Badische Winzer rechnen wegen Frost und Pilzen mit Ausfällen

dpa/lsw Müllheim. Weinbauern im Südwesten blicken auf ein schwieriges Jahr zurück. Der nasse Sommer wurde zu einer Belastungsprobe. Branchenvertreter zeigen sich aber mit Blick auf die Qualität des Jahrgangs zuversichtlich.

Trauben hängen an einem Rebstock, während im Hintergrund Erntehelfer Trauben ernten. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Trauben hängen an einem Rebstock, während im Hintergrund Erntehelfer Trauben ernten. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Wetterkapriolen mit Frost und Starkregen sowie gefährlicher Pilzbefall haben den badischen Winzern schwer zu schaffen gemacht. Der Ernteertrag wird im laufenden Jahr voraussichtlich um rund 20 Prozent unter dem langjährigen Durchschnittswert liegen. Das sagte der Vize-Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes, Holger Klein, am Mittwoch in Müllheim-Britzingen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald). Gerechnet werde mit etwa 0,9 Millionen Hektolitern nach 1,1 Millionen Hektolitern im Vorjahr.

Man hoffe nun auf einen trockenen Spätsommer: „Es wäre ideal, wenn es noch zwei Wochen so laufen könnte“, sagte Klein. Zur Qualität äußerte er sich zuversichtlich: „Es wird ein frisch-fruchtiger Jahrgang sein.“ Die Hauptlese in Baden werde um den 20. September beginnen. Einzelne Winzer haben bereits mit der Lese frühreifer Trauben begonnen.

Die Nässeperioden seien für die Reben nicht ideal gewesen, bilanzierte Agrarminister Peter Hauk (CDU). Pilzkrankheiten wie der Falsche Mehltau breiteten sich aus und führten zu Ausfällen. Besonders betroffen seien Biowinzer. „Sie mussten hilflos zuschauen, wie der Pilz, der Falsche Mehltau, die Reben sukzessive befällt“, sagte Hauk.

„Der Klimawandel findet nicht so statt wie am Mittelmeer. Am Mittelmeer wird es nur wärmer, aber es bleibt trocken(...). Wir werden auch immer die Feuchte haben - und Feuchte heißt immer auch Pilze“, sagte Hauk. Ziel, auch der Forschung, müsse es sein, Reben widerstandsfähiger gegen den Pilzbefall zu machen.

Gegenden im Anbaugebiet sind von Frostschäden und Pilzbefall unterschiedlich betroffen. Die mittelbadische Ortenau rechne im Schnitt mit Ertragseinbußen von rund 40 Prozent, teilte das Offenburger Landratsamt mit.

Im separaten Anbaugebiet Württemberg werde die Hauptlese ebenfalls am 20. September beginnen, teilte Hermann Morast, Geschäftsführer des Weinbauverbands Württemberg, auf Anfrage mit. Weingärtnerinnen und Weingärtner würden mit einem „geringfügig unterdurchschnittlichen Ertrag“ rechnen. „Die entscheidenden Wochen für die Traubenqualität sind kurz vor der Ernte. Aufgrund der Witterung der letzten Tage wird ein qualitativ guter Jahrgang erwartet“, bilanzierte Morast. Der württembergische Verband will sich an diesem Montag ausführlich zur Ernte äußern.

Bezogen auf die Rebfläche liegen die Anbaugebiete Baden und Württemberg in Deutschland auf Platz drei beziehungsweise vier. Größer sind Rheinhessen und die Pfalz. Das Gebiet Baden ist über 400 Kilometer lang und erstreckt sich von Tauberfranken im Norden über die Ortenau, den Kaiserstuhl und das Markgräflerland bis hin zum Bodensee. Wichtige Traubensorten sind der Spätburgunder (Pinot Noir), Grauburgunder und Müller-Thurgau.

© dpa-infocom, dpa:210908-99-139592/3

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Erstellt:
8. September 2021, 14:17 Uhr

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