Sperrung seit Dreifach-Suizid

Aussichtsturm bei Pforzheim laut Gutachten einsturzgefährdet

Der Aussichtsturm „Hohe Warte“ bei Pforzheim erlangte traurige Bekanntheit, als sich dort im November drei Mädchen das Leben nahmen. Nach einem Gutachten droht der Abbau.

Der Aussichtsturm liegt mitten im Wald und ist 40 Meter hoch.

© imago/imagebroker

Der Aussichtsturm liegt mitten im Wald und ist 40 Meter hoch.

Von Florian Dürr

Diese Meldung hat im November vergangenen Jahres viele schockiert: Drei Teenager nehmen sich mit einem Sprung aus 40 Metern das Leben. Vom Aussichtsturm „Hohe Warte“ bei Pforzheim sind die Mädchen aus der 8. Klasse gesprungen. Seitdem ist der Turm gesperrt. Er sollte gesichert werden, um weitere Suizide zu verhindern.

Pilzbefall und Fäulnis bei Holzkonstruktion des Aussichtsturms

Doch jetzt droht sogar der komplette Abbau des auch bei Wanderern und Spaziergängern beliebten Ausflugsziels. „Nach den vorliegenden Untersuchungen ist eine weitere Sperrung unumgänglich“, erklärt Pforzheims Baubürgermeister Tobias Volle in einer Mitteilung der Stadt. Der Turm sei „in seiner Standsicherheit stark beeinträchtigt“, heißt es: „Auch ohne und unabhängig von der Installation baulicher Sprungschutzmaßnahmen, die aktuell diskutiert werden.“

Dies habe ein von der Stadt Pforzheim beauftragtes Gutachten ergeben. Demnach sei die Holzkonstruktion über die Jahre durch „Witterungseinflüsse und unzureichende konstruktive Sicherungen dauerhaft durchfeuchtet“ worden. Pilzbefall und Fäulnis sind die Folge. Die Fachleute machen darauf aufmerksam, dass die Beschädigungen „im schlimmsten Fall“ zu Verformungen und am Ende zum Einsturz des Turms führen könnten.

Drei mögliche Szenarien für die Zukunft skizziert der Baubürgermeister

„Eine einfache Reparatur ist nicht möglich, weil wesentliche Tragelemente betroffen sind. Ob ein kompletter Abbau notwendig wird, hängt jetzt von weiteren Untersuchungen ab“, erklärt Baubürgermeister Volle. Klar sei für die Stadt: „Die Sicherheit der Menschen steht für uns an oberster Stelle“, so Volle: „Wir müssen daher sehr sorgfältig prüfen, wie es mit der Hohen Warte weitergeht.“

Drei mögliche Szenarien skizziert Volle für die Zukunft: Erstens der Erhalt des Aussichtsturms, falls weitere Untersuchungen doch die Möglichkeit einer Sanierung zeigen sollten. „Dies wäre allerdings nur ohne zusätzliche Sprungschutzmaßnahmen möglich, da die Konstruktion des Turms keine zusätzlichen Lasten aufnehmen kann“, heißt es.

Ortschaftsrat und Pforzheimer Gemeinderat besprechen Optionen

Zweitens, der Abbau des Turms: „Entweder ersatzlos oder mit anschließender Errichtung eines neuen Aussichtsturms.“ Was jedoch Kosten in Millionenhöhe bedeuten würde. Oder drittens: Der Rückbau mit „alternativer Nutzung des Standorts – etwa für andere Freizeit- oder Aufenthaltsangebote“.

Für welche der Szenarien sich die Verantwortlichen entscheiden, soll erst im Ortschaftsrat des Pforzheimer Stadtteils Hohenwart und dann im Gemeinderat der Stadt besprochen werden. Baubürgermeister Volle betont: „Wir wissen, wie wichtig die Hohe Warte als Ausflugsziel und Identifikationsort für viele Menschen ist.“

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/

Zum Artikel

Erstellt:
19. September 2025, 12:06 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen