Spiel mit Preisen

Aldi, Lidl und jetzt Kaufland – Milka-Preisschlacht immer absurder

Wo ist Schokolade am günstigsten? Vor Weihnachten ändern sich die Preise fast täglich – nicht nur für Milka. Auch die Packungen sind verwirrend: Millionen Kunden fühlen sich veräppelt.

Auch Netto mischt mit – „App-Preise“ sorgen für zusätzliche Verwirrung.

© IMAGO/Martin Wagner

Auch Netto mischt mit – „App-Preise“ sorgen für zusätzliche Verwirrung.

Von Michael Maier

Der Preiskampf um Milka-Schokolade in Deutschland hat eine neue Stufe erreicht. Nach Aldi und Lidl beteiligt sich nun auch Kaufland an der Rabattschlacht um die beliebten Tafeln mit der lila Kuh - von denen übrigens jüngst einige wegen Fremdkörpern zurückgerufen werden mussten.

Laut aktuellem Prospekt bietet Kaufland die 90-Gramm-Tafel seit Donnerstag für nur 0,77 Euro an und zieht damit auf das exakte Preisniveau des Discounters Aldi, der den Preis zuvor ebenfalls auf diesen Wert gesenkt hatte.

Milka-Schokolade als Ladenhüter?

Die aggressive Preispolitik der Händler begann vor einigen Wochen, als Discounter und Supermarktketten die Preise für Milka-Schokolade wegen Absatzproblemen schrittweise reduzierten.

Auslöser waren zunächst Aktionen von Aldi und Lidl, die die Tafeln um etwa 60 Prozent günstiger anboten als der reguläre Ladenpreis von rund 1,99 Euro. Lidl und Rewe hatten die Tafeln für 0,79 Euro verkauft, bevor Aldi mit 0,77 Euro noch zwei Cent weniger verlangte.

Tests vor Ort (im Landkreis Göppingen) haben ergeben, dass es Milka bei Aldi und Kaufland wirklich noch flächendeckend zu solch günstigen Preisen gibt – nicht aber in jeder Lidl-Filiale. Hier war das Preisschild in der Woche vor Weihnachten teilweise wieder mit 1,99 Euro ausgewiesen.

Verwirrspiel mit neuen Milka-Tafeln

Wer große Milka-Tafeln kauft, bezahlt bei Lidl 4,99 Euro und kann im Vergleich also etwas sparen. Allerdings muss man dabei auf die Packung achten, denn je nach Sorte sind entweder 300 Gramm enthalten oder auch nur 276, 270 oder nur 250 Gramm. Vorsicht: Rein optisch ist der Unterschied nicht zu bemerken.

Für derlei Verwirrspiele hatte Milka 2025 den Negativpreis „Goldener Windbeutel“ von der Organisation „Foodwatch“ erhalten. Dass die normalen Tafeln statt 100 Gramm jetzt nur noch 90 Gramm enthalten, war den Vebrauchern besonders sauer aufgestoßen.

Aktuelle Preise für Milka-Schokolade (Stand: 19.12.)

  • Regulärer Preis: 1,99 Euro pro 90-Gramm-Tafel
  • Aldi: 0,77 Euro (Preisnachlass von ca. 61%)
  • Kaufland: 0,77 Euro (identisch mit Aldi)
  • Lidl: 0,79 Euro (nicht mehr in allen Filialen)
  • Netto: 0,99 Euro
  • Rewe: 0,79 Euro
  • Früherer Preis (Anfang 2025): 1,49 Euro für 100-Gramm-Tafel
  • Aktionspreis für Ritter Sport bei Rewe: 1,11 Euro statt 1,99 Euro
  • Aktionspreis für Ritter Sport bei Lidl: 0,95 Euro statt 1,99 Euro
  • Teilweise weitere Rabatte mit „App-Preis“

Rabatt jetzt auch auf Ritter Sport

Die Händler nutzen diese Preisoffensiven gezielt im Weihnachtsgeschäft, einer traditionell umsatzstarken Saison im Süßwarenbereich. Branchenbeobachter werten dies als Versuch, Kunden in die Filialen zu locken und Marktanteile zu sichern. Rabatte gibt es nicht nur für Milka, sondern jetzt auch für Ritter Sport. Rewe und Lidl seien hier eingestiegen, berichtet der WDR.

Mit dem Einstieg von Kaufland in den Preiskampf bricht ein neues Kapitel in der Konkurrenz zwischen Discountern und Vollsortimentern an. Früher galten die beiden Konzepte als völlig unterschiedlich, inzwischen werben auch Supermärkte mit „discountgünstigen“ Preisen.

Überhitzte Kakao-Preise wieder gesunken

Hintergrund der Preissenkungen könnte unter anderem der gefallene Kakaopreis sein. Laut der International Cocoa Organization (ICCO) erreichte der Kakaopreis im Januar 2025 einen Höchstwert von mehr als 10.000 Euro pro Tonne, ist aber seitdem wieder deutlich gefallen. Mitte Oktober 2025 lag der Preis bereits unter 5.000 Euro pro Tonne. Marktforschungsexperte Finn Ole Semrau vom Kieler Institut für Weltwirtschaft sprach gegenüber der dpa von einer „Korrektur nach der Überhitzung“.

Verbraucherschutz klagt gegen Milka

Gleichzeitig steht die Preispolitik auch im Kontext rückläufiger Verkaufszahlen für Milka-Produkte. Die Kritik an Preis- und Verpackungsstrategien des Herstellers hat das Image belastet, denn Anfang des Jahres hatte Milka nicht nur den Preis von 1,49 auf 1,99 Euro erhöht, sondern gleichzeitig die Füllmenge von 100 auf 90 Gramm reduziert.

Viele Kunden fühlten sich getäuscht, und die Verbraucherzentrale Hamburg reichte sogar Klage wegen unlauteren Wettbewerbs gegen den Mutterkonzern Mondelez beim Landgericht Bremen ein. Auch bezüglich verwirrender „App-Preise“ liegen die Verbraucherschützer derzeit teilweise im Streit mit Discountern – schließlich will nicht jeder noch eine nervige Anwendung vom Billigheimer aufs vollgespeicherte Handy ziehen. Auch Ältere fühlen sich dadurch ausgegrenzt.

Lindt-Schokolade nicht beim Discounter

Während Milka und Ritter Sport am großen Schoko-Preiskampf teilnehmen, gibt es andere Unternehmen, die sich verweigern. Der Schweizer Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli lehnt eine Zusammenarbeit mit den deutschen Lebensmitteldiscountern Aldi und Lidl ab. Unternehmenschef Adalbert Lechner erklärte im Interview mit der „Zeit“: „Sonst enden wir bei immer mehr und stärkeren Sonderangeboten und entwerten unsere Marke.“

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Erstellt:
19. Dezember 2025, 12:28 Uhr
Aktualisiert:
19. Dezember 2025, 12:32 Uhr

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