraktion, ist darüber nicht glücklich: „Wir haben lange darum gekämpft, einen Kandidaten zu finden, aber niemand ist gesprungen.“ Er beobachtet einen Trend, nicht nur in Backnang, dass bei den Wahlen immer weniger qualifizierte Kandidaten antreten. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion sagt es ganz unverblümt: „Ich bin enttäuscht, aber nicht besonders überrascht.“

Der SPD-Ortsverein hält sich mit einer Wahlempfehlung zwar noch zurück, aber er hat die beiden aus seiner Sicht „am meisten geeigneten Kandidaten“, nämlich Friedrich und Neumann, auf Samstag, 27. Februar, zu einer Videokonferenz eingeladen. Im Anschluss daran möchte der Ortsverein ein Meinungsbild erstellen und – falls sich ein eindeutiges Bild herauskristallisiert – auch eine Wahlempfehlung aussprechen. Armin Dobler vom Ortsverein sagte zu der Auswahl der beiden: „Uns ist Kompetenz wichtiger als das Parteibuch.“ So spreche etwa ganz eindeutig für Friedrich und Neumann, dass beide bereits Bürgermeister sind und somit einschlägige Erfahrung haben. „Zudem sind beide frühzeitig von sich aus auf uns zugekommen.“ Mit Blick auf das übrige Bewerberfeld sagt Dobler: „Ich wundere mich zuweilen, wer sich so alles die Aufgabe zutraut.“ Dass die SPD keinen eigenen Kandidaten gefunden hat, bedauert auch Dobler: „Wir haben uns bemüht und uns auf die Suche begeben. Aber es muss jemand brennen für diese Aufgabe. Wenn wir erst jemand dazu überreden müssen, macht das keinen Sinn.“ Allerdings weist Dobler darauf hin, dass die Coronasituation vermutlich viele Interessenten abgeschreckt hat.

Die Grünen stehen mehrheitlich hinter Friedrich.

Im Gegensatz zu den Sozialdemokraten haben sich die Grünen bereits mit den beiden Bewerbern Friedrich und Neumann getroffen. Auch bei den Grünen wurden diese offensichtlich als besonders fähig und aussichtsreich eingestuft. Fraktionsvorsitzender Willy Härtner berichtet, dass das Duo nacheinander zu einer Vorstellungsrunde eingeladen war. Dabei hatte jeder der Kandidaten zehn Minuten Zeit, sich vorzustellen, danach konnten die Mitglieder der Grünen-Fraktion und des Ortsvereins 50 Minuten lang Fragen stellen. Im Anschluss diskutierte die Runde über den jeweiligen Auftritt der Kandidaten. Dabei sprach sich eine deutliche Mehrheit für Maximilian Friedrich aus, der die Runde offensichtlich mehr davon überzeugen konnte, dass er für Backnang brennt. Auch der Kandidat Stefan Braun hatte sich schon bei den Grünen gemeldet, dort aber nur mit der Fraktion gesprochen. Da er jedoch die Grünen „nicht überzeugen konnte“, wurde er nicht zu der großen Vorstellungsrunde eingeladen.

Das Bewerberfeld für die Wahl des Backnanger Oberbürgermeisters am 14. März

Maximilian Friedrich wurde am 16. März 1987 in Backnang geboren. 2012 wurde er zum Bürgermeister von Berglen gewählt und 2020 im Amt bestätigt. Friedrich ist verheiratet und Vater einer Tochter. Er tritt als parteiunabhängiger Kandidat an.

Jörg Bauer wurde am 8. Oktober 1969 in Backnang geboren. Der Bauunternehmer sitzt seit 2019 für das Bürgerforum Backnang im Gemeinderat. Bauer ist verheiratet. Er ist zwar FDP-Parteimitglied, tritt aber als unabhängiger Kandidat an.

Roland Stümke wurde am 26. März 1968 in Ravensburg geboren, wohnt in Backnang (33 Jahre) und wohnte in Kleinaspach. Der Bankfachwirt ist verheiratet und hat drei Kinder. Er ist parteilos, war aber bis Mitte Januar dieses Jahres Mitglied der Partei „Die Linke“.

Stefan Neumann kam am 5. November 1982 in Schwedt an der Oder zur Welt. Er ist seit 2010 Bürgermeister von Künzelsau, verheiratet und Vater von drei Kindern. Neumann ist CDU-Mitglied, tritt aber als unabhängiger Kandidat an.

Marco Schlich wurde am 18. November 1975 in Schorndorf geboren und studierte Bauingenieurwesen in Stuttgart. Der Diplom-Ingenieur ist ledig, hat keine Kinder, lebt seit 15 Jahren in Backnang, ist Mitglied von „Die Partei“ und tritt parteiunabhängig an.

Stefan Braun wurde am 14. Mai 1964 in Loßburg geboren. Der Jurist arbeitet als Referatsleiter des Rechtsreferats des Ministeriums Ländlicher Raum in Stuttgart. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Andreas Brunold wurde am 16. November 1955 in Backnang geboren. Er ist Universitätsprofessor für „Politische Bildung und Politikdidaktik“. Brunold wohnt in Backnang, ist ledig, kinderlos und gehört keiner Partei an.

Julia Papadopoulos wurde am 17. November 1984 in Hannover geboren, lebt seit 2012 in Waiblingen, ist Doktorandin, verheiratet und sitzt seit 2019 im Gemeinderat. Sie ist Mitglied und Funktionärin der Tierschutzpartei.

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Erstellt:
19. Februar 2021, 06:00 Uhr

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