Aspacher Bäckereieinbrecher stehen jetzt vor Gericht

Die insgesamt neunköpfige Bande soll mindestens 17 Einbrüche begangen haben. Unter anderem hatten sie einen Tresor mit mehr als 30.000 Euro Bargeld erbeutet.

Im Oktober 2022 soll die Bande in einer Aspacher Bäckerei eingebrochen sein. Symbolfoto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Im Oktober 2022 soll die Bande in einer Aspacher Bäckerei eingebrochen sein. Symbolfoto: Alexander Becher

Von Bernd Winckler

Aspach/Heilbronn. Neun Männer im Alter zwischen 21 und 41 Jahren, alle gebürtig aus dem Kosovo, sitzen seit Montag auf der Anklagebank der 15. Großen Strafkammer am Heilbronner Landgericht. Die Bande soll unter anderem für den spektakulären Einbruch vom Oktober letzten Jahres in eine Aspacher Bäckerei verantwortlich sein, bei dem ein 300 Kilo schwerer Tresor mit über 30.000 Euro Inhalt gestohlen wurde.

Doch das ist nicht der einzige Anklagepunkt gegen die Beschuldigten: Von Juli bis Oktober sollen die neun Männer nicht nur im Rems-Murr-Kreis, Raum Backnang und Winnenden, als Einbrecher aktiv gewesen sein. Auch in Objekten in Pforzheim, Bietigheim-Bissingen und Schwieberdingen sollen sie laut der Anklage zugeschlagen und bei Einbrüchen – mehrheitlich in Bäckereifilialen und vereinzelt auch in Einzelhandelsgeschäften – hohe Bargeldbeträge erbeutet haben. Die Anklagebehörde hat zunächst 18 Einzelfälle zur Anklage gebracht. Tatsächlich sollen die Beschuldigten jedoch für weitere rund 40 Einbruchstaten verantwortlich sein, bei denen Beute in Form von Bargeld und Goldschmuck gemacht worden sei. Als erfolgreichsten Coup rechnet ihren die Staatsanwaltschaft den Einbruch in der Nacht zum 10. Oktober 2022 in Großaspach an (wir berichteten). Gegen 1 Uhr in der Frühe sollen sich vier von ihnen zunächst mit einem Brecheisen Zugang in die in der Boschstraße gelegene Bäckerei verschafft und dort einige Getränke gestohlen haben. Danach seien sie gewaltsam ins Büro im Nebengebäude gelangt, hätten den 300 Kilogramm schweren Tresor entdeckt und mitgenommen. Abtransportiert wurde der Tresor danach mit dem Firmenfahrzeug der Bäckerei, dessen Schlüssel die Einbrecher in einer Schreibtischschublade entdeckten. Die Bargeldbeute im Tresor betrug genau 33.351 Euro.

Die Gruppe soll insgesamt rund 90.000 Euro in bar erbeutet haben

Dies soll der 17. Einbruch innerhalb von fünf Monaten gewesen sein, der auf das Konto der neun angeklagten Männer geht, sagt jetzt der Staatsanwalt. Ab da hatte die Polizei eine Sonderkommission gebildet, nachdem zuvor in 15 weiteren Fällen Bäckereien – hauptsächlich in Bietigheim-Bisssingen und im Landkreis Ludwigsburg – von ihnen heimgesucht worden seien. Dabei soll die Gruppe insgesamt rund 90.000 Euro in bar erbeutet haben. Den durch das gewaltsame Eindringen in die Objekte angerichteten Sachschaden beziffert die Anklage auf insgesamt 60.000 Euro, allein bei der Aspacher Bäckerei auf 3.600 Euro.

Nach den Ermittlungen der Heilbronner Staatsanwaltschaft sollen sich die Angeklagten, die damals alle in einer Sammelunterkunft in Bietigheim-Bissingen wohnten, bereits im Juli letzten Jahres zu einer Einbrechergruppe zusammengeschlossen haben, um künftig ihren Lebensunterhalt mit Diebstahlsdelikten und Einbrüchen zu bestreiten. Dazu wurden extra Fahrzeuge angeschafft, mit deutschen Zulassungen, damit sie bei den nächtlichen Beutezügen nicht auffallen. Meist seien sie in einer Dreierbesetzung jeweils nachts losgezogen und hätten die lohnenden Objekte – meist Bäckereifilialen – ausgekundschaftet. Dann seien sie – ausgestattet mit Spezialwerkzeug – jeweils in die Objekte eingedrungen und hätten dort hauptsächlich Kassen und Tresore geleert.

Der gestohlene Sprinter wurde am 17. Oktober 2022 gefunden

Nachdem der Aspacher Bäckereieinbruch am frühen Morgen des 10. Oktober entdeckt worden war, begann noch zur selben Stunde die Arbeit der Polizei. Schließlich wurde der gestohlene Sprinter am 17. Oktober vergangenen Jahres gefunden, gleichzeitig klickten bei den Angeklagten die Handschellen. Der 38-jährige bereits polizeibekannte Hauptangeklagte – ebenfalls aus dem Kosovo stammend – soll seinen Mitbeschuldigten für die Einbruchserie jeweils Unterkunft gewährt haben.

Alle Angeklagten wollen die Vorwürfe zugeben, wie ein Verteidiger gestern mitteilte. Gegen volle Geständnisse, so das Gericht, könnten sie mit einer Strafobergrenze von rund acht Jahren davonkommen. Ohne Geständnis könnten die Strafen zweistellig sein. Das Urteil soll nach zehn Prozesstagen am 13. Juli gesprochen werden.

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Erstellt:
24. Mai 2023, 11:30 Uhr

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