Alfred Stephan feiert sein 50-jähriges Dienstjubiläum als Schulleiter

In diesem Jahr feierte der Kirchberger Grundschulrektor sein 50-Jahr-Dienstjubiläum, als Schulleiter kann der bald 70-Jährige nicht mehr ein weiteres Jahr dranhängen. Doch er will nach seinem offiziellen Abschied als KV-Lehrkraft weiterarbeiten und Kollegen vertreten.

Alfred Stephan verlässt als Rektor die Kirchberger Schule und kommt wahrscheinlich als ganz normaler Lehrer zurück. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Alfred Stephan verlässt als Rektor die Kirchberger Schule und kommt wahrscheinlich als ganz normaler Lehrer zurück. Foto: Alexander Becher

Von Ingrid Knack

Kirchberg an der Murr. Schon fünfmal hat Alfred Stephan seinen Dienst um ein Jahr verlängert. In Pension zu gehen, war für ihn bisher keine Option. Doch nun ist eine Zäsur angesagt. „In dem Kalenderjahr, in dem man 70 wird, darf man nicht mehr verlängern“, sagt Stephan. Das ist Ende Dezember der Fall.

Doch die offizielle Abschiedsfeier heute heißt nicht, dass der gebürtige Hockenheimer der Schule, in der er seit 2007 der Chef ist, den Rücken kehrt. Gerne würde er als KV-Lehrkraft weiterarbeiten. So kann ein stückweit aufgefangen werden, wenn ein Kollege erkrankt ist. Bei einer Zusage hieße dies, dass er vier Stunden in der Woche unterrichten könnte. „Mathematik wird das sein“, erklärt Stephan. Die Schüler würden sich sicher darüber freuen. Denn in Kirchberg an der Murr steht Mathe jedenfalls nicht auf der Liste der unbeliebtesten Fächer. Stephan hat es geschafft, viele junge Kirchberger gerade für die Wissenschaft zu begeistern, bei der Logik und Abstraktion eine herausragende Rolle spielen – sowohl von Eltern als auch von Schülern ist das immer wieder zu hören. Und Stephan selbst ist sich ebenfalls sicher: „Meine Schüler mögen alle Mathe.“ All die Jahre hat er in seine pädagogischen Aufgaben viel Herzblut gesteckt.

Die Zweiminutenregel hilft, nicht gleich bei der ersten Schwierigkeit aufzugeben

„Die Schüler werden immer unselbstständiger. Das habe ich schon bei meiner Amtseinführung gesagt“, beantwortet Stephan die Frage nach den Herausforderungen der Zeit in seinem Bereich. Der Rektor setzt auf eine „gütige Strenge, eine milde Strenge“, um den jungen Menschen einen guten Weg aufzuzeigen. „Man muss eine Linie haben“, fügt er an. Zum Beispiel hat er bei Aufgabenstellungen eine Zweiminutenregel eingeführt. „Die ersten zwei Minuten darf keiner was fragen.“ Jeder soll sich zuerst in die Aufgabe reindenken. Hakt es trotzdem, gibt der Pädagoge Tipps, „dass man selber auf die Lösung kommt. Das habe ich auch mit meinen letzten Viererklassen gut hingekriegt, dass sie nicht ständig fragen, sondern sich reinknien und am Ende stolz sind, wenn sie es selbst geschafft haben.“ Dass Schüler immer gleich fragen, wenn sie etwas nicht wissen, das sei durch Untersuchungen bestätigt worden, weiß Stephan.

Als Alfred Stephan noch keine Führungsposition bekleidete, hat er nach eigenen Worten „im Prinzip alles“ unterrichtet. In Heidelberg hatte er Sport als Wahlfach, Mathematik als Beifach und evangelische Theologie als ergänzendes Studienfach studiert. Mitten im Schuljahr 1975/1976, im April 1976, begann er seine schulische Laufbahn an der Martin-Luther-Schule in Bad Cannstatt. Zum nächsten Schuljahr 1976/1977 wechselte er an die Schillerschule in Bad Cannstatt. An dieser sechszügigen Hauptschule blieb er bis 1990. Seine Leichtathletikmannschaft schaffte es in dieser Zeit dreimal ins Landesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“. Als Junglehrer habe er viele gute Sportler entdeckt, versichert er. „Da war ich noch mit Leib und Seele Leichtathlet.“ Der Kurpfälzer verstand es auch stets, schwächere Schüler zu integrieren. Stephan war der ideale Mann als Verbindungslehrer.

Eine seiner Hauptaufgaben: die Umgestaltung der Schule zur Ganztagsschule

Seine nächste Station war eine Konrektorstelle an der Falkertschule im Stuttgarter Westen. Die Umgestaltung der Schule zur Ganztagsschule war eine seiner Hauptaufgaben. Die Falkertschule war eine der ersten Ganztagsschulen in Stuttgart. Ein zweiter Schwerpunkt seiner Arbeit war der Unterricht der besten Hauptschüler aus Stuttgart. Diese Schüler sollten später in die 10. Klasse der Realschule wechseln. 1996 ging Stephan als Konrektor an die damalige Karolingerschule, eine Grund- und Hauptschule in Waiblingen. Dort leitete er praktisch die Hauptschule und war Klassenlehrer der 10. Klassen der Werkrealschule. Einer seiner ehemaligen Schüler an dieser Schule sei so gut in Informatik gewesen, dass er eine eigene Firma gegründet habe.

Zu Beginn des Schuljahres 2007/2008 übernahm er schließlich an der damaligen Grund- und Werkrealschule in Kirchberg an der Murr die Stelle als Rektor. „Es war das Jahr, als der VfB das letzte Mal deutscher Meister geworden ist“, erinnert sich Stephan. Später, im Zuge der Einführung der Gemeinschaftsschulen, wurde die Werkrealschule ein Auslaufmodell, in Kirchberg wurde 2018 der letzte Jahrgang der Werkrealschüler entlassen. Das war für den eingefleischten Hauptschullehrer ein trauriges Ereignis. Doch mit großer Passion leitete Stephan fortan auch die Kirchberger Grundschule, die in seiner Amtszeit zur Ganztagsschule umgestaltet wurde. „Nachdem der letzte Jahrgang gegangen war, habe ich in der Grundschule die Klassen 3 und 4 unterrichtet“, sagt Stephan. Und die Coronapandemie hat ihn zum Ende seiner Zeit als Rektor noch mal so richtig gefordert. Bei Problemen habe er immer auf das persönliche Gespräch gesetzt, sagt er.

In seiner Freizeit möchte Stephan mehr Sport treiben, reisen und lesen

Unlängst wurde er übrigens für 50 Dienstjahre geehrt. Dies war deshalb möglich, weil dafür teilweise die Studien- und Bundeswehrzeiten angerechnet werden.

Wenn Stephan nun bald viel mehr Freizeit hat als bisher, wird es ihm wohl nicht langweilig werden. Sport hat er schon immer getrieben, vom Zehnkampf über Volleyball, Handball, Skifahren, Fußball bis hin zum Tennis. Was nicht ganz ohne Verletzungen abging. Doch Tennis ist auch heute noch sein Ding. Im Tennisclub Hochberg ist er im Vorstand. Neben weiteren Hobbys wie Reisen und Lesen hat es ihm die Kunst angetan. In seinem Rektorzimmer und im Flur hängen Bilder von ihm, unter anderem Porträts und abstrakte Arbeiten.

Für die Kirchberger Schule wünscht er sich: „Wichtig wäre, dass man einen Nachfolger findet.“ Doch ein solcher ist noch nicht in Sicht. Sabine Hagenmüller-Gehring, leitende Schulamtsdirektorin, lässt dazu auf Anfrage wissen: „Da sich bislang niemand auf die Stelle beworben hat, wird sie nun erneut ausgeschrieben werden. Herr Christian Engelhard, Lehrer an der Kirchberger Schule, wird die kommissarische Leitung übernehmen. Er hatte die Schule schon einmal kommissarisch geleitet, als Herr Stephan längere Zeit ausgefallen war. Wir haben großes Vertrauen zu ihm und sind uns sicher, dass er diese Aufgabe auch dieses Mal sehr gut meistern wird. Unterstützt wird er von weiteren Lehrkräften der Schule. Natürlich werden wir weiterhin alles daransetzen, damit die Stelle bald wieder besetzt werden kann.“

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Erstellt:
22. Juli 2022, 16:00 Uhr

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Achtung: Diese Aufnahme stammt nicht aus Bartenbach, sondern ist ein Symbolfoto. Jene Fotos, die am Mittwoch im Sulzbacher Teilort aufgenommen worden sind, wurden bisher nirgendwo veröffentlicht. Sie werden erst noch von Experten überprüft. Quelle: FVA Baden-Württemberg
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