Folgen des Klimawandels
Australiens Regenwälder stoßen mehr CO2 aus, als sie speichern
Australiens leidet unter Hitze, Dürre und Wirbelstürmen. Einst als große CO2-Speicher bekannt, stoßen seine Tropenwälder nun selbst klimaschädliches CO2 aus. Auch in anderen Urwäldern nimmt die Speicherkapazität ab.

© Imago/Zoonar
Cumberland River entlang der Kalimna Falls Wanderung im Great Ocean Road, Australien.
Von Markus Brauer/AFP
Die tropischen Regenwälder in Australien sind laut einer Studie die ersten, die infolge der Erderwärmung nachweislich mehr klimaschädliches CO2 ausstoßen als sie absorbieren.
„Dies ist die erste Analyse, die dieses Muster bei natürlichen, unangetasteten Wäldern und als über viele Jahre fortbestehendes Muster zeigt“, sagt Studien-Co-Autor Patrick Meir. Er nannte diesen Befund, der in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde, „sehr besorgniserregend“.
Hitze lässt Bäume absterben
Die Regenwälder auf der Erde dienen üblicherweise als CO2-Speicher, die riesige Mengen des Treibhausgases absorbieren. Es gibt die Theorie, dass die weiter steigende CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre das Wachstum von Urwäldern fördert, weil den Bäumen mehr des für ihre Photosynthese benötigten Grundstoffs CO2 zur Verfügung stehe.
Die nun veröffentlichte Studie zeigt allerdings, dass die zunehmend extrem hohen Temperaturen in Australien zum Absterben von Bäumen führen, sodass die Tropenwälder im Norden des Landes mittlerweile mehr CO2 ausstießen, als sie absorbierten. Meir und seine Kollegen hatten dazu Daten zum Wachstum der Regenwälder im Bundesstaat Queensland aus knapp 50 Jahren ausgewertet.
Amazonas-Urwald ebenfalls betroffen
Der Untersuchung zufolge stoßen diese Wälder bereits seit etwa dem Jahr 2000 wegen der Verwesung abgestorbener Bäume mehr CO2 aus, als sie durch das Wachsen von Stämmen und Ästen aus der Atmosphäre binden.
Hauptursache ist den Modellrechnungen zufolge der Klimawandel und dadurch zunehmende Dürren. Auch Wirbelstürme, deren Häufigkeit und Intensität durch die globale Erwärmung zunehmen, tragen zum Baumsterben bei.
Amazonas-Regenwald geht es kaum besser
Studien-Co-Autor David Bauman vom Nationalen Forschungsinstitut für nachhaltige Entwicklung in Frankreich erklärt, die Studie zu Australien decke sich mit Daten aus dem Amazonas-Urwald, dessen CO2-Speicherfähigkeit ebenfalls nachlasse.
„In dieser Hinsicht sind unsere Ergebnisse also nicht überraschend, aber es ist früher passiert, als wir erwartet haben“, betont Bauman. Außerdem sei die Wirkung von Klimafaktoren wie Hitze und Trockenheit stärker als vermutet.
Diese negative Veränderung könnte sich aus Sicht der Studienautoren auch in anderen Regenwäldern der Erde vollziehen. Meir erklärt, wahrscheinlich reagierten alle tropischen Wälder ähnlich, aber „die genauen Mechanismen und Zeitabläufe in unterschiedlichen Regionen werden sich unterscheiden“.
1,5-Grad-Ziel wird dringlicher und schwieriger
Meir und sein Kollege wiesen darauf hin, dass sie sich bei ihrer Untersuchung auf die Stämme und Äste der Bäume konzentrierten, aber auch die Baumwurzeln und der Boden eine Rolle bei der CO2-Absorption spielten. In jedem Fall gehe aus den ausgewerteten Daten aber hervor, „dass die Herausforderung, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, dringlicher und zugleich schwieriger geworden ist“, konstatiert Bauman.
Im Pariser Klimaabkommen von 2015 hat die internationale Gemeinschaft vereinbart, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Dennoch gab es bei der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre im vergangenen Jahr einen Rekordanstieg, wie die Weltmeteorologie-Organisation (WMO) mitgeteilt hatte.