Ausgezeichneter Zusammenhalt

Bürgerpreis Rems-Murr 2018: Vielfältiges gesellschaftliches Engagement wird gewürdigt – Voller Einsatz für das „Bädle“

Unter dem Motto „Zukunft braucht Zusammenhalt“ wurde in diesem Jahr zum 15. Mal der Bürgerpreis Rems-Murr verliehen. Thematisch unterschiedliche Initiativen wurden ausgezeichnet, die, so die Vorsitzende des Kreissparkassen-Vorstands Ines Dietze, alle für gesellschaftliche Verantwortung einstehen. Die Leserpreis-Gewinner um den Förderverein Freibad Erbstetten beeindruckten durch ihre Kreativität.

Burgstettens Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz (links) bedankte sich spontan bei den Preisträgern für ihr Engagement rund um das Bädle.Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Burgstettens Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz (links) bedankte sich spontan bei den Preisträgern für ihr Engagement rund um das Bädle.Foto: T. Sellmaier

Von Lorena Greppo

KERNEN IM REMSTAL/BACKNANG. Es mache ihn schon ein bisschen stolz, „was für tolles ehrenamtliches Engagement wir hier im Landkreis haben“, sagte Richard Sigel. Seine Rede wollte der Landrat an diesem warmen, sommerlichen Abend kurz halten, sodass die Besucher bald aus dem Bürgerhaus Kernen raus und ins Freie konnten, ein Lob wollte er den Geehrten dennoch aussprechen. „Sie tragen dazu bei, dass wir ein lebenswerter Landkreis sind“, befand er. Ihre Bewunderung für die vielen Ehrenamtlichen brachte auch Ines Dietze zum Ausdruck. Denn Ehrenamt finde häufig im Verborgenen statt, „die Preise sind ein Sichtbarmachen und eine angemessene Würdigung“, fand sie. Dieses Jahr sei mit 47 Einsendungen „das beste Ergebnis seit Jahren“ erzielt worden. Und nicht nur die Zahl der Kandidaten ist gestiegen, auch das Preisgeld ist um 4000 Euro höher als im Vorjahr. Die Jury habe es sich nicht leicht gemacht, unter den Gesichtspunkten der Breitenwirkung, Innovation und Vorbildfunktion der einzelnen Projekte sei die Auswahl getroffen worden. Wird die Gemeinschaft gefördert? Profitieren möglichst viele Menschen von der Initiative? Ist das Projekt nachhaltig? Diese und weitere Fragen habe man sich stellen müssen. „Es sind Fragen, auf die die Preisträger tolle Antworten gefunden haben“, erklärt Dietze.

Förderverein Freibad Erbstetten beeindruckt mit Kreativität

Geehrt wurden die Ortsgruppe Fellbach des DLRG, der Verein Gute Nachbarschaft im Mühlenviertel aus Schorndorf, das Repair Café Waiblingen sowie die Ökumenische Schulgemeinschaft der Winnender Albertville-Realschule (mehr dazu in der Infobox). Neben den Juryentscheidungen hatten aber auch die Leserinnen und Leser der Backnanger Kreiszeitung und Murrhardter Zeitung die Wahl. Sie haben sich trotz insgesamt acht Nominierungen mit einer Mehrheit von 48,3 Prozent für den Förderverein Freibad Erbstetten entschieden. In seiner Laudatio an die engagierten Bädles-Retter hob Redaktionsleiter Kornelius Fritz die grenzenlose Kreativität der Ehrenamtlichen hervor. Ob Poolparty, 24-Stunden-Schwimmen oder ein Bad im sechs Grad kalten Wasser im Dezember – den Vereinsmitgliedern fällt immer etwas Neues ein, um Spenden für die Sanierung des Freibads zu sammeln. So könnten auch künftig noch Kinder im Bädle das Schwimmen lernen.. Mit ihrem Ideenreichtum haben die Burgstettener das Spendenbarometer auf nahezu 160 000 Euro gebracht, erzählte Silke Schmidt aus dem Vereinsvorstand bei der Übergabe des Preises. „Wenn das so weitergeht, können Sie den Landeshaushalt sanieren“, schlug Moderator Andreas Franik vor. Auch Burgstettens Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz nutzte die Gelegenheit, um sich für das „großartige Engagement“ des Vereins zu bedanken. „Das ist wirklich der Hammer“, sagte sie und lud die versammelte Gruppe zu einem gemeinsamen Essen ein. „Der ganze Ort hält zusammen, allein dafür hat sich Ihr Einsatz schon gelohnt“, fand Wiedersatz, die sich sichtlich freute.

Die prämierten Initiativen

DLRG Fellbach (3000 Euro): Wie es der Name schon sagt, ist die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft per se schon sozial engagiert. Das Fellbacher Team um Yvonne Meinert hat sich aber auch über die Wasserrettung hinaus verdient gemacht. Sie haben einen Schwimmkurs speziell für Menschen mit Behinderung ins Leben gerufen. Die Teilnehmer lernen – soweit es ihre Behinderung zulässt und in ihrem eigenen Tempo – sich über Wasser zu halten. Wer gute Fortschritte macht, wird auch in eine passende „normale“ Gruppe eingegliedert. Der Jury hat besonders gefallen, dass sich auch ein etablierter Verein an neue Konzepte wagt.

Gute Nachbarschaft im Mühlenviertel Schorndorf (2000 Euro): Wer aufgrund fortgeschrittenen Alters oder Krankheit nicht mehr so mobil ist, kann sich im Schorndorfer Mühlenviertel auf seine Nachbarn verlassen. Als Ergänzung zum professionellen Pflegedienst haben die Ehrenamtlichen einen Fahrdienst etabliert, der es älteren oder behinderten Menschen ermöglicht, am sozialen Leben teilzuhaben. Somit fördert das generationenübergreifende Projekt Eigenständigkeit und die Einbindung von sozial oder körperlich Benachteiligten.

Repair Café Waiblingen (2000 Euro): Jeden Monat öffnet in Waiblingen das Repair Café seine Türen. Besucher können kaputte Gegenstände mitbringen, die 23 ehrenamtlichen Experten helfen mit der Reparatur. Sollte es zu Wartezeiten kommen, dürfen die Besucher es sich bei Kaffee und Brezeln gemütlich machen. Sowohl ökologische als auch soziale Nachhaltigkeit werden durch das Projekt gefördert, die Verantwortlichen setzen ein Zeichen gegen die Wegwerf-Mentalität.

Ökumenische Schulgemeinschaft der Albertville-Realschule (1000 Euro): Aus dem Religionsunterricht ist das gemeinsame Projekt von Schülern und Lehrern hervorgegangen. Gemeinsam gestalten sie Nachmittage im Seniorenheim, initiieren Veranstaltungen zum Umgang mit Trauer sowie Pilgerreisen und Besinnungswochen. Außerdem unterstützt die Schüler-Lehrer-Gemeinschaft ein Hilfsprojekt für obdachlose Schulkinder in Namibia. Nicht nur bringen sich die Jugendlichen und ihre Lehrer intensiv in die Gesellschaft ein, sie fördern dabei auch die Schulgemeinschaft.

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Erstellt:
21. Februar 2019, 11:14 Uhr

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