Coronavirus-Folgen schlagen am Aktienmarkt durch

dpa Frankfurt/Main. Eine Umsatzwarnung von Apple hat die euphorischen Anleger am deutschen Aktienmarkt am Dienstag wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Der Dax ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland. Foto: Fredrik von Erichsen/dpa

Der Dax ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland. Foto: Fredrik von Erichsen/dpa

Die Rekordjagd, die den deutschen Leitindex zum Wochenstart bis auf 13.795 Punkte getrieben hatte, ist vorerst gestoppt. Der Dax schloss 0,75 Prozent tiefer auf 13.681,19 Punkte.

Auf den Anstieg bis auf fast 13.800 Punkte seien erwartungsgemäß kleinere Gewinnmitnahmen gefolgt, schrieben die Charttechnik-Experten von Index Radar. Letztlich hielt sich der Dax mit Blick auf die Rally der vergangenen Tage aber stabil, ergänzte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Auffällig sei derzeit, dass die Investoren differenzierten und Aktien mit hoher Nachfrage-Abhängigkeit aus China auf der Strecke blieben. Der Rest habe sich indes wacker gehalten.

Der MDax büßte am Dienstag 0,88 Prozent auf 29 057,80 Punkte ein. Der EuroStoxx 50, der Leitindex der Eurozone, sank um 0,43 Prozent auf 3836,54 Zähler. Verluste wurden auch in Paris und London verbucht. In den USA gab der Dow Jones Industrial nach einem verlängerten Wochenende zum europäischen Handelsschluss um 1,0 Prozent nach. Die technologielastigen Nasdaq-Börsen hielten sich indes etwas besser mit minus 0,5 Prozent.

Wie der Technologiegigant Apple am Montag nachbörslich bekannt gab, wird er wegen der Coronavirus-Epidemie in China die erst wenige Wochen alte Umsatzprognose für das laufende Quartal verfehlen. Bei iPhones gebe es Lieferengpässe in China und zudem schwächele dort auch der Absatz von Apple-Geräten, hieß es.

Das Coronavirus hinterließ außerdem Spuren in den Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten. Diese trübten sich überraschend deutlich ein, wie der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigte. Auf den Dax übte der ZEW-Index am Dienstag allerdings keinen zusätzlichen Druck aus.

Technologiewerte litten besonders, insbesondere Apple-Zulieferer wie Infineon mit minus 2,2 Prozent oder Dialog Semiconductor mit minus 4,5 Prozent. Analyst Sandeep Deshpande von JPMorgan sprach von der „ersten Warnung eines schwergewichtigen Techkonzerns wegen der Coronavirus-Epidemie“. Er hält es nun für wahrscheinlich, dass auch Unternehmen aus der Lieferkette von Apple und zuvorderst Chiphersteller mit vorsichtigeren Prognosen folgen werden.

Die Papiere der Deutschen Börse, die am Vorabend laut Analysten „solide Jahreszahlen“ bekannt gegeben hatte, schlossen fast unverändert. 2019 hatte der Marktbetreiber einen Rekordgewinn verbucht. Dagegen kamen Aussagen von HeidelbergCement zum vergangenen und zum laufenden Jahr nicht gut an bei den Anlegern: Die Aktien des Baustoffherstellers verloren am Dax-Ende 3,0 Prozent.

An der Spitze im Leitindex legten die Papiere von RWE um 1,6 Prozent zu und setzten damit ihre Rally der vergangenen Wochen fort. Beobachter führten dies zum Teil auf die erneut erwachte Risikoscheu der Investoren zurück. Dann profitieren so genannte defensive Branchen wie die Versorger- oder Immobilienbranche, die weniger konjunkturabhängig sind.

Die Papiere von Thyssenkrupp weiteten im MDax ihren dreiprozentigen Verlust vom Wochenbeginn aus und gaben nun um 5,5 Prozent nach. Zwar dürfte nicht überrascht haben, dass der Industriekonzern die Aufzugsparte an Finanzinvestoren verkauft, doch ein Komplettverkauf oder auch der Verkauf eines Großteils dieser Sparte bedeute den Abschied von einem Gewinnbringer, kommentierte Baader-Bank-Analyst Christian Obst.

Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von minus 0,40 Prozent am Vortag auf minus 0,42 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,10 Prozent auf 144,91 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,09 Prozent auf 174,53 Punkte zu.

Der Euro sackte zeitweise unter 1,08 US-Dollar und wurde am frühen Abend mit 1,0814 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0816 (Montag: 1,0835) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9246 (0,9229) Euro.

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Erstellt:
18. Februar 2020, 09:20 Uhr

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