„Der Tiger“ kommt ins Kino
Amazons Kriegsfilm auf den Spuren von Apocalypse Now
Mit „Der Tiger“ geht Amazon neue Wege: Statt direkt bei Prime Video zu starten, kommt der Film ab dem 18. September in ausgewählte Kinos. Der Kriegsfilm von Dennis Gansel verspricht keinen Heldenepos, sondern eine Reise in den Wahnsinn des Krieges.

© Amazon MGM Studios
"Der Tiger" startet im September in ausgewählten deutschen Kinos.
Von Katrin Jokic
Mit „Der Tiger“ bringt Amazon seinen ersten deutschen Original-Film nicht direkt ins Heimkino, sondern auf die große Leinwand – ein Schritt mit Signalwirkung. In Kooperation mit PANTALEON Films und den Amazon MGM Studios wurde ein düsteres, bedrückendes Kriegsdrama produziert, das ab dem 18. September 2025 exklusiv in ausgewählten CineStar-Kinos zu sehen sein wird. Erst danach folgt der Start bei Prime Video.
Regisseur Dennis Gansel, bekannt für Werke wie „Napola“ und „Die Welle“, inszeniert einen Film, der sich explizit gegen die Verherrlichung des Krieges stellt. Gemeinsam mit Co-Autor Colin Teevan schickt er fünf deutsche Soldaten in einen Tiger-Panzer – und auf eine Fahrt direkt in den Abgrund.
Krieg, Wahnsinn, Methamphetamin
Die Handlung spielt 1943 an der Ostfront. Eine fünfköpfige Besatzung erhält den Befehl, tief ins sowjetische Hinterland vorzustoßen – streng geheim, hochriskant. Der Panzer wird zur fahrenden Hölle. Was als militärischer Auftrag beginnt, verwandelt sich unter Einfluss von Methamphetamin in einen fiebrigen Albtraum, bei dem die Grenze zwischen Realität und Wahn verschwimmt.
Die junge Crew kämpft bald nicht nur gegen den Feind, sondern auch gegen sich selbst – psychisch zerrieben zwischen Schuld, Angst, Ideologie und der sich auflösenden Wirklichkeit.
Anspruch statt Action: Kein klassischer Kriegsfilm
Nach allem, was bislang bekannt ist, setzt „Der Tiger“ nicht auf klassische Kriegsszenen oder Actionsequenzen, sondern konzentriert sich auf psychologische Spannung und die inneren Konflikte der Figuren.
Im Mittelpunkt stehen demnach Themen wie Isolation, Orientierungslosigkeit und moralische Grenzerfahrungen im Krieg. In den Hauptrollen spielen David Schütter, Laurence Rupp, Leonard Kunz, Sebastian Urzendowsky und Yoran Leicher – bekannt aus Produktionen wie „Babylon Berlin“, „Barbaren“ und „Das Boot“.
Warum Kino?
Dass Amazon den Film zuerst im Kino zeigt, ist kein Zufall. Einerseits geht es um Sichtbarkeit und Prestige – Filme, die Preise gewinnen sollen, müssen auf die Leinwand. Andererseits erkennt der Konzern offenbar das Potenzial des Projekts: „Dieser Film verdient die größte Bühne“, heißt es von Amazon-Seite.
Auch Konkurrent Netflix ist diesen Weg gegangen – mit dem vielfach prämierten „Im Westen nichts Neues“. Amazon will nun mit „Der Tiger“ ein klares Ausrufezeichen im deutschen Markt setzen.
Parallelen zu „Apocalyspe Now“?
In der offiziellen Inhaltsangabe bezeichnet Amazon die Handlung von „Der Tiger“ explizit als „eine Reise in das Herz der Finsternis“ – eine Formulierung, die unweigerlich an Joseph Conrads gleichnamige Novelle und die Filmadaption „Apocalypse Now“ erinnert. Damit verweist der Film nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich auf das bekannte Motiv einer militärischen Mission, die zunehmend zur psychischen Zerreißprobe wird.
Wie bei Conrad und Coppola rückt der äußere Auftrag im Verlauf in den Hintergrund, während die innere Zerrüttung der Protagonisten in den Fokus rückt. Die bewusste Anlehnung legt nahe, dass „Der Tiger“ nicht nur ein Kriegsfilm sein will, sondern auch ein Beitrag zur filmischen Reflexion über Wahnsinn, Gewalt und moralischen Verfall im Ausnahmezustand Krieg.