Sperrung seit Dreifach-Suizid

Anwohner entdeckten Risse in Pforzheimer Turm schon vor einem Jahr

Der Aussichtsturm „Hohe Warte“ bei Pforzheim wird wegen Einsturzgefahr zurückgebaut. Die Stadt wurde bereits im September 2024 auf Risse im Holz aufmerksam gemacht.

Der 40 Meter hohe Aussichtsturm wurde im Jahr 2002 erbaut, doch die Holzkonstruktion ist laut der Stadt Pforzheim nicht „auf Dauerhaftigkeit ausgelegt“.

© Stadt Pforzheim/Dominik Mokrski, STZN/Dürr

Der 40 Meter hohe Aussichtsturm wurde im Jahr 2002 erbaut, doch die Holzkonstruktion ist laut der Stadt Pforzheim nicht „auf Dauerhaftigkeit ausgelegt“.

Von Florian Dürr

Durchfeuchtetes Holz, Pilzbefall und Fäulnis – die Konstruktion des 40 Meter hohen Aussichtsturms „Hohe Warte“ bei Pforzheim ist einsturzgefährdet. Nach dem kürzlich veröffentlichten Gutachten ist klar: Der Turm, der wegen des Suizids von drei Mädchen im vergangenen Jahr traurige Bekanntheit erlangte, muss noch vor dem Winter schrittweise zurückgebaut werden.

Anwohner entdecken am Aussichtsturm Risse im Holz

Derzeit werde die Baustelle rund um das Bauwerk eingerichtet, teilt ein Sprecher der Stadt Pforzheim mit. Wann der Schwerlastkran in dem Waldgebiet im Stadtteil Hohenwart anrücken wird, steht noch nicht fest. Aber der Abbau soll „vor dem Winter erfolgen“, heißt es.

Bereits im September des vergangenen Jahres hätten Anwohner die Stadt auf Risse im Holz aufmerksam gemacht, teilt der Sprecher mit – also zwei Monate vor dem Dreifach-Suizid. Das städtische Fachamt habe deshalb Anfang Oktober 2024 Kontakt zu den auch jetzt beauftragten Tragwerksplanern aufgenommen. Der Turm blieb aber weiterhin zugänglich, erst nach dem tödlichen Vorfall Ende November wurde der Treppenaufgang gesperrt.

„Turnusmäßige Prüfung des Turmes war für 2025 regulär vorgesehen“

Die letzte Überprüfung des Turms liegt zehn Jahre zurück: Schon im Jahr 2015 stellte ein Tragwerksplaner fest, dass im „voll bewitterten Tragwerk aus Lärchenholz Risse entstanden sind, die das Eindringen von Feuchte in das Holz ermöglichen“, heißt es vonseiten der Stadt. Damals lauteten die Maßnahmen: „Verpressen/Verkitten der erkennbaren Risse und eine Erneuerung des Schutzanstrichs“. Die Verbindungsknoten der Konstruktion seien zum damaligen Zeitpunkt nicht auffällig gewesen – anders beim jüngsten Gutachten.

Die aktuellen Mängel seien aber „nicht zufällig“ erst durch das Gutachten infolge des Dreifach-Suizids entdeckt worden, erklärt der Sprecher, „eine turnusmäßige Prüfung des Turmes war für 2025 regulär vorgesehen“. Nach dem Tod der drei Mädchen sollten aber zusätzlich auch mögliche Sprungschutzmaßnahmen in die Prüfung miteinfließen.

Stadt spricht von einer „suboptimalen Konstruktion“ des Turmes

Das jüngste Gutachten berichtete zudem von „unzureichenden konstruktiven Sicherungen“ – und, dass „geeignete Absicherungen gegen Wasseransammlungen beispielsweise in Abdeckungen oder Verblechungen“ hätten bestehen können. Warum gab es diese Absicherungen nicht?

Dazu teilt die Stadt mit: „Eine Verblechung der verbindenden Knotenpunkte ist praktisch nicht umsetzbar. Die Konstruktion wurde nicht auf Dauerhaftigkeit ausgelegt.“ Der Sprecher spricht allgemein von einer „suboptimalen Konstruktion des Turmes“: Alle tragenden Bauteile sind dauerhafter Bewitterung ausgesetzt.

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/

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Erstellt:
30. September 2025, 17:56 Uhr

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