Am Valentinstag wird die Liebe gefeiert

Dass die Liebe kulturelle Unterschiede überbrückt, zeigen Tatjana und Caner Özkul. Die beiden Backnanger sind seit 22 Jahren ein Paar. Sie ist Katholikin, ihre Familie kommt aus Kroatien. Er ist Moslem und seine Familie stammt aus der Türkei.

Auf dem Straßenfest sind Caner und Tatjana Özkul zusammengekommen. Inzwischen besuchen sie die Veranstaltung auch gerne mit ihren Kindern Can und Ela.Fotos: privat

Auf dem Straßenfest sind Caner und Tatjana Özkul zusammengekommen. Inzwischen besuchen sie die Veranstaltung auch gerne mit ihren Kindern Can und Ela.Fotos: privat

Von Lorena Greppo

Backnang. Begonnen hat alles mit einer Party, die nicht stattfand. Tatjana Özkul, damals noch Tatjana Brdaric, war zu besagter Feier in Sulzbach an der Murr eingeladen, kam an und musste feststellen, dass die Veranstaltung ausfiel. Da um diese Uhrzeit kein Bus mehr fuhr, ging es zu Fuß zurück nach Oppenweiler beziehungsweise Backnang. Eine Freundin sowie zwei junge Männer waren auf dem Fußmarsch dabei. „So kam der erste Kontakt zustande“, erinnert sich Tatjana Özkul. Denn einer der beiden Begleiter war ihr heutiger Ehemann Caner. Sie war damals 14 Jahre alt, er ist anderthalb Jahre älter. Bis die beiden ein Paar wurden, vergingen aber noch etwa zwei Jahre. „Wir haben uns immer mal wieder gesehen, vor allem im Billardsportzentrum. Er hat gern Billard gespielt, ich lieber Darts.“ Irgendwann hat es dann aber gefunkt, auf dem Backnanger Straßenfest war das. „Für mich als Straßenfest-Liebhaberin etwas ganz Besonderes“, sagt Tatjana Özkul. Am 25. Juni wird daher der Jahrestag gefeiert, der 22. ist es in diesem Jahr. Für beide war es die erste Beziehung – „richtig bilderbuchmäßig“, fügt Tatjana Özkul an.

Standesamtliche Heirat und muslimische Zeremonie

Sowohl ihre als auch seine Eltern seien überrascht gewesen angesichts der Partnerwahl ihres Kindes. Denn: Tatjana Özkuls Familie kommt aus Kroatien und ist katholisch, Caner Özkuls Familie kommt aus der Türkei und ist muslimisch. Trotzdem habe sich niemand gegen eine Beziehung der beiden ausgesprochen. „Zu Hause wurde mir beigebracht, dass man zwischen Menschen und Unmenschen unterscheidet. Herkunft oder Religion spielen da keine Rolle“, erklärt Tatjana Özkul. Für die beiden habe es keine Zweifel gegeben. Und so haben sie sich auch gut arrangiert. „Wir respektieren die Religion des anderen und feiern die Bräuche gemeinsam.“ Geheiratet wurde standesamtlich, außerdem gab es in der Türkei eine muslimische Zeremonie. Kirchlich zu heiraten sei nie ihr Wunsch gewesen, sagt Tatjana Özkul, sie habe sich deshalb auch gar nicht erkundigt, ob das möglich gewesen wäre. Im Islam hingegen ist die gesegnete Eheschließung eines muslimischen Mannes mit einer Christin erlaubt.

„Die Kinder haben den Jackpot gewonnen“

In der Familie wird die Interkulturalität gelebt. Die beiden Kinder Can (sieben Jahre) und Ela (fünf Jahre) fühlen sich dem Islam zugehörig und besuchen die Koranschule. Zugleich geht Can aber auch in den evangelischen Religionsunterricht in der Schule. Ob Weihnachten oder Zuckerfest, Ostern oder Opferfest – all diese Feste werden im Hause Özkul gefeiert. „Die Kinder haben den Jackpot gewonnen“, sagt Tatjana Özkul und lacht. Aber auch sie selbst genießt die „Bayrami“ (Türkisch für Feiertage). An diesen Tagen kommen viele Besucher aus der Familie und dem Freundeskreis. „Ich kannte das gar nicht, bei uns wurde Weihnachten immer im engeren Familienkreis gefeiert“, sagt sie. „Das schöne an multikulturellen Familien ist, dass das Familienleben einfach enger gestaltet wird, da die Familie gerade bei türkischstämmigen Familien einen ganz hohen Stellenwert hat.“

Überraschungsmomente bleiben aber nicht aus. Immer wieder gebe es Situationen, wo ein Ehepartner vom Verhalten des anderen erstaunt ist. Tatjana Özkul nennt ein Beispiel. Es trug sich zu nach der Geburt ihres Sohnes, als ihr Mann den neugeborenen Can erstmals im Arm hielt. „Ich kannte das im Vorfeld nicht, aber im Islam ist es offenbar Tradition, dass man dem Baby einen Glaubensspruch ins Ohr flüstert“, erzählt sie. Das zu erleben sei für sie ein wunderbarer Moment gewesen. Der kulturelle Austausch stelle eine Bereicherung für beide Seiten dar. Und so ist es auch wenig verwunderlich, dass Tatjana Özkul sagt: „Die magische Anziehungskraft ist immer noch da, auch nach 22 Jahren.“

Weihnachten, Zuckerfest, Ostern und Opferfest – all diese Feste werden im Hause Özkul gefeiert.
Kennengelernt hat sich das Paar schon in Jugendjahren.

Kennengelernt hat sich das Paar schon in Jugendjahren.

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Erstellt:
14. Februar 2023, 06:00 Uhr

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