ZDF-Sendung

Aktenzeichen XY Update: Zuschauer erkennen Täterstimmen wieder

Tonaufnahmen führen zu weiteren Schockanruf-Opfern, in einem Fall meldet sich plötzlich das Rockermilieu – und bei der Babyleiche von Maulburg rückt eine ungewöhnliche Folie in den Fokus.

Fabian Puchelt gibt Auskunft, welche Hinweise zur letzten Aktenzeichen-XY-Sendung eingegangen sind.

© ZDF und Saskia Pavek

Fabian Puchelt gibt Auskunft, welche Hinweise zur letzten Aktenzeichen-XY-Sendung eingegangen sind.

Von Katrin Jokic

Eine Woche nach der Ausstrahlung der „Aktenzeichen XY“-Folge vom 5. November 2025 liegen den Ermittlern neue Informationen zu gleich drei schweren Fällen vor. Die Hinweise reichen von Tonaufnahmen mutmaßlicher Betrüger bis zu möglichen Spuren im Rockermilieu – und könnten entscheidende Wendungen bringen.

Fall 1: Schockanrufe – Tonaufnahmen der Täter führen zu neuen Opfern

Im Mittelpunkt stand unter anderem ein Schockanruf, der im November 2024 ein Ehepaar im Landkreis Passau traf. Ein angeblicher Kripobeamter behauptete, der Sohn habe einen tödlichen Unfall verursacht und müsse gegen Zahlung einer Kaution von 60.000 Euro freikommen. Der 90-jährige Ehemann machte sich tatsächlich auf den Weg nach Passau, um Bargeld und Wertgegenstände zu übergeben – die Polizei konnte kurz vor der Übergabe eingreifen.

Nach der XY-Ausstrahlung meldeten sich rund 40 Personen, so LKA-Ermittler Fabian Puchelt. Viele davon schilderten ähnliche Maschen oder gaben an, selbst Opfer geworden zu sein. Ein entscheidender Punkt:

Mehrere Zuschauer wollen die Stimmen der Täter auf den veröffentlichten Tonaufnahmen wiedererkannt haben.

Damit haben die Ermittler eine ungewöhnlich seltene Chance, Stimmprofile konkreten Fällen zuzuordnen. Zusätzlich wurde eine Audioaufnahme inzwischen einem möglichen Betrugsfall in Trier zugeordnet. Die Kripo Trier prüft aktuell, ob die Stimmen identisch sind und damit ein Zusammenhang besteht.

Puchelt nutzte das Update erneut für einen deutlichen Warnhinweis: Die Polizei holt niemals Bargeld oder Wertgegenstände zuhause ab und verlangt keine spontanen „Kautionszahlungen“ per Übergabe.

Fall 2: Verschwundener Rezan Cakici – Hinweise aus dem Rockermilieu

Seit Juli 2017 fehlt von Rezan Cakici jede Spur. Der heute Verschollene verließ damals eine Shisha-Bar in Oldenburg-Nadorst, ließ Handy und Autoschlüssel zurück – danach verliert sich seine Spur. Die Ermittler gehen inzwischen von einem Tötungsdelikt aus.

Nach der XY-Ausstrahlung gingen 33 Hinweise ein, von denen drei laut Puchelt besonders relevant sind. Bemerkenswert: Einige Hinweise stammen aus dem Rocker-Milieu – ein Umfeld, das üblicherweise keine Informationen an die Polizei weitergibt.

Außerdem kursieren Hinweise auf ein mutmaßlich existierendes Video, das die Tötung Cakicis zeigen soll. Die Ermittler suchen daher ausdrücklich nach Personen, die etwas über dieses Video wissen oder es gesehen haben könnten. Jede Information könnte klären, was im Sommer 2017 tatsächlich geschah.

Fall 3: Unbekannte Babyleiche von Maulburg – Fokus auf Schaumfolie

Der Fund einer Babyleiche in einem Waldstück bei Maulburg (Baden-Württemberg) hatte bundesweit für Bestürzung gesorgt. Eine Spaziergängerin entdeckte am 10. Oktober 2025 einen blauen Müllsack mit einem toten neugeborenen Jungen – eingewickelt in weiße Schaumfolie samt Plazenta und Nabelschnur.

Nach der XY-Sendung gingen rund 44 Hinweise ein. Viele davon beziehen sich auf die auffällige Folie:

  • Mehrere Zuschauer erkannten sie als mögliche Trittschalldämmung aus dem Baubereich.
  • Die Ermittler prüfen derzeit, ob diese Einschätzung zutrifft – oder ob die Folie auch in anderen Bereichen verwendet werden könnte.
  • Noch nicht geklärt ist, ob jemand Schaumfolie und den gezeigten Müllbeutel in dieser Kombination schon einmal gesehen hat.

Die Ermittler hoffen weiterhin auf Hinweise von Privatleuten sowie aus Handwerk, Baugewerbe oder Entsorgungsbranche, um den Ursprung der Materialien einzugrenzen.

Die Hinweise der Zuschauer haben erneut gezeigt, welche Bedeutung die Öffentlichkeitsfahndung bei „Aktenzeichen XY“ hat. Ob es die Stimmen von Betrügern, Spuren im Umfeld eines Vermissten oder Materialhinweise aus einem grausamen Fund sind: In allen drei Fällen ergeben sich neue, wertvolle Ermittlungsansätze. Die Polizei bittet weiterhin um Hinweise – selbst kleine Details könnten entscheidend sein.

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Erstellt:
13. November 2025, 09:42 Uhr

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