Anekdoten von der Grundsteinlegung

Unter anderem mit einer szenischen Führung durch die Johanneskirche begeht die Gemeinde das 125-Jahr-Jubiläum

Die Backnanger katholische Johannesgemeinde feiert Geburtstag: Vor 125 Jahren weihte Bischof Wilhelm Reiser die Kirche in der Oberen Bahnhofstraße und gab den Backnanger Katholiken eine gemeinsame Heimat. Die Jubiläumsfeier wartete mit einem abwechslungsreichen Programm auf.

Theaterpädagogin Nicole Huber und die Religionspädagoginnen Sabine Heeß und Elvira Reim nahmen die Gäste mit auf eine szenische Führung durch die Kirche.Fotos: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Theaterpädagogin Nicole Huber und die Religionspädagoginnen Sabine Heeß und Elvira Reim nahmen die Gäste mit auf eine szenische Führung durch die Kirche.Fotos: A. Becher

Von Wolfgang Gleich

BACKNANG. Das umfangreiche, alles andere als in die Vergangenheit gerichtete oder gar trockene Festprogramm begann am Freitagabend im Gemeindehaus mit dem „Tanz in den Sommer“. Dort ging es am Samstag weiter mit einem Festabend, der unter dem Motto „Johannes für alle Sinne“ stand. Neben der Band „Väter Stuttgarts“ lockten Buffet, Tombola und eine Quizshow. An den Festgottesdienst am Sonntag schloss sich das Gemeindefest an, bei dem die Besucher sowohl Mittagessen als auch Kaffee und Kuchen und ein buntes Kinderprogramm erwartete.

Einen völlig neuen, bis dahin so nicht gekannten Blick auf die Kirche St. Johannes Baptist vermittelten die Kirchen- und Theaterpädagogin Nicole Huber und die Religionspädagoginnen Sabine Heeß und Elvira Reim am Samstag den Besuchern der von ihnen gemeinsam entwickelten szenischen Führung durch das Gotteshaus. Gut 50 größtenteils bereits ins Seniorenalter eingetretene Gäste hatten sich um 10 Uhr auf dem sonnengefluteten Vorplatz zusammengefunden, um sich von den drei Damen abholen zu lassen. Es habe ihnen große Freude bereitet, die Inszenierung miteinander zu entwickeln, erzählte Huber, Sprecherin „Kirchenraum und Kirchenpädagogik“ in der Evangelischen Landeskirche Württemberg. „Geschichten, die man sonst nicht hört oder sieht, Anekdoten von der Grundsteinlegung bis zur Gegenwart“ versprach sie und begrüßte die Besucher zu den Klängen des Lieds „Den Himmel rühmen“, das Ludwig van Beethoven nach einer Dichtung von Christian Fürchtegott Gellert vertont hatte. Diese Anlehnung an die ersten zwei Strophen von Psalm 19,2–6 wurde schon bei der Grundsteinlegung 1893 gesungen.

Einst, so erfuhren die Kirchenbesucher, habe es nur Katholiken gegeben. Ihnen habe von 1116 bis 1537 die Stiftskirche zur Verfügung gestanden, die nach Reformation und Dreißigjährigem Krieg lutherisch wurde, wie auch Backnang. In der Stadt lebten 1804 lediglich vier Katholiken, 1824 acht, 1878 ungefähr 200 und 1887 300. In diesem Jahr erhielten sie in der Bahnhofstraße einen Betsaal, der mitsamt der kleinen Gemeinde, die sich um ihn herum zusammenfand, von dem Oppenweiler Pfarrer Johann Baptist Geiger betreut wurde. Pfarrer Geiger sei es auch gewesen, der unermüdlich vor dem Bischof und der Stadtverwaltung um eine Kirche in Backnang kämpfte, für Spendengelder warb, bis endlich das Geld beisammen war, das für den Rohbau benötigt wurde: 5000 Mark steuerte der württembergische König Wilhelm II. bei, 170000 kamen aus einer Erbschaft in Ochsenhausen.

Warum Johannes der Kirchenpatron wurde, ist nicht entschieden

Es habe sich um ein mühsames Unterfangen gehandelt, kein Wunder, dass beim Richtfest ordentlich gefeiert wurde – unter anderem mit 300 Liter Bier. Ob letztendlich Johannes der Täufer wegen Pfarrer Geigers Vorname zum Kirchenpatron wurde, oder weil er als Schutzpatron der Schneider, Weber, Kürschner, Färber und Gerber gilt, sei bis heute nicht entschieden.

Gemeinsam mit ihren drei Führerinnen unternahmen die Kirchenbesucher einen Rundgang durch das Innere des Gebäudes, um sowohl die Kreuzwegstationen an den Seitenwänden als auch die Statuen der Heiligen Elisabeth von Thüringen, Antonius von Padua, von Maria als Gottesmutter von Fatima, die auf Wunsch der portugiesischen Gemeindemitglieder links vom Altar ihren Platz gefunden hat, sowie Maria als junger Mutter neu für sich selbst zu entdecken. Ein Blick hinter den frei in die Mitte des Chors gestellten, nüchtern ohne Kreuz konzipierten und durch drei Treppen erhöhten Altar lud ein zur Begegnung mit den vier Aposteln, dem Kirchenpatron und dem zentralen, christlichen Versprechen: „Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt.“

Sabine Heeß hatte so manche spannende Geschichte rund um die Errichtung der Johanneskirche in Backnang zu berichten.

© Pressefotografie Alexander Beche

Sabine Heeß hatte so manche spannende Geschichte rund um die Errichtung der Johanneskirche in Backnang zu berichten.

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Erstellt:
1. Juli 2019, 16:00 Uhr

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