Angeklagter landet in der Psychiatrie

49-Jähriger beging mehrere Straftaten im Wahnzustand – Schuldunfähig, aber gefährlich

Angeklagter landet in der Psychiatrie

© Romolo Tavani

Von Bernd S. Winckler

WINNENDEN. Der 49-jährige Mann aus Angola, der seit dem Jahr 2017 im Zustand einer schizophrenen Psychose in Weinstadt, Winnenden und Stuttgart Polizeibeamte beleidigte und der ebenfalls im krankhaften Zustand Menschen angriff und teils verletzte, Ladendiebstähle und Sachbeschädigungen beging, ist gestern nach mehrtägiger Hauptverhandlung vom Stuttgarter Landgericht in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen worden.

Bereits vor vier Jahren war der heute 49-Jährige wegen diverser Gewalttaten, damals mit einem Messer, in einer entsprechenden Klinik untergebracht worden. Die Richter des Landgerichts hatten ihn ebenfalls wegen einer schweren psychischen Störung für schuldunfähig erklärt, aber ihn gleichzeitig als gefährlich für die Allgemeinheit eingestuft. Nach drei Jahren kam er aber wieder frei.

Jetzt stellten die Richter der 18. Großen Strafkammer erneut seine Schuldunfähigkeit fest und ordneten wieder die Einweisung an. Für die Straftaten kann er nicht bestraft werden. Er leidet seit vielen Jahren – unterbrochen jeweils durch sogenannte Schübe – an einer paranoiden Schizophrenie, wie eine Gutachterin feststellt. Gleichzeitig stellte die Gutachterin auch eine Wiederholungsgefahr fest, falls er auf freien Fuß käme.

In dem Verfahren ging es um Vorgänge, die bis Anfang 2017 zurückreichen. In Supermärkten in Weinstadt und Winnenden hatte er wahllos Waren mit geringem Wert, ohne sie zu bezahlen, mitgenommen und sich dabei Gerangel mit den Kassierern und Kassiererinnen geleistet. Dabei hat er auch einige der Angestellten verletzt. Im Dezember 2017 warf er aus Unzufriedenheit, weil ihm nach der damaligen Entlassung aus der Winnender Psychiatrie niemand half, die Fenster der Neuapostolischen Kirche in Schwaikheim ein und verursachte dabei einen Schaden von 5000 Euro.

Bei Besuchen am Stuttgarter Flughafen und bei Bahnfahrzeugkontrollen setzte er böse Beleidigungen vom Stapel. Elf der Vorwürfe jedoch stellten die Stuttgarter Richter jetzt ein. Geblieben war nur noch ein Wurf mit einer Weinflasche gegen Polizisten.

Nicht nur die psychiatrische Gutachterin, sondern auch das Gericht stellte gestern fest, dass der Angeklagte ein schwer kranker Mann ist. Er leidet an einem permanenten akuten psychischen Wahn, der nur durch eine stationäre und intensive medikamentöse Behandlung in den Griff zu bekommen sei. Daher lehnten die Richter auch den Antrag der Verteidigung ab, eine zu verhängende Unterbringung in der psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses auf Bewährung auszusetzen. Dazu sei der Mann wegen der Gefahr von Rückfällen noch zu gefährlich, heißt es in dem Urteil.

Von den angeklagten Straftaten wegen Beleidigung, Sachbeschädigung, Körperverletzung und Diebstahl sowie Leistungserschleichung hat das Gericht wegen der Schuldunfähigkeit den 49-Jährigen freisprechen müssen.

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Erstellt:
11. April 2019, 06:00 Uhr

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