Landespolizeirabbiner ins Amt eingeführt

dpa/lsw Stuttgart. Viele Menschen wissen zu wenig über das Judentum, auch bei der Polizei. Zwei Polizeirabbiner versuchen das seit Jahresbeginn zu ändern. Gespräch für Gespräch, Stück für Stück. Nun sind sie auch offiziell in ihr Amt eingeführt worden.

Moshe Flomenmann, Landesrabbiner für Baden-Württemberg. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa/Archivbild

Moshe Flomenmann, Landesrabbiner für Baden-Württemberg. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa/Archivbild

Mehr als ein halbes Jahr nach seiner Berufung als einer von zwei Polizeirabbinern im Land zeigt sich Shneur Trebnik aus Ulm überzeugt von der Notwendigkeit für die beiden neuen Posten. „Ich habe viele Gespräche geführt, auch Fachgespräche“, sagt Trebnik. „Es ist wichtig, ein Vertrauen aufzubauen und Gelegenheiten zu bieten für einen Austausch über den jüdischen Glauben, die Kultur und das Leben der Juden.“ Viele Polizisten hätten in den Gesprächen gelernt, dass es im jüdischen Leben um weit mehr geht als um Antisemitismus und den Holocaust, sagte der 45-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

Trebnik ist Ansprechpartner der Beamten für Württemberg, der Landesrabbiner Moshe Flomenmann aus Lörrach ist für den badischen Landesteil verantwortlich. Das Land hatte die beiden Stellen der Polizeirabbiner neu geschaffen. Etwas Ähnliches gab es bis dahin nur noch in den USA und in Israel. Am Montag wurden Trebnik und Flomenmann von Innenminister Thomas Strobl (CDU) auch feierlich in ihre Ämter eingeführt.

Polizistinnen und Polizisten wüssten nicht mehr und nicht weniger über diese Themen als die durchschnittliche Gesellschaft, sagte Trebnik der dpa. Um Barrieren abzubauen, müsse man auch nicht so viel wissen, man müsse vor allem bereit sein zur Begegnung, zum Gespräch und zum Verständnis. „Wenn man weiß, dass man nicht alles weiß, dann ist das schon sehr viel“, sagte Trebnik.

Auch Innenminister Thomas Strobl (CDU) betonte bei der Amtseinführung den Wert des Gesprächs: „Etwas, das man nicht kennt, lehnt man eher ab als etwas, das einem geläufig ist“, sagte er. Die Polizeirabbiner seien „ein Beitrag zur Weiterentwicklung der inneren Kultur unserer Polizei“. Sie sollten vor allem jungen Polizistinnen und Polizisten das jüdische Leben im heutigen Deutschland näherbringen.

Die Polizeirabbiner vermitteln seit Jahresbeginn den Polizisten im Südwesten Wissen über das heutige Judentum, sie dienen als Vertrauensperson und helfen wie die 19 christlichen Polizeiseelsorger im Land auch bei der psychosozialen Notfallversorgung. Auch in der Ausbildung sollen sich die Polizeirabbiner einbringen. Das baden-württembergische Innenministerium hat mit den Israelitischen Religionsgemeinschaften in Baden und Württemberg eine Vereinbarung zu den Polizeirabbinern für zunächst zwei Jahre unterzeichnet.

© dpa-infocom, dpa:210822-99-929221/4

Polizeirabbiner Shneur Trebnik steht zwischen zwei Streifenwagen. Foto: Stefan Puchner/dpa/Archivbild

Polizeirabbiner Shneur Trebnik steht zwischen zwei Streifenwagen. Foto: Stefan Puchner/dpa/Archivbild

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Erstellt:
23. August 2021, 01:33 Uhr

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