Arbeitsagentur-Chef erwartet „stetige“ Job-Verluste

dpa/lsw Stuttgart. Die goldenen Zeiten für die großen Autohersteller und Zulieferer im Südwesten sind wohl erstmal vorbei. Das führt nicht nur zu schlechteren Konzernabschlüssen, sondern in den Augen des Arbeitsagentur-Chefs auch zu einem anhaltenden Arbeitsplatzabbau.

Christian Rauch bei einem Gespräch. Foto: Tom Weller/dpa/Archivbild

Christian Rauch bei einem Gespräch. Foto: Tom Weller/dpa/Archivbild

Der baden-württembergische Regionalchef der Bundesagentur für Arbeit, Christian Rauch, erwartet im Autosektor in den kommenden Jahren einen stetigen Verlust an Arbeitsplätzen. „Ich sehe neben der Digitalisierung und der Transformation hin zu neuen Antriebsvarianten einen dritten großen Trend im Autosektor. Und zwar, dass wir dort Überkapazitäten haben, weil man in den nächsten Jahren beim Autoabsatz wohl nicht mehr an das Rekordniveau aus den letzten Jahren herankommt, das sagen zumindest alle Prognosen“, sagte Rauch der Deutschen Presse-Agentur.

„Das heißt: Unabhängig davon, ob Verbrenner- oder E-Motoren produziert werden, haben wir in der Automobilbranche Überkapazitäten“, sagte Rauch. „Aus meiner Sicht führt das bei den Unternehmen zwangsläufig zu Anpassungen ihrer Kapazitäten, was dann leider in der Kette auch zu einem Personalabbau führen wird.“

Somit werde die Zahl der Jobs in der Autobranche „in den nächsten Jahren Stück für Stück“ weiter abnehmen. Das werde beispielsweise mit Blick auf die von vielen Konzernen aufgelegten Abfindungsprogramme sichtbar. Rauch betonte: „Wir keinen dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit, aber einen stetigen.“ Schon jetzt sei man im Automotive-Bereich - zu dem neben den Herstellern auch viele Zulieferer gehören - bei „einem deutlich niedrigeren Beschäftigungsniveau angelangt“ als etwa noch vor drei Jahren. „Und ich sehe nicht, dass dieser Trend schon zum Ende gekommen ist.“

Der Automotive-Bereich gilt als Schlüsselbranche in Baden-Württemberg. 500 000 Jobs hängen nach Arbeitsagentur-Angaben direkt an dieser Branche - das allein sind mehr als zehn Prozent aller Jobs im Südwesten. Wenn man den Bogen etwas weiter spannt und beispielsweise auch noch Reparaturwerkstätten und andere autonahe Branchen miteinbezieht, steigt die Zahl der vom Autosektor abhängigen Jobs in der Region sogar auf bis zu 800 000.

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Erstellt:
30. Dezember 2020, 06:52 Uhr

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