Inflation, Geldanlage, Alterssitz

Ansturm auf griechische Ferienimmobilien

Nie zuvor waren Zweitwohnsitze in Griechenland so gefragt wie jetzt. Die Preise sind günstig. Vor allem deutsche Käufer stehen Schlange. Hellas lockt mit Sonne, Strand und Steuervorteilen.

Ein Haus oder eine Wohnung in Griechenland: Immer mehr Deutsche erfüllen sich diesen Traum.

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Ein Haus oder eine Wohnung in Griechenland: Immer mehr Deutsche erfüllen sich diesen Traum.

Von Gerd Höhler

Bernd S. und seine griechische Frau Katerina haben sich einen Traum erfüllt: 120 Quadratmeter misst die Neubauwohnung im Athener Küstenvorort Glyfada. Der Panoramablick aus dem Penthouse reicht über den glitzernden Saronischen Golf bis hinüber zur Insel Ägina und zum Hafen von Piräus. „Wir suchten einen Ruhesitz für das Alter, wollen aber schon jetzt pendeln“, erklärt der 60-jährige Anwalt aus Frankfurt am Main.

Die kurze Flugzeit von zweieinhalb Stunden und täglich fünf Verbindungen zwischen Frankfurt und Athen machen das möglich. Mindestens einmal im Monat verbringt das Ehepaar jetzt ein langes Wochenende in Athen. „Hier verbinden wir das kulturelle und kulinarische Angebot einer Metropole mit der Nähe zum Strand“, sagt Bernd S.

Ferienhaus als Kapitalanlage in Zeiten der Inflation

Der Markt für Ferienimmobilien in Griechenland boomt. Das Land verspricht Sonnengarantie im Sommer und milde Winter. Nach Berechnungen der griechischen Zentralbank brachten ausländische Immobilienkäufer in den ersten drei Monaten dieses Jahres 374 Millionen Euro nach Hellas. Das war ein Anstieg von fast 75 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2021. Die Immobilienverkäufe an Deutsche haben sich gegenüber dem Vorjahr sogar verdreifacht, berichtet die Immobilienkanzlei Elxis. Nach der Pandemie suchen jetzt viele Ausländer im Urlaub die Geborgenheit der eigenen vier Wände.

Für Griechenland sprechen die immer noch vergleichsweise günstigen Preise. Sie machen griechische Ferienimmobilien auch als Renditeobjekte interessant. Die Inflation ist ebenfalls ein Faktor: „Viele Kunden sehen gerade jetzt eine Ferienimmobilie als sichere und wertstabile Kapitalanlage“, sagt Georg Petras. Der in Stuttgart geborene Deutsch-Grieche eröffnete 2010 auf der Insel Rhodos ein Maklerbüro und ist heute Griechenland-CEO des Nobelmaklers Engel & Völkers.

Anfragen aus Deutschland um 70 Prozent gestiegen

Petras sieht einen Trend zu luxuriöseren Objekten. Die Preisspannen sind groß. Auf Inseln wie Kreta, Rhodos, Korfu oder Lefkas gibt es Neubauobjekte bereits ab 2000 Euro pro Quadratmeter. Meerblick oder gar Strandlage kann man dafür aber nicht erwarten. Auf Inseln wie Mykonos, Paros oder Santorin werden Preise aufgerufen, die 10 000 Euro pro Quadratmeter übertreffen können. „Für ganz besondere Ausnahme-Objekte werden Spitzenpreise von über 20 000 Euro bezahlt“, sagt der Makler Petras.

Auch Marios Christodoulou berichtet von einem „ständig wachsenden Interesse an griechischen Ferienimmobilien“. Er ist Geschäftsführer von Ferimmo, der einzigen deutschen Internetplattform, die exklusiv griechische Immobilien vermarktet. Die Anfragen aus Deutschland seien im Vergleich zu 2020 um 70 Prozent gestiegen, berichtet Christodoulou. Besonders gesucht sind bei Ferimmo Objekte in der Preisspanne von 250 000 bis 450 000 Euro.

Marktbeobachter rechnen mit steigenden Preisen

Bevorzugte Regionen der Deutschen sind die Kykladen, Kreta, die Halbinsel Peloponnes und die Region Pilion in Thessalien. „Attraktiv sind griechische Ferienimmobilien vor allem wegen der immer noch moderaten Preise“, sagt Christodoulou.

Nach Angaben der griechischen Zentralbank stiegen die Immobilienpreise zwischen 2018 und 2021 um durchschnittlich 30 Prozent. Sie liegen allerdings immer noch rund ein Drittel unter dem Niveau von 2007, ein Jahr vor Beginn der globalen Finanzkrise, die zur griechischen Staatsschuldenkrise und zum Zusammenbruch des Immobilienmarktes führte. Marktbeobachter rechnen deshalb mit weiter steigenden Preisen.

Manchmal werden Schwarzbauten zum Kauf angeboten

Das macht griechische Ferienimmobilien zu einer interessanten Kapitalanlage. Der Renditeaspekt rückt neben der Eigennutzung immer stärker in den Vordergrund, berichtet Christodoulou. Auch bei Engel & Völkers kauften 2021 bereits rund 60 Prozent der Kunden ihre Ferienimmobilie als potenzielles Renditeobjekt.

Griechenland punktet nicht nur mit 300 Sonnentagen im Jahr, traumhaften Stränden, der Vielfalt seiner Landschaften und den Sehenswürdigkeiten der Antike. Auch die Verkehrsinfrastruktur wurde in den vergangenen Jahren erheblich verbessert. Der Ausbau des Glasfasernetzes und des 5G-Mobilfunks kommt zügig voran. Damit gewinnt das Land an Attraktivität für Ausländer, die nicht nur ein Urlaubsdomizil suchen.

Dirk Reinhardt von der Anwaltsfirma MStR Law in Athen rät ausländischen Käufern dringend, einen Rechtsanwalt einzuschalten. Der helfe nicht nur bei Kaufvertrag und Steuer. „Der Anwalt prüft auch die Rechtmäßigkeit des Eigentumstitels, die Lasten- und Vindikationsfreiheit der Immobilie und, zusammen mit einem Ingenieur, die bauliche Gesetzmäßigkeit des Objekts“, erklärt Reinhardt. Das ist wichtig, weil es in vielen Gegenden Griechenlands kein Kataster gibt und gutgläubigen Ausländern Schwarzbauten zum Kauf angeboten würden.

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Erstellt:
6. Juli 2022, 16:22 Uhr

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