Filder-Apotheke in Stuttgart
Apotheker Hannes Konnerth arbeitet mit 81 noch – „Ich bin Fachidiot“
Hannes Konnerth ist sicherlich einer der ältesten Apotheker in Stuttgart. Nun gibt er seine Filder-Apotheke in Stuttgart-Degerloch ab – und hört doch nicht auf.

© Caroline Holowiecki
Hannes Konnerth ist Apotheker in Degerloch.
Von Caroline Holowiecki
Eigentlich ist es ganz schnuckelig hier unten. Im einstigen Kohlekeller steht im Licht einer Schreibtischlampe eine Sitzecke. Die weichen Bänke und der Tisch lassen sich wie in einem Campingmobil zum Bett umbauen. Eine Dusche gibt es in der Ecke des Raumes und in der anderen eine Sprechanlage, über die man mit jemandem kommunizieren kann, der im Stockwerk drüber vor der Tür steht. Hannes Konnerth hat das Nachtdienstzimmer der Filder-Apotheke in Degerloch mit Fotos geschmückt. Das größte zeigt ihn als Teenager mit Vater und Opa. Drei Männer, ein Gesicht.
Vermutlich werden die Fotos bald weggeräumt. Hannes Konnerth gibt seine Apotheke ab. Der Senior mit dem jungenhaften Humor ist 81. „Ich bin der älteste Apotheker am Ort. Vielleicht sogar in Stuttgart“, sagt er. Seit 1973 führt er die Filder-Apotheke, gegründet hat sie sein Opa Karl 1950. Bald aber wird ein anderer Name an der Tür stehen. Die neue Inhaberin arbeitet bereits im Team mit. Doch Hannes Konnerth setzt sich nicht etwa zur Ruhe. Nein, er will weiter in seiner Apotheke arbeiten, nur eben als Angestellter.
Die Arbeit macht dem Apotheker aus Stuttgart Spaß
„Ich habe meinen Job ganz gerne. Ich bin Fachidiot“, sagt Konnerth grinsend. Mit den Leuten schwätzen, ihnen etwas empfehlen, das mache einfach Spaß. Mancher sei früher im Kinderwagen gekommen und bringe heute die Enkel mit. „Es tut mir ja nicht weh, und es hält einigermaßen fit“, sagt er. Die Frage, ob es mit 81 nicht einfach mal genug sei, beantwortet er mit einer Gegenfrage. „Was soll ich daheim machen? Soll ich aus dem Fenster schauen?“
Nach Angaben der Landesapothekerkammer sind 2,5 Prozent der noch arbeitenden Apothekerinnen und Apotheker in Baden-Württemberg im Rentenalter – die meisten von ihnen blieben aus Leidenschaft dabei. „Das ist ein ganz besonderes Berufsfeld“, sagt eine Sprecherin.
Hannes Konnerths Ehefrau Marit hat bis vor zwei Jahren ebenfalls in Degerloch die Spitzweg-Apotheke geführt. Als sie Mitte 2023 aufgehört hat – da war sie auch schon 75 – äußerte sie gegenüber unserer Zeitung viel Kritik. Sie habe „keine Lust mehr, mich diesen ganzen Unannehmlichkeiten zu unterwerfen“. Die Bürokratie habe ihr den Job verleidet, außerdem wären Investitionen notwendig gewesen, um die Betriebserlaubnis am Standort langfristig zu sichern. Auch finanzielle Aspekte nannte sie. Viele glaubten noch immer, dass Apotheker reiche Leute seien. Marit Konnerth sagte damals: „Vor 46 Jahren habe ich mit einer Million Mark Kredit angefangen und höre zum 30. Juni dieses Jahres mit etwa 20.000 Euro Rückbau- und Entsorgungskosten auf.“
Ihr Mann deutet nun Ähnliches an. „Vorschriften, Vorschriften“, sagt Hannes Konnerth, und dann die vielen Sonntags- und Nachtdienste. Zwei, drei Jahre habe er sich bereits mit dem Gedanken getragen zu verkaufen, auch aus Altersgründen.
Zum 1. Oktober wird der Wechsel in der Filder-Apotheke vollzogen. Wie das so wird, plötzlich Angestellter im eigenen Haus zu sein? Hannes Konnerth zuckt mit den Schultern. Keine Ahnung, „es ist das erste Mal, dass ich nicht in der ersten Reihe stehe“. Sorge bereite ihm die Umstellung aber nicht. „Weil ich nie Chef war“, sagt er. Mit dem Team habe er immer auf Augenhöhe gearbeitet, „wir hatten immer ein super Verhältnis“.
Mehr Zeit für Ausfahrten im Oldtimer
Hannes Konnerth sagt, dass er sich auf die Veränderung freut. „Bis jetzt musste ich, es gab keine Alternative. Jetzt muss ich nicht mehr“, sagt er und wirkt ehrlich erleichtert.
Im Nachtdienstzimmer ist das Foto seines Oldtimers aufgestellt, ein englischer Morgan von 1980. Im Morgan-Fanclub habe er in der Vergangenheit viele Ausfahrten verpasst – aus Jobgründen. Das werde sich jetzt ändern. Er lacht laut auf. „Ich hoffe, dass mir die Chefin dann freigibt. Jetzt muss ich Urlaubszettel ausfüllen.“

© Caroline Holowiecki
Hannes Konnerths Fotosammlung zeichnet die Geschichte seiner Apotheke nach.

© Caroline Holowiecki
Wie alles anfing: 1973 übernahm Hannes Konnerth die Filder-Apotheke.

© Caroline Holowiecki
Hannes Konnerths Opa Karl hat die Apotheke 1950 gegründet.