Angst vor Lärmbelästigungen vom geplanten Chillplatz in Lippoldsweiler

21 Anwohnerfamilien aus Hohnweiler wenden sich wegen des künftigen Jugendtreffpunkts in Lippoldsweiler an Bürgermeister und Gemeinderat.

Die Jugendlichen wollen chillen, die Anwohner haben Sorge wegen des Lärms. Symbolfoto: firstflight - stock.adobe.com

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Die Jugendlichen wollen chillen, die Anwohner haben Sorge wegen des Lärms. Symbolfoto: firstflight - stock.adobe.com

Von Florian Muhl

Auenwald. Ein gutes Dutzend Anwohnerinnen und Anwohner aus den beiden Straßen Im Gerstenfeld und In den Dinkeläckern in Hohnweiler kommen am Montagabend zur angesagten Gemeinderatssitzung. Sie wollen sich unter Punkt „8. Fragerunde des Publikums“ zu Wort melden und ihre Sorgen und Nöte in Bezug auf den geplanten Chillplatz für Jugendliche beim Sportplatz in Lippoldsweiler vorbringen.

Aber es ist an diesem Abend keine normale Gemeinderatssitzung (siehe Kommentar). Nachdem der Bürgermeister die Gründe für den Ausfall der Sitzung erklärt hat, weist er darauf hin, dass sich Bürger für die Fragerunde angekündigt haben. „Deswegen haben wir das zum Anlass genommen, dass wir uns trotzdem hier versammeln.“

Die Häuser stehen in Luftlinie 300 Meter Entfernung

Bereits Mitte September hatten sich Anwohner an Verwaltung und Gemeinderat mit einem Schreiben gewandt, das 21 Familien unterzeichnet hatten. Mit Sorge hätten sie aus der BKZ vom Chillplatz erfahren. „Dazu möchten wir uns im Vorfeld äußern. Durch den Fußballplatz in Lippoldsweiler und die dort öfters stattfindenden Festlichkeiten – auch sehr gerne in den späten Nachtstunden – sind wir Anwohner schon des Öfteren gezwungen gewesen, einzuschreiten“, heißt es in dem Schreiben. Und weiter: „Unsere Häuser stehen zwar circa 300 Meter Luftlinie entfernt, es hallt jedoch ganz enorm zu uns rüber. Wir verstehen (je nach Wetterlage) jedes Wort, das auf dem Fußballfeld gesprochen wird.“ Natürlich könnten sie den Wunsch der Jugendlichen nachvollziehen. Mit Nachdruck bekräftigen die Unterzeichner aber auch, dass sie eine Ruhestörung nicht tolerieren werden.

„Wir haben ernste Sorgen vor künftigen Eskalationen“, sagt Martin Schwarz, der im Namen der Mehrheit der Anwohner spricht. Alle hätten sie Kinder im entsprechenden Alter und könnten den Wunsch nach einem Chillplatz nachvollziehen. „Deshalb ist es uns wichtig, im Rahmen eines gemeinsamen verständnisvollen und funktionierenden Miteinanders in der Zukunft gemeinsame Regelungen zu schaffen“, sagt Schwarz und verliest zwölf Fragen. Verkürzt geht es um folgende Aspekte: Gibt es einen Lärmschutz? Kann die Nutzung nicht um 22 Uhr enden? Können Anzahl und Größe der Veranstaltungen beschränkt werden? Gibt es eine Videoanlage und Parkplätze?

Diverse mögliche Standorte hat sich der Gemeinderat angeschaut

Den Beschluss, einen Chillplatz einzurichten, hat der Gemeinderat vor fast genau fünf Jahren beschlossen. Mit dieser Info beginnt Kai-Uwe Ernst die Stellungnahme der Gemeinde zu den Fragen, die der Verwaltung bereits vorlagen. Diverse Standorte habe sich das Gremium angeschaut, letztlich habe man sich für diesen beim Sportplatz entschieden. Mittlerweile liege die Baugenehmigung vor. „Das Einzige, was im Februar noch beraten werden wird, ist die Satzung“, so der Bürgermeister.

Wie anschließend Bauamtsleiter Pierre Mayer erläutert, befindet sich der Chillplatz im sogenannten Außenbereich, wo man davon ausgeht, dass dort direkt angrenzend niemand wohnt, der benachteiligt ist. „Deswegen ist der Lärm in dem Fall auch gar nicht so in Betracht gezogen worden“, ergänzt Mayer. Er sei mit einem Lärmschutzgutachter vor Ort gewesen, der sagte, dass der Lärmschutz dort wegen der Hanglage gar nicht so einfach sei. Er könne sich vorstellen, dass es ein separates Thema sein könne, wenn der Platz eingeweiht sei.

Keine Veranstaltungen oder Partys

Ernst stellt in diesem Zusammenhang klar, dass es auf dem Platz keine Veranstaltungen oder Partys geben soll, „sondern dass der einfach wie eine Art Spielplatz genutzt wird, dass man sich da aufhalten kann, eventuell dort grillt und Zeit mit den Jugendarbeitern verbringt“. Zudem sagt der Bürgermeister Lärmmessungen zu.

„Ich find’s echt super, dass sie gekommen sind und uns über die Probleme aufgeklärt haben“, beginnt Nicole Birkenbusch ihre Wortmeldung. Die Sprecherin der Neuen Liste erklärt, dass über die Satzung noch gar nicht gesprochen worden sei. Ausdrücklich unterstützt sie den Vorschlag der Hauptamtsleiterin Yvonne Bader, dass es vor dem Satzungsbeschluss einen Dialog geben sollte, an dem neben der Gemeindeverwaltung und den Jugendvertretern auch Jugendliche und Anwohner teilnehmen sollten, um zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen. Birkenbusch: „Den Input brauchen wir als Gremium vorab.“

Kommentar
(K)eine Sitzung

Von Florian Muhl

Am Montag sollte eine Gemeinderatssitzung stattfinden. Vier Stunden vor dem Sitzungsbeginn klingelt das Telefon in der BKZ-Redaktion. „Die Gemeinderatssitzung heute Abend findet nicht statt. Sie müssen nicht kommen“, sagt Bürgermeister Kai-Uwe Ernst dem Berichterstatter. „Wegen eines technischen Übertragungsfehlers ist die Sitzung im Mitteilungsblatt nicht angekündigt worden“, so der Rathauschef zu den Gründen. Aufgefallen sei der Fauxpas erst am Montagmorgen. Was er allerdings nicht mitteilt, ist, dass es doch eine Sitzung – oder nennen wir es Treffen – mit Gemeinderäten geben wird und Bürgerinnen und Bürger in Sachen Chillplatz zu Wort kommen werden.

Vielleicht hat Ernst nur vergessen darauf hinzuweisen. Vielleicht befürchtete er aber auch, dass die Fragestunde ob des brisanten Themas eventuell eskalieren wird. Am Abend zeigt er sich jedenfalls sehr überrascht darüber, dass die Presse doch auftaucht. Wünschenswert wäre, wenn der Bürgermeister die Transparenz und gute Kommunikation, die er bei seinem Amtsantritt angekündigt hat, auch gut umsetzt.

f.muhl@bkz.de

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Erstellt:
23. November 2023, 11:30 Uhr

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