Antikes Weltwunder

Archäologen entdecken Steine des Leuchtturms von Alexandria

Archäologen haben 22 riesige Fundamentblöcke des antiken Leuchtturms von Alexandria aus dem Meer geborgen – einem der sieben Weltwunder der Antike.

Einer der Fundamentblöcke des Leuchtturms von Alexandria nach der Bergung vom Meeresgrund.

© © GEDEON Programmes/CEAlex

Einer der Fundamentblöcke des Leuchtturms von Alexandria nach der Bergung vom Meeresgrund.

Von Markus Brauer

Mehr als 2000 Jahre vor der Erfindung des Internets war hier das Wissen der Welt zu Hause. Griechische Geistesgrößen vom Schlage eines Archimedes, Eratosthenes oder Euklid forschten in der berühmten Bibliothek von Alexandria, in der bis zu 700.000 Papyrusrollen lagerten. Später wurde das Zentrum antiker Gelehrsamkeit ein Raub der Flammen und lebte nur in der Erinnerung der Menschheit weiter.

Genauso wie von der berühmten Bibliothek ist auch von dem zweiten Wahrzeichen des antiken Alexandrias (fast) nichts geblieben. Der Leuchtturm von Alexandria wurde um 300 v. Chr. unter König Ptolemaios I. erbaut, einem ehemaligen General Alexanders des Großen. Der Leuchtturm auf der vorgelagerten Insel Pharos sollte dazu dienen, Schiffe sicher in den Hafen der wichtigen Handelsmetropole Alexandria zu leiten.

Researchers have lifted 22 submerged blocks of the 330-foot-tall Lighthouse of Alexandria, which was built in the 3rd century B.C. and one of the Seven Wonders of the Ancient World until it was toppled by 14th-century earthquakes.https://t.co/n7Yi0WvQkTpic.twitter.com/zZiGmOi3oN — Archaeology Magazine (@archaeologymag) July 9, 2025

Ein Weltwunder und seine Überreste

Mit 120 bis 140 Meter Höhe ist der Leuchtturm von Pharos der höchste je gebaute Leuchtturm. Er war eines der sieben Weltwunder der Antike, wobei er das jüngste der sagenumwobenen Bauwerke war. Ursprünglich enthielt die antike Weltwunderliste die Stadtmauern von Babylon. Da sie in hellenistischer Zeit zerfallen waren, wurden sie in der Liste durch den Leuchtturm ersetzt.

Der Turm bestand aus drei Abschnitten:

Die Basis bildete eine 190 Meter lange und breite Plattform aus Granit, die mit Standbildern und möglicherweise auch Säulen geschmückt war.

Darauf folgte ein pyramidenförmiger Sockel aus Kalksteinblöcken, auf dem ein achteckiger Turm stand.

Dessen Abschluss bildete die von Säulen umgebene Plattform mit dem Leuchtfeuer.

Gut ein Jahrtausend nach seiner Fertigstellung stürzte der Leuchtturm von Pharos jedoch bei einem Erdbeben ein. Ein Teil seiner Steine wurden anschließend in der nahe gelegenen Festung des Sultans Kait-Bay verbaut.

Die übrig gebliebenen Relikte des Leuchtturms von Alexandria wurden erst im Jahr 1995 vom französischen Archäologen Jean-Yves Empereur wiederentdeckt. Die teils riesigen Trümmer und Gesteinsblöcke lagen im Hafensediment von Alexandria vergraben.

Fundamentblöcke, ein Tor und ein neu entdecktes Monument

Jetzt hat ein Archäologenteam unter Leitung von Isabelle Hairy von der französischen Forschungsorganisation CNRS 22 der riesigen Fundamentblöcke des antiken Leuchtturms geborgen.

Mit speziellen Kränen wurden die tonnenschweren Steinblöcke aus dem Wasser gehievt. Weitere rund 100 steinerne Fragmente des Leuchtturms liegen noch im Hafengrund verborgen. Sie wurden aber bereits kartiert und digital gescannt.

Die vom Meeresgrund hochgeholten Blöcke lieferten bereits erste Einblicke. Unter ihnen sind neben einigen Platten des Leuchtturm-Fundaments auch die Schwelle, Pfosten und Decksteine eines monumentalen Tores. Außerdem förderte die archäologische Bergung Teile eines ägyptischen Pylons zutage – dem monumentalen Eingang zu einem zuvor unbekannten Tempel-Monument.

Einblicke in antike Ingenieurskunst

Ziel des PHAROS-Projekt ist es, das antike Weltwunder möglichst originalgetreu virtuell zu rekonstruieren. „Der Leuchtturm von Pharos kann als erstes Hochhaus der Menschheit betrachtet werden“, erklärt die verantwortliche Organisation Dassault Systèmes La Fondation. „Diese technische und architektonische Meisterleistung zeugt von der Blüte der Wissenschaft und Kunst jener Zeit.“

Doch bis heute sind die genaue Konstruktion und das Aussehen des legendären Leuchtturms umstritten. Weil dieses Bauwerk das erste und größte seiner Art war und kein vergleichbarer Leuchtturm aus der Antike erhalten geblieben ist, könnten die Analysen seiner Überreste wertvolle Hinweise auf die Baukunst und Ingenieursleistungen der Antike geben. Die Untersuchungen könnten zudem verraten, warum der Leuchtturm vor rund 700 Jahren einstürzte.

