Am Bahnhof fehlen Parkplätze

Die Park-and-ride-Anlagen in Waiblingen sind ausgelastet  –  Laut Stadt keine kurzfristigen Alternativen in Sicht

Dienstagmorgen, 7.15 Uhr: Alle Parkplätze am Waiblinger Bahnhof sind belegt. So schildert es ein Mann, der die Situation öfter vorfindet. Was ihn besonders ärgert: Viele der Autos werden seiner Meinung nach nicht von Pendlern abgestellt, sondern von Mitarbeitern der umliegenden Firmen. Laut Ordnungsamt ist der Parkdruck der Stadt bekannt – eine kurzfristige Lösung ist jedoch momentan nicht in Sicht.

Rund um den Waiblinger Bahnhof sind oft frühmorgens schon alle Parkplätze belegt. Foto: G. Schneider

© Gaby Schneider

Rund um den Waiblinger Bahnhof sind oft frühmorgens schon alle Parkplätze belegt. Foto: G. Schneider

Von Liviana Jansen

WAIBLINGEN. Waiblingen ist eine Pendlerstadt. Viele Menschen arbeiten nicht dort, wo sie wohnen, sondern fahren mit dem Auto oder der Bahn zur Arbeit – und brauchen Parkplätze. Dass die Park-and-ride-Anlagen rund um den Waiblinger Bahnhof ausgelastet sind, ist der Verwaltung bekannt, wie der Ordnungsamtsleiter Oliver Conradt auf Nachfrage bestätigt. Insbesondere während der kürzlich durchgeführten Gleisbauarbeiten zwischen Waiblingen und Grunbach sei es zu einem erhöhten Parkdruck gekommen, so Conradt weiter. „Als der Schienenersatzverkehr zwischen Waiblingen und Grunbach lief, haben auch tatsächlich Leute bei uns angerufen und gefragt, wo in Waiblingen sie noch parken können“, berichtet der Amtsleiter. Dies sei jedoch der speziellen Situation geschuldet gewesen, ein „Parkchaos“, wie von dem Leser geschildert, gebe es im Normalfall nicht.

Parkchaos während Schienenersatzverkehr

Das bestätigt auch ein morgendlicher Rundgang über die Park-and-ride-Parkplätze: Zwar sind so gut wie alle Stellplätze belegt, chaotisch sind die Zustände aber nicht. Anders sah es in der Tat aus, als zwischen Waiblingen und Grunbach Busse anstelle der S-Bahn verkehrten – da war im Waiblinger Ameisenbühl das Chaos ausgebrochen. Alle Stellplätze belegt, Scharen wartender Fahrgäste und wenn ein Bus ankam, während ein anderer bereits an der Haltestelle stand, war für Autos kein Durchkommen mehr. Offenbar hatten viele Pendler den Ersatzverkehr umgangen, indem sie mit dem Auto bis nach Waiblingen gefahren waren. Normalzustand ist das aber nicht.

Natürlich wisse man bei der Stadt, dass langfristig etwas getan werden müsse, sagt Conradt. Zuständig für die Erweiterung der bislang 568 Parkplätze sei der Betreiber der Park-and-ride-Anlagen, die Waiblinger Parkierungsgesellschaft. Dort habe man das Thema seines Wissens auch im Blick und klopfe derzeit verschiedene Möglichkeiten ab. „Soweit ich weiß, gibt es aber noch keine Planung, die spruchreif wäre“, so der Ordnungsamtsleiter.

Was den eingangs genannten Mann besonders ärgert: Er hat den Eindruck, dass nicht nur Pendler die Park-and-ride-Parkplätze nutzen, sondern auch Mitarbeiter der umliegenden Firmen dort ihre Autos während der Arbeitszeit abstellen. Ein Ärgernis für jeden Besitzer einer Jahresparkkarte, der dann trotz eines gültigen Parkausweises keinen Stellplatz mehr findet. Das sei eine bekannte Problematik, sagt Conradt. Allerdings sei es ebenso wenig möglich, Parkplätze für die Jahreskarteninhaber zu reservieren: „Wenn jemand im Urlaub ist und der Parkplatz dann frei bleibt, während andere Autofahrer keinen Stellplatz finden, dann ist das wenig sinnvoll“, so der Amtsleiter. Natürlich verstehe er aber, dass es frustrierend sei, keinen Parkplatz zu finden und wegen der Suche dann die Bahn zu verpassen. Auch wenn es ärgerlich sei, die einzige derzeit bleibende Lösung ist daher laut Conradt: Pendler müssen ausreichend Zeit für den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr einplanen.

VVS-Statistik zeigt hohe Auslastung der Parkflächen

Grundsätzlich wertet der Ordnungsamtsleiter die hohe Auslastung der Parkflächen aber als gutes Zeichen. „Wenn die Plätze nicht genutzt würden, müssten wir über einen Rückbau nachdenken“, präzisiert er.

Ein Blick auf die Statistik des Verkehrsverbunds Stuttgart zeigt: Mit Auslastungen zwischen 70 und 100 Prozent sind die Park-and-ride-Plätze am Waiblinger Bahnhof tatsächlich recht stark frequentiert. Am ehesten finden Pendler noch im Parkhaus am Bahnhof Stellplätze. Schlecht sieht es hingegen im Ameisenbühl und auf dem Bahnhofsvorplatz aus – dort sind die Kapazitäten komplett ausgereizt.

Info
Die Lage im Rems-Murr-Kreis

60 Park-and-ride-Anlagen mit insgesamt 4380 Parkmöglichkeiten in Bahnhofsnähe gibt es im Rems-Murr-Kreis.

Viele Anlagen sind werktags stark frequentiert. Eine Untersuchung im Jahr 2015 hat laut Verkehrsministerium ergeben, „dass die Anlagen in Backnang, Beutelsbach, Grunbach, Plüderhausen, Schorndorf, Schwaikheim, Stetten-Beinstein, Waiblingen, Winnenden und Winterbach während der nachfragestärksten Zeit von Dienstag bis Donnerstag an Vormittagen voll ausgelastet sind“.

Anders als zunächst befürchtet, scheint das Dieselfahrverbot, das seit Januar Diesel der Schadstoffklassen 1 bis 4 aus Stuttgart verbannt, keine höhere Auslastung der Park-and-ride-Plätze zu bewirken.

Das Angebot am Waiblinger Bahnhof soll bis 2021 noch erweitert werden. Zusätzlichen Parkdruck wird möglicherweise der geplante Daimler-Neubau auf dem Hess-Areal schaffen: Dort sollen nämlich mehr Arbeitsplätze als Parkmöglichkeiten entstehen.

Wie viele Plätze eine P+R-Anlage hat, wie stark sie frequentiert wird und wie hoch die Parkgebühren sind, kann im Internet nachgeschaut werden: www.vvs.de/rundum-mobil/unterwegs/park-ride/.

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Erstellt:
15. Mai 2019, 16:00 Uhr

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