Aldi Nord und Aldi Süd

„Aldi-Äquator“ bald Geschichte?

Kommt der große Discounter-Zusammenschluss? Nach über 60 Jahren getrennter Wege ist die Rede von Wiedervereinigung zwischen Aldi Nord und Aldi Süd.

Moderne Aldi-Filiale in Berlin.

© IMAGO/NurPhoto

Moderne Aldi-Filiale in Berlin.

Von Michael Maier

Möglicher Paukenschlag im deutschen Einzelhandel: Es gibt nicht nur massive Preissenkungen durch den Discounter-Konkurrenzampf mit Lidl – die beiden Riesen Aldi Nord und Aldi Süd führen offenbar auch Gespräche über eine engere Zusammenarbeit, die mutmaßlich sogar in einer (Teil-)Fusion münden könnte.

Der „Aldi-Äquator“, jene imaginäre Grenze, die quer durch Nordrhein-Westfalen vom Westmünsterland über Mülheim an der Ruhr bis nach Ostdeutschland verläuft, könnte bald Geschichte sein. Nach Medienberichten sollen die Eigentümerfamilien in geheimen Gesprächen verschiedene Szenarien für einen Zusammenschluss ausloten.

Holding für Aldi Süd und Nord?

Ein mögliches Modell wäre die Bildung einer gemeinsamen Holding. Bisher wird Aldi Nord von der Familie Albrecht und Aldi Süd von der Familie Heister über verschiedene Stiftungen kontrolliert. Die Unternehmen selbst haben sich zu den Berichten bisher nicht offiziell geäußert.

Allerdings dämpfen Insider die Fusionserwartungen. Ein kompletter Zusammenschluss sei aus kartellrechtlichen Gründen kaum möglich. Aldi Süd ist mit einem Nettoumsatz von 18,8 Milliarden Euro der zweitgrößte Discounter in Deutschland, während Aldi Nord mit 14,3 Milliarden Euro auf Platz vier liegt. Bei wachsenden Herausforderungen durch Krieg und Lieferkettenprobleme haben die Einzelhändler in den letzten Jahren auch ihre Preise erhöht.

Lebensmittelinflation in Deutschland (seit 2021)

  • Speisefett und Speiseöl: +64,3%
  • Brot und Backwaren: +37,4%
  • Fleisch und Wurst: +35,4%
  • Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren: +31,5%
  • Milch, Molkereiprodukte und Eier: +31,9%
  • Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchte: +29,5%
  • Mineralwasser, Limonaden und Säfte: +29,0%
  • Kaffee, Tee und Kakao: +24,8%
  • Gemüse: +21,3%
  • Obst: +16,1%
  • Quelle: Verbraucherzentrale

Aldi-Äquator wegen Zigaretten?

Die Geschichte der Aldi-Aufspaltung in Nord und Süd reicht bis ins Jahr 1961 zurück, als sich die Brüder Theo und Karl Albrecht entschieden, das gemeinsam aufgebaute Unternehmen aufzuteilen. Über die Gründe wird bis heute spekuliert - von unterschiedlichen Ansichten zum Zigarettenverkauf bis hin zu persönlichen Differenzen.

In den letzten Jahren haben die beiden Unternehmen bereits in verschiedenen Bereichen ihre Zusammenarbeit verstärkt. Ende 2020 wurden große Teile der Eigenmarken vereinheitlicht, auch beim Marketing gibt es Kooperationen. Ob aus dieser Annäherung tatsächlich eine Wiedervereinigung wird, bleibt abzuwarten.

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Erstellt:
3. Juni 2025, 17:52 Uhr
Aktualisiert:
4. Juni 2025, 08:44 Uhr

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