Corona belastet Lebensversicherungen

dpa München. Die Lebensversicherung ist eine international beliebte Form privater Altersvorsorge. Doch die wird inmitten der Corona-Pandemie in Mitleidenschaft gezogen - nahezu weltweit. Darauf lassen die neuen Geschäftszahlen des deutschen Marktführers schließen.

Für die Allianz steht unter dem Strich ein Überschuss von fast 2,1 Milliarden Euro. Foto: picture alliance / Armin Weigel/dpa

Für die Allianz steht unter dem Strich ein Überschuss von fast 2,1 Milliarden Euro. Foto: picture alliance / Armin Weigel/dpa

Die Corona-Krise hat Auswirkungen auf die private Altersvorsorge: Der größte europäische Versicherer Allianz meldete am Freitag einen starken Rückgang seiner Umsätze mit Lebensversicherungen in diesem Jahr, wie zuvor bereits Wettbewerber des Münchner Dax-Konzerns.

In Deutschland verkaufte der Branchenprimus im dritten Quartal neue Lebensversicherungen für 117 Millionen Euro, ein Minus von fast 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In den USA und auch in Italien fielen die Rückgang ähnlich hoch aus, ein Plus gab es lediglich im asiatisch-pazifischen Raum.

Insgesamt sanken die Beitragseinnahmen der Allianz in der Sparte Leben/Kranken um 9,4 Prozent auf 16,8 Milliarden Euro. Das Unternehmen führte das ohne nähere Erläuterung auf Covid-19 und „aktive Steuerung“ zurück. „Man muss ein bisschen relativieren“, sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol zu den Zahlen. Im Vorjahr war das Geschäft mit Lebensversicherungen demnach besonders gut verlaufen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir in Zukunft (in diesem Bereich) wieder gute Zahlen sehen werden.“

Die Allianz ist von der internationalen Schwäche bei Lebensversicherungen keineswegs allein getroffen. In dieser Woche hatten bereits der französische Axa-Konzern - ebenfalls ein Schwergewicht - und in kleinerem Maßstab auch die Düsseldorfer Ergo-Versicherung Umsatzrückgänge in der Sparte Leben gemeldet.

In Deutschland ist die Lebensversicherung nach wie vor eine sehr weit verbreitete Form der privaten Altersvorsorge. Laut Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft gab es 2019 nach wie vor 87 Millionen Lebensversicherungsverträge in der Bundesrepublik - mehr als Einwohner. Das liegt daran, dass nicht wenige Kunden mehr als eine Police abgeschlossen haben.

Schon vor Corona hatten Lebensversicherungen an Attraktivität verloren, da die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank die Renditechancen senkt und die Versicherer in aller Regel bei neuen Verträgen keine Garantiezinsen mehr zusagen.

Bei der Allianz hat die Corona-Pandemie mehrere Geschäftsbereiche hart getroffen, aber seinen Gewinn konnte der Konzern dennoch steigern. Die Allianz schnitt in allen Geschäftsbereichen besser ab als von Analysten erwartet. Die Umsätze gingen im dritten Quartal von 33,4 auf 31,4 Milliarden Euro zurück, doch am Ende verbuchte der Konzern einen Nettogewinn von fast 2,1 Milliarden Euro und damit knapp sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dennoch rang sich das Management nicht zu einer neuen Gewinnprognose durch. Vorstandschef Oliver Bäte hatte sein ursprüngliches Ziel eines operativen Gewinns von 11,5 bis 12,5 Milliarden Euro Ende April zurückgezogen.

In der größten Sparte, dem Schaden- und Unfallgeschäft, sanken die Umsätze um 1,8 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro. Dazu trug maßgeblich die leidende Industrieversicherung AGCS bei, deren Kosten die Einnahmen übersteigen. Einen starken coronabedingten Einbruch gab es auch bei Allianz Partners, einer auf Reiseversicherungen spezialisierten Tochter. Da sehr viel weniger Menschen verreisen, leidet naturgemäß auch das dazugehörige Versicherungsgeschäft.

© dpa-infocom, dpa:201106-99-231969/4

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Erstellt:
6. November 2020, 08:04 Uhr

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