Drogenpolitik

Alkoholkonsum: Weniger Angebot schafft auch weniger Nachfrage

Der neue Drogenbeauftragte Hendrik Streeck hat Recht, wenn er die Allgegenwärtigkeit von Alkohol im öffentlichen Raum reduzieren will.

Hendrik Streeck, der neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung, macht Alkoholkonsum zum Thema.

© Boris Roessler/dpa

Hendrik Streeck, der neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung, macht Alkoholkonsum zum Thema.

Von Norbert Wallet

Es ist ja nur eine Anregung. Kein Anlass also zu sommerlochfüllenden politischen Aufgeregtheiten. Der neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung Hendrik Streeck wirft die Frage auf, warum Alkohol an Tankstellen verkauft werden darf und findet es auch unpassend, wenn Alkohol als verlockender Blickfang am Nadelöhr Supermarktkasse platziert wird.

40 000 alkoholbedingte Todesfälle im Jahr

Es ist angenehm zu sehen, dass der Drogenbeauftragte damit einen Versuch unternimmt, den Fokus der Debatte um die Drogenbekämpfung von der zuletzt obsessiven Fixierung auf das Thema Cannabis wegzulenken. Natürlich ist die Reduzierung des Cannabiskonsums vor allem bei Jugendlichen ein wichtiges Ziel. Aber es gilt, die richtigen Relationen zu sehen. Und da ist der Alkoholkonsum das größere Problem. Das Bundesgesundheitsministerium schätzt den volkswirtschaftlichen Schaden des Alkoholkonsums auf 57 Milliarden Euro pro Jahr. Die alkoholbedingten Todesfälle in Deutschland übertreffen ebenfalls nach Angaben des Ministeriums die Marke von 40 000.

Streecks Vorschlag folgt einer schlüssigen Philosophie: Angebot schafft Nachfrage. Also ist eine Verknappung des Angebots, eine Verringerung der Verfügbarkeit, eine Reduzierung der Allgegenwärtigkeit von Alkoholprodukten im öffentlichen Raum eine sinnvolle Strategie. Streeks Supermarktbeispiel ist gut gewählt. Das Angebot in der sogenannten „Quengelgasse“ an der Kasse vermittelt den grundfalschen Eindruck, Alkohol sei nicht schlimmer als der Kaugummi oder der Schokoriegel, die gleich nebenan im Regal liegen. Und Streeck hat auch Recht, wenn er fragt, warum ausgerechnet an Tankstellen, also dort, wo ein Angebot dezidiert für Autofahrer vorgehalten wird, Alkohol verkauft wird.

Streeck sagt, dass er hier einen Kulturwandel erreichen will. Das ist kein schlechter Start.

Zum Artikel

Erstellt:
16. Juli 2025, 16:54 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen