Bundeswehr
An diesen Uniformen wird die Zeitenwende nicht scheitern
Das Verteidigungsministerium will Hunderte Millionen Euro für neue Bekleidung der Soldaten ausgeben. Man darf die Prioritätensetzung kritisieren – aber zum Skandal taugt das nicht, meint Hauptstadtkorrespondent Tobias Heimbach.
Von Tobias Heimbach
Die Opposition wittert einen Skandal und auf den ersten Blick will man ihr Recht geben. 825 Millionen Euro will die Bundeswehr investieren – und zwar nicht für neue Munition, sondern für neue vermeintliche „Ausgehuniformen“, wie die „Bild am Sonntag“ meldete. Das lässt durchaus Fragen nach der Prioritätensetzung bei der Bundeswehr aufkommen: Wir haben zwar kein Geld für neue Panzer, aber immerhin sehen wir schick aus – das ist der Eindruck, der sich aufdrängt. Doch je genauer man auf den Fall schaut, desto weniger bleibt vom Vorwurf der Steuergeldverschwendung übrig.
Keine Kleidung für den mondänen Ball
Vom gesamten Projekt sind rund 300 Millionen Euro bereits gebunden, die Beschaffung wurde bereits mehrere Jahre zurückgestellt, um den Kauf der weitaus wichtigeren Kampfbekleidung vorzuziehen. Die restlichen 519 Millionen Euro sollen bis 2032 gestreckt werden. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Bei jeder staatlichen Ausgabe muss genau geprüft werden, ob sie das Geld des Steuerzahlers wert ist. Doch im vorliegenden Fall geht es eben nicht um einen „Ausgehanzug“, wie es vielfach in der Berichterstattung heißt. Sie werden damit keinen Soldaten auf einem mondänen Ball antreffen. Stattdessen geht es um eine ganze Reihe verschiedener Uniformen, in der viele Soldaten ihren täglichen Dienst versehen. Zum Skandal taugt all das nicht.
Zumal es bei der Bundeswehr in Zukunft um ganz andere Summen gehen wird. Schon jetzt hat sich gezeigt, dass das Sondervermögen über 100 Milliarden Euro nicht genug ist, um die Streitkräfte im notwendigen Maß zu modernisieren. Angesichts des kriegerischen Kurses von Russland wird sich Deutschland daran gewöhnen müssen, mehr Geld in die Verteidigung zu stecken – und da gehören Uniformen dazu.