Augenspezialist Retina Implant stellt Betrieb ein
Reutlinger Medizintechnikfirma auf Netzhaut-Chips spezialisiert
reutlingen Das Reutlinger Medizintechnikunternehmen Retina Implant AG wird aufgelöst. Wie jetzt bekannt wurde, haben das die Aktionäre bereits am 19. März in einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen. Das 2003 gegründete Unternehmen hatte sich auf Entwicklung und Herstellung von Netzhaut-Chips spezialisiert. Diese High-tech-Implantate können Menschen, die infolge der seltenen Augenkrankheit Retinitis pigmentosa erblindet sind, wieder einen kleinen Teil des Sehvermögens zurückgeben. Retina Implant zählt derzeit noch rund 35 Mitarbeiter, die unter Wahrung der Kündigungsfristen ihre Jobs verlieren. Die hoch qualifizierten Ingenieure und Medizintechniker dürften aber gute Chancen haben, bei anderen Medizin- oder Biotechnikunternehmen in der boomenden Region unterzukommen.
Retina Implant nennt zwei Hauptgründe für die Schließung. Zum einen seien die medizinischen Erfolge trotz positiver Studienergebnisse hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Zum anderen kritisiert das Unternehmen die „starren europäischen Zulassungs- und Gesundheitssysteme“. Die Behandlungskosten von rund 100 000 Euro können in Deutschland zwar nach positiver Einzelfallprüfung durch die Krankenkassen erstattet werden. Aber der Weg bis zur Kostenübernahme sei bürokratisch und langwierig. Das Unternehmen will sich laut Mitteilung dafür einsetzen, dass die Implantatträger weiter von den zuständigen Kliniken und Ärzten betreut werden. Rund 70 Patienten haben nach früheren Angaben einen Netzhaut-Chip erhalten.