Azubi kommt von Namibia nach Allmersbach im Tal

Nach seinem Freiwilligendienst startet Machiavelli Hoa Khaob aus Namibia eine Pflegeausbildung im Alexander-Stift in Allmersbach im Tal. Bis dahin musste er allerdings viele bürokratische Hürden wie zum Beispiel eine erneute Coronaimpfung überwinden.

Pflegedienstleiterin Melanie Kollar freut sich, dass Machiavelli Hoa Khaob auf Vermittlung von André Schneider und Gaby Schröder (von links) seine Ausbildung zur Pflegefachkraft im Alexander-Stift in Allmersbach beginnt.  Foto: Alexander-Stift

Pflegedienstleiterin Melanie Kollar freut sich, dass Machiavelli Hoa Khaob auf Vermittlung von André Schneider und Gaby Schröder (von links) seine Ausbildung zur Pflegefachkraft im Alexander-Stift in Allmersbach beginnt. Foto: Alexander-Stift

Allmersbach im Tal. Machiavelli Hoa Khaob aus Otavi in Namibia hat durch die Vermittlung der André-Schneider-Stiftung bis Ende März einen Freiwilligendienst im Alexander-Stift in Allmersbach absolviert. Jetzt beginnt der junge Mann dort seine Ausbildung zur Pflegefachkraft und hat bereits Pläne für seine weitere Zukunft in Deutschland. Der Weg in die neue Heimat war mit einigen Hürden verbunden.

„Ich fühle mich hier in Allmersbach sehr wohl“, sagt der 20-Jährige mit einem offenen Lächeln und fügt hinzu: „Wir sind hier wie eine große Familie.“ Das bestätigt auch seine Chefin Melanie Kollar, die das Gemeindepflegehaus in Allmersbach leitet: „Macha passt super in unser buntes Team hier in Allmersbach. Sowohl bei den Kollegen als auch bei den Bewohnern ist er sehr geschätzt. Die Bewohner strahlen immer, wenn er kommt, und er selber bringt auch immer gute Laune mit.“

Bereits in seiner Heimat hat er vier Jahre lang Deutsch gelernt

Seit zwölf Monaten ist „Macha“ Hoa Khaob bereits in Allmersbach und hat dort bis Ende März ein Freiwilliges Soziales Jahr im Rahmen des FSJ-Incoming-Programms der Diakonie Württemberg für Freiwillige aus dem Ausland absolviert. Mit seiner freundlichen und aufgeschlossenen Art hat er schnell Anschluss gefunden. „Hut ab, wie er das alles hinbekommen hat. Schon nach kurzer Zeit hat er bereits Fuß gefasst bei uns“, lobt Melanie Kollar die Leistung des jungen Mannes aus Namibia. Geholfen hat ihm dabei, dass er bereits in seiner Heimat vier Jahre lang Deutsch gelernt hat. Seine Deutschlehrerin war es auch, die ihn über das Netzwerk der André-Schneider-Stiftung für den Aufenthalt in Deutschland empfohlen hatte. „Am Anfang war es schon etwas schwierig mit dem Dialekt hier, aber jetzt schwätz ich schon ein bisschen Schwäbisch“, sagt er mit einem Schmunzeln.

Einen großen Anteil daran, dass sich der Neu-Azubi in der neuen Umgebung sehr wohlfühlt, haben die Kolleginnen und Kollegen in Allmersbach. Im Team wurde er mit offenen Armen empfangen und gleich von Anfang an auch in die gemeinsamen Feierabendaktivitäten wie zum Beispiel Kneipenbesuche oder auch private Essensverabredungen integriert. Auch mit „Mr. James“, einem Azubikollegen aus Indien, mit dem er sich eine vom Alexander-Stift gestellte Wohnung teilt, sowie mit den anderen fünf Azubis in Allmersbach versteht er sich sehr gut.

Der Weg nach Allmersbach war beschwerlich

So gut er inzwischen in seiner neuen Heimat integriert ist, so steinig und beschwerlich war der Weg dorthin. Das berichten Alexander-Stift-Geschäftsführerin Gaby Schröder und ihr Mann André Schneider, die den jungen Mann persönlich auf seinem Weg nach Deutschland begleitet haben. Auf mehreren Urlaubsreisen hatten sie ihre Liebe zu Namibia entdeckt und sich daraufhin entschieden, eine gemeinnützige Stiftung zu gründen, die verschiedene Bildungsprojekte vor Ort unterstützt. Über das aus dieser Stiftung entstandene Netzwerk, zu dem auch „Machas“ Deutschlehrerin gehört, kam der Kontakt zu ihm zustande.

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„Zwei Jahre lang Theater“, fasst André Schneider die Geduldsprobe bis zur Ankunft auf dem Frankfurter Flughafen zusammen. Viele bürokratische Hürden mussten bis dahin genommen werden. Letzte Hürden auf diesem Weg waren die erneute Coronaimpfung, da der in Namibia verwendete Impfstoff aus China in Deutschland nicht anerkannt wird, und die zusätzliche Krankenversicherung, die allein für den zwölfstündigen Flug von Windhoek nach Frankfurt notwendig war.

„Mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist es inzwischen etwas leichter geworden“, erläutert Gaby Schröder, „aber der Aufwand, ausländische Fachkräfte oder Auszubildende einzustellen, ist immer noch enorm. Vor allem das Thema Wohnraum ist nach wie vor ein Flaschenhals, auch wenn wir zahlreiche Wohnungen für ausländische Mitarbeiter angemietet haben.“

Über das namibische Netzwerk erhielt André Schneider eine Einladung zu einer Ausbildungsmesse in Windhoek. Während einer Urlaubsreise im April 2023 nahm er zusammen mit Gaby Schröder als einziges deutsches Unternehmen an dieser Messe teil und akquirierte für das Alexander-Stift aus 185 Bewerbungen inzwischen sieben zukünftige Auszubildende, die 2024 und 2025 nach Deutschland einreisen und auch im Alexander-Stift eine Ausbildung beginnen werden. Die Jugendlichen absolvieren derzeit alle einen Deutschkurs und das Alexander-Stift kümmert sich um sämtliche Einreisemodalitäten.

Für „Macha“ Hoa Khaob geht der Blick schon ein gutes Stück weiter in die Zukunft. „Mir gefällt es hier in Deutschland sehr gut“, betont der junge Mann. „Ich möchte hier weiter leben und eine Frau finden. Und ich möchte im Alexander-Stift bleiben und vielleicht einmal Haus- oder Projektleiter werden. Dann kann ich auch den Menschen in meiner Heimat Otavi helfen und ihnen etwas zurückgeben.“ pm

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Erstellt:
9. April 2024, 06:00 Uhr

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