Auktionshaus versteigert „Ur-Porsche“

Futuristisches Design, dunkle Vergangenheit: In Stuttgart kommt ein besonderer Porsche unter den Hammer – aber auch viele andere Fahrzeuge.

Der Porsche Typ 64.

© Thomas Kamm

Der Porsche Typ 64.

Von Lea Krug

Stuttgart - Ein Auto, das auf der Straße garantiert alle Blicke auf sich ziehen würde: der stromlinienförmige, silberglänzende Wagen, der wirkt, als stamme er direkt aus einem Science-Fiction-Film. Offiziell trägt er den Namen Porsche Typ 64 – auch bekannt als VW Typ 60 K10-RR. Nun kommt das Fahrzeug, eine Rekonstruktion aus dem Jahr 1949, in Stuttgart unter den Hammer. Für Oldtimer-Fans ist das ein besonderes Ereignis: Erstmals seit über 20 Jahren veranstaltet das Stuttgarter Auktionshaus Nagel wieder eine Auto-Auktion.

Weniger glamourös als sein futuristisches Äußeres ist die Geschichte des stromlinienförmigen Porsches: Sie ist eng mit der faschistischen Vergangenheit Europas verbunden. Im umfangreichen Auktionskatalog beschreibt das Stuttgarter Auktionshaus den sogenannten Berlin-Rom-Wagen als „ein ganz besonderes Stück Automobilgeschichte – er gilt als Ahnherr des Porsche 356 und somit als Ur-Porsche“.

Ein Auto mit dunkler Vergangenheit

Entwickelt wurde er für eine geplante Langstreckenfahrt von Berlin nach Rom am 27. September 1939 – ein Prestigeprojekt, das die Freundschaft der faschistischen Regime in Deutschland und Italien demonstrieren sollte. Den Auftrag erhielt Ferdinand Porsches Konstruktionsbüro. Doch das Rennen fand nie statt: Kurz zuvor begann der Zweite Weltkrieg. Der geschätzte Wert des Wagens liegt laut Auktionshaus bei 650 000 bis 850 000 Euro.

Die Preisspanne für andere Fahrzeuge der Auktion reicht sogar noch höher. So kommt auch ein Porsche RSK Recreation aus dem Jahr 1986 unter den Hammer, mit einem Schätzwert von 700 000 bis 900 000 Euro. Warum solche Summen? „Von diesem ikonischen, leistungsstarken Mittelmotor-Sportwagen, der extrem hohe Drehzahlen erreichen konnte, wurden zwischen 1957 und 1959 nur 34 Exemplare gebaut“, heißt es im Katalog.

Und auch ein besonders betagter Wagen sticht beim Blättern im Katalog hervor: ein Rolls-Royce aus dem Jahr 1934. Art-Déco, Filmglanz, Adlige – solche Assoziationen entstehen unweigerlich im Kopf. „Er war das bevorzugte Fahrzeug der gehobenen Gesellschaft, die ein Auto für den Alltag suchte, dabei aber weder auf majestätische Präsenz noch auf technische Perfektion verzichten wollte“, heißt es im Katalog.

Stuttgart liebt seine Autos

Dass bei der Auktion besonders viele Fahrzeuge von Mercedes und Porsche vertreten sind, ist kein Zufall. „In Stuttgart gibt es einfach eine große Affinität zum Automobil“, erklärt Thomas Kamm, Geschäftsführer von Kamm Kunst und Wert, einem Unternehmen, das auf die Vermittlung entsprechender Wertgegenstände spezialisiert ist. Kamm gerät ins Schwärmen, wenn er von Fenstern, Farben und Formen spricht – und von der besonderen Atmosphäre bei einer Auktion. „Das hat sehr viel mit Psychologie zu tun“, meint er.

Zahlungskräftige Bieterinnen und Bieter zog es schon vor wenigen Tagen nach Stuttgart: Erst kürzlich sorgte eine Auktion im Auktionshaus Eppli für Aufsehen, als eine Armbanduhr von Patek Philippe für 630 000 Euro den Besitzer wechselte.

An diesem Wochenende soll es aber um Autos statt Uhren gehen: Am Samstag, 20. September, sollen insgesamt 26 Fahrzeuge um 14 Uhr unter den Hammer kommen. Welche Summen die Interessenten tatsächlich bieten werden, zeigt sich erst am Auktionstag. Auch Neugierige ohne Kaufabsicht sind willkommen – sie können die seltenen Fahrzeuge im Rahmen der Vorbesichtigungen bestaunen, wie Kamm sagt.

Besichtigen kann man das Fahrzeug an diesem Samstag, 20. September, von 10 bis 12 Uhr im Waldbaur-Areal, Rotebühlstraße 87.

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Erstellt:
19. September 2025, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
19. September 2025, 23:57 Uhr

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