Backnang als Vorbild beim Klimaschutz

Staatssekretär Andre Baumann gratuliert beim Vor-Ort-Besuch zur in allen Kategorien gewonnenen Klimawette. Die Stadt und das Bündnis Klimaentscheid gehen weitere gemeinsame Schritte auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt.

Backnang hatte bei der Klimawette 2021 die Nase vorn. Dies und weitere Klimathemen waren Gegenstand eines Treffens von Bertram Ribbeck, Tobias Rehrl, Steffen Blessing vom Klimaentscheid, dem Grünen-Abgeordneten Ralf Nentwich, Staatssekretär Andre Baumann, OB Maximilian Friedrich und Juliana Eusebi, persönliche Mitarbeiterin von Ralf Nentwich und Stadträtin in Backnang (von links). Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Backnang hatte bei der Klimawette 2021 die Nase vorn. Dies und weitere Klimathemen waren Gegenstand eines Treffens von Bertram Ribbeck, Tobias Rehrl, Steffen Blessing vom Klimaentscheid, dem Grünen-Abgeordneten Ralf Nentwich, Staatssekretär Andre Baumann, OB Maximilian Friedrich und Juliana Eusebi, persönliche Mitarbeiterin von Ralf Nentwich und Stadträtin in Backnang (von links). