Neuer Pontifex aus den USA
Anti-Trump? Papst Leo kritisierte US-Präsidenten und J.D. Vance im Netz
Wie auch sein Vorgänger Papst Franziskus ist der neue Papst Leo in den Sozialen Medien aktiv. Dort kritisiert er in den letzten Monaten vor seiner Wahl vor allem zwei: Donald Trump und J.D. Vance.

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Der neue Papst Leo XIV.
Von Annika Mayer/AFP
Der neue Papst Leo XIV., ehemals Robert Prevost, ist der erste US-Amerikaner an der Spitze der katholischen Kirche. Kurz nach seiner Wahl bekam er prompt Glückwünsche in den Sozialen Medien von Seiten der Regierung seines Heimatlandes. US-Präsident Donald Trump schrieb in seinem Onlinedienst Truth Social, es sei eine „große Ehre“ für die Vereinigten Staaten, dass der US-Kardinal „zum ersten amerikanischen Papst“ gewählt worden sei. Er freue sich darauf, den neuen Papst zu treffen. „Das wird ein sehr bedeutender Moment“, so Trump. „Möge Gott ihn segnen!“, schrieb auch Vizepräsident J.D. Vance auf X.
Doch ob sich der neue Papst über die Glückwünsche gefreut hat, ist fraglich. Denn in den Monaten vor seiner Wahl am Donnerstag äußerte sich der ehemalige US-Kardinal immer wieder politisch auf X und teilte Beiträge, in denen der US-Präsident und Vizepräsident JD Vance kritisiert werden. Dabei beschäftigte ihn vor allem das Thema Migration und der Umgang mit Einwanderern. Die Beiträge, die der Papst bislang teilte, sprachen sich für einen menschlichen Umgang mit Migranten aus. Der Vatikan bestätigte am Donnerstag, dass der X-Account echt ist und dem in Chicago geborenen ehemaligen Kardinal und neuen Papst gehört.
Papst Leo kritisiert J.D. Vance auf X
„JD Vance irrt sich: Jesus verlangt nicht von uns, dass wir unsere Liebe für andere Menschen in eine Rangordnung bringen“, hieß es etwa in einem Kommentar, den der US-Kardinal am 3. Februar teilte. Dieser bezog sich auf einen Artikel im „National Catholic Reporter“.
JD Vance is wrong: Jesus doesn't ask us to rank our love for others https://t.co/hDKPKuMXmu via @NCRonline — Robert Prevost (@drprevost) February 3, 2025
Prevost kritisierte dabei, dass Vance sich auf die katholische Lehre berief, um Washingtons massive Streichung der Auslandshilfen nach der Amtsübernahme Trumps zu rechtfertigen. Der 2019 zum Katholizismus konvertierte Vizepräsident hatte argumentiert, dass Christen zuerst ihre Familie lieben sollten, bevor sie sich um den Rest der Welt kümmern. Er berief sich dabei auf ein Zitat des Theologen und Philosophen Thomas von Aquin aus dem 12. Jahrhundert, wonach die Liebe zu anderen Menschen einer Ordnung folgen muss.
Wenige Tage später nahm Prevost Bezug auf einen Artikel. Der Beitrag widmet sich einem Brief von Papst Franziskus an die katholischen Bischöfe zu den Massenabschiebungen, die Donald Trump veranlasst hatte. Die Pläne des US-Präsidenten wurden darin kritisiert.
As Trump & Bukele use Oval to Feds’ illicit deportation of a US resident (https://t.co/t80iDMbBKf), once an undoc-ed Salvadorean himself, now-DC Aux +Evelio asks, “Do you not see the suffering? Is your conscience not disturbed? How can you stay quiet?” https://t.co/jTradMfr0v — Rocco Palmo (@roccopalmo) April 14, 2025
Als letzte Aktivität vor seiner Wahl zum Papst teilte der Kardinal den Beitrag eines Nutzers, der die irrtümliche Abschiebung eines Migranten nach El Salvador durch die US-Regierung verurteilte.
Kritik an Trump ist nicht neu
Die Kritik des ehemaligen US-Kardinals an Donald Trump ist allerdings nicht neu. Bereits 2015 veröffentlichte er einen Post, der auf einen Artikel der Washington Post Bezug nahm. Die Rhetorik des US-Präsidenten Donald Trump gegenüber Migranten wurde darin als problematisch bezeichnet.
I join my voice and prayers to those of my brother bishops that we might work hard to end racism in our hearts and in society. May God give comfort to the family of #GeorgeFloyd in this time of anguish. https://t.co/94LEL2ajmH — Bishop Michael Olson (@BpOlsonFW) May 30, 2020
Wie sich das Verhältnis zwischen Donald Trump und dem neuen Papst entwickeln wird, bleibt abzuwarten.