Allianz-Tochter legt Osram-Übernahme Steine in den Weg

dpa München. Mit über einer halben Billion Euro Kundengelder ist der Finanzarm der Allianz ein sehr großer Kapitalanleger. Nun könnte diese Marktmacht zum Stolperstein für die geplante Osram-Übernahme werden.

Zwei Ampeln zeigen vor der Zentrale der Firma Osram rotes Licht an. Foto: Matthias Balk

Zwei Ampeln zeigen vor der Zentrale der Firma Osram rotes Licht an. Foto: Matthias Balk

Der Finanzarm der Allianz wird möglicherweise zum großen Hindernis für eine Übernahme des Beleuchtungsherstellers Osram.

Die Osram-Aktie rutschte an der Frankfurter Börse ab und verlor in der ersten Tageshälfte über sechs Prozent ihres Werts, in der Mittagszeit notierte das Papier noch bei gut 31,70 Euro.

Auslöser war das Nein der in Frankfurt ansässigen Allianz-Tochter AGI zum Übernahmeangebot der zwei US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle.

Osram ist in Schwierigkeiten, weil die Verkaufszahlen der zwei Hauptkundengruppen Autoindustrie und Smartphonehersteller sinken - und damit auch der Bedarf an Auto- und Displaybeleuchtung.

Das Münchner Traditionsunternehmen schreibt seit drei Quartalen Verluste. AGI hält jedoch den von den US-Investoren gebotenen Preis von 35 Euro pro Aktie für zu niedrig. Und außerdem wirft die Allianz-Tochter dem Osram-Management mangelndes Vertrauen ins eigene Unternehmen vor. Bain Capital und Carlyle zogen es am Donnerstag vor, sich nicht zu äußern. „Wir kommentieren das zum jetzigen Zeitpunkt nicht“, erklärte ein Sprecher.

Osram-Vorstand und Aufsichtsrat haben den Aktionären mehrfach die Annahme des Angebots empfohlen. Die AGI ist zwar mit nur neun Prozent der Osram-Anteile weit von einer Mehrheit entfernt, doch haben die Entscheidungen der AGI am Finanzmarkt großes Gewicht. Denn die Allianz-Tochter hat über eine halbe Billion Euro Kundengelder in den Büchern stehen und zählt damit zu den einflussreichsten Vermögensverwaltern der Welt - die Entscheidungen der AGI haben quasi automatisch Signalwirkung. 

Der allergrößte Teil der Osram-Aktien ist im Streubesitz. Doch auch die Kleinaktionäre zögern ganz offensichtlich: Bis Anfang dieser Woche hatten lediglich 0,9 Prozent der Aktionäre zugestimmt, wie aus einer Pflichtmitteilung auf der Webseite der Investoren hervorgeht.

Derzeit ist unbekannt, ob Bain Capital und Carlyle über eine Erhöhung ihres Angebots nachdenken. Dazu wären jedenfalls Verhandlungen mit den finanzierenden Banken erforderlich. 35 Euro je Aktie bedeuten einen Gesamtkaufpreis von knapp 3,4 Milliarden Euro. Bain Capital und Carlyle wollen 2,6 Milliarden Euro eigenes Geld ausgeben, der Rest soll auf Kredit finanziert werden.

Die geplante Osram-Übernahme stößt damit im Verlauf weniger Wochen zum wiederholten Mal auf Gegenwind. In den Vorwochen hatte schon der österreichische Sensorhersteller AMS Aufsehen ausgelöst. Das steirische Unternehmen hatte zuerst 38,50 Euro pro Aktie geboten, dies innerhalb kürzester Zeit zurückgezogen. AMS liebäugelt aber weiter mit einer feindlichen Übernahme auf Pump.

IG Metall und Osram-Betriebsrat lehnen eine feindliche Übernahme ab, weil sie eine Zerschlagung des Beleuchtungskonzerns fürchten. Die Arbeitnehmer haben dagegen keine grundsätzlichen Einwände gegen das US-Angebot, Bain Capital und Carlyle haben den Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen zugesichert.

Die Aktionäre haben noch bis 5. September Zeit zum Überlegen, dann läuft die Annahmefrist ab. Die US-Investoren haben sich jedoch selbst eine hohe Hürde gesetzt: Falls weniger als 70 Prozent der Aktionäre zustimmen, wollen sie die Übernahme abblasen.

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Erstellt:
8. August 2019, 14:01 Uhr

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