Von Anja La Roche

Backnang. Um kurz vor neun Uhr versammeln sich schon etwa 80 Personen in der Sulzbacher Straße 164 in Backnang. Sie warten darauf, in die neue Woolworth-Filiale zu stürmen. Eine Handvoll Mitarbeiterinnen stellt sich für ein Foto auf, dann wird das Band zerschnitten, verhaltener Applaus ist zu hören. Die Menge strömt in das neu eröffnete Geschäft. Mit Einkaufskörben oder Einkaufswagen bewaffnet schauen die Einkaufslustigen sich zwischen den billigen Dekoartikeln, Haushaltswaren und Klamotten um. Und immer mehr Leute kommen vorbei, um sich in dem neuen Geschäft umzusehen, die Gänge sind proppenvoll, alle vier Kassen sind geöffnet. Auf der 880 Quadratmeter großen Verkaufsfläche präsentiert Woolworth rund 10.000 Artikel für den täglichen Bedarf. Der Laden öffnet künftig montags bis samstags von 9 bis 20 Uhr.

Überall in Deutschland eröffnen Filialen

Die Filiale des deutschen Woolworth, ein Ableger des gleichnamigen amerikanischen Unternehmens (siehe Infotext), trifft wohl auf großes Interesse bei den Backnangern. „Es ist auf jeden Fall ein sehr großer Ansturm, aber darauf haben wir uns auch vorbereitet“, sagt die Neueröffnungsmanagerin Vanessa Jeaidi. Dass die Discounterkette auch in Backnang eine Filiale eröffnet, ist keine Besonderheit. Überall in Deutschland sprießen derzeit neue Woolworth-Standorte aus dem Boden. Eröffnet wird immer donnerstags und am heutigen Tag sind es sogar sechs Neueröffnungen zeitgleich in Deutschland. Das Ziel seien 1500 Filialen, erklärt Jeaidi. Bislang sind es schon über 650, davon etwa 50 in Baden-Württemberg.

Das Unternehmen Woolworth wirbt zum einen mit billigen Preisen, zum anderen mit einem vielfältigen Angebot. Das schätzen auch zwei Frauen, die extra zur Neueröffnung aus Murrhardt hergekommen sind. „Hier gibt es alles und das auch günstig“, sagt Patricia Ilg, 28 Jahre alt. Sie hat über die sozialen Medien von der Eröffnung erfahren. „Wir waren schon in Neckarsulm in einem Laden und sind froh, dass hier auch einer öffnet“, freut sie sich. Auch ein Kunde aus Maubach guckt sich um. „Ich glaube schon, dass das ein Gewinn für Backnang ist“, sagt er. Er schätzt das vielseitige Sortiment und stöbert ein wenig für sich und seine Familie. In seinem Einkaufskorb liegen schon kleine Gummistiefel parat, die er für seinen Urenkel kaufen will. „Ich muss aber mal wieder herkommen, wenn es hier ruhiger ist“, sagt der 80-Jährige.

Neben den vielen zufriedenen Besuchern wird aber auch Kritik laut. Immerhin geht das Konzept möglichst billiger Ware nicht unbedingt konform mit sozialen und ökologischen Werten. Eine Kundin missbilligt das Geschäft. „Ein Mehrwert für Backnang ist Woolworth eigentlich nicht, wir haben ja schon Tedi und Kik“, sagt Melanie Barth. „Das ist halt unsere Wegwerfgesellschaft, die immer mehr Müll produziert“, sagt die 69-Jährige, die ebenfalls in Maubach wohnt. Sie wolle beim Einkaufen viel lieber das Handwerk unterstützen, etwa indem sie zum Bäcker gehe, statt Brot im Supermarkt zu kaufen. Doch heute ist sie trotzdem vor Ort, um sich ein paar Wollknäuel für jeweils einen Euro zu schnappen, mit denen sie stricken möchte. „Das ist eben mein Hobby,“ erklärt sie.