Digitaler Zwilling des Leuchtturms

„Wie Teile eines gigantischen archäologischen Puzzles wird nun jeder Block analysiert und virtuell positioniert“, beschreibt Dassault Systèmes La Fondation das weitere Vorgehen. Archäologen, Ingenieure und Architekten werden dann mithilfe von wissenschaftlichen Modellen und Simulationen verschiedene Hypothesen über die Konstruktionsweise des Leuchtturms testen.

Am Ende des Projekts soll ein virtueller Nachbau des Weltwunders stehen – ein digitaler Zwilling des Leuchtturms von Pharos. „Das virtuelle Modell wird die ursprüngliche Großartigkeit dieses Bauwerks wieder zum Leben erwecken“, erläutert Dassault Systèmes. Das Modell soll es ermöglichen, den antiken Leuchtturm von Alexandria so zu besuchen und zu erkunden, als wäre man zurück in die Antike gereist.

Info: Die Sieben Weltwunder -einzigartige Monumente der Antike

Weltwunder Die Sieben Weltwunder sind einzigartige Bauwerke aus der Antike. Standorte waren die heutigen Länder Ägypten, Türkei, Griechenland und Irak. Die Ursprünge der Weltwunderliste reichen vermutlich bis ins zweite Jahrhundert v. Chr. zurück. Heute sind nur noch die Pyramiden von Gizeh erhalten, alle anderen Weltwunder wurden zerstört.

Pyramiden von Gizeh Die drei Gizeh-Pyramiden sind das älteste und einzige noch weitgehend erhaltende Weltwunder. Mit ungefähr 6,4 Millionen Tonnen ist die Cheops-Pyramide, die mittlere der drei, mehr als 35 Mal so schwer wie der Kölner Dom. Zwischen 2590 und 2470 v. Chr. ließ Pharao Cheops von Ägypten das 136 Meter hohe Bauwerk vermutlich als Grabkammer bauen.

Hängende Gärten von Babylon Um 600 v. Chr. ließ König Nebukadnezar II. in seinem Stadtpalast in Babylon, rund 90 Kilometer vom heutigen Bagdad entfernt, eine terrassenförmige Gartenanlage für seine Gemahlin errichten. Durch ein kompliziertes Bewässerungssystem mit dem Wasser des Euphrats versorgt, war sie wohl einzigartig in der Gartenbaukunst. 1899 entdeckte der deutsche Archäologe Robert Koldewey einen Gewölbebau, der als Überrest der Hängenden Gärten gilt. Ihre Existenz wird jedoch bis heute angezweifelt.

Zeus-Statue von Olympia Olympia war die Kultstätte des Zeus und eine der größten Sehenswürdigkeiten des Altertums. Inmitten der heiligen Stätte stand der imposante Zeustempel mit der zwölf Meter hohen elfenbeinernen Statue des Göttervaters Zeus. Der griechische Bildhauer Phidias soll sie um 430 v.Chr. errichtet haben. Im 18. Jahrhundert entdeckten englische Forscher Überreste des wohl durch ein Erdbeben zerstörten Tempels - die Statue ist bis heute verschollen.

Artemis-Tempel von Ephesos Der Tempel zu Ehren der Göttin Artemis wurde ungefähr 560 bis 440 v. Chr. in der heutigen Türkei vom Baumeister Chersiphron erbaut. 1903 entdeckte der Brite David Hogarth den Schatz der Artemis - wertvolle Ohrringe, Perlen und Broschen. Vom Tempel selbst blieb nur eine Marmorsäule erhalten.

Mausoleum von Halikarnassos König Mausolos von Halikarnassos schrieb Mitte des vierten vorchristlichen Jahrhunderts einen Wettbewerb unter allen griechischen Architekten aus. Sie sollten ihm das schönste Grabmal errichten. Sieger wurden die Baumeister Satyros und Phyteos. Sie schufen einen 50 Meter hohen Tempel. Er gilt als Mischung aus griechischen, ägyptischen und persischen Bauweisen. Im türkischen Bodrum steht nach einem Erdbeben nur noch das Fundament.

Koloss von Rhodos Am Anfang des dritten Jahrhunderts hatten die Bewohner der Insel Rhodos das Monumentalwerk dem griechischen Sonnengott Helios als Dank für die Errettung aus Kriegsnöten errichten lassen. Die Bronzestatue von Erbauer Chares von Lindos war 36 Meter hoch. Der genaue Standort - ob mit gespreizten Beinen über der Hafeneinfahrt oder in der Mitte der Stadt - ist bis heute nicht geklärt. Ein heftiges Erdbeben brachte den Koloss etwa 55 Jahre nach seiner Errichtung zu Fall. Ein Orakel verbot die Wiedererrichtung.

Leuchtturm vom Pharos Die Stadt Alexandria war ein wichtiger Handelsort in der Antike. Der Hafen wurde von einem mehr als 134 Meter hohem Leuchtturm auf der Insel Pharos überragt. Der wohl erste Leuchtturm der Welt wurde durch schwere Erdbeben nach und nach zerstört. Im 15. Jahrhundert wurde aus seinen Trümmern das Fort Kait Bey errichtet, das noch heute in Alexandria zu sehen ist.

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Erstellt:
11. Juli 2025, 17:08 Uhr

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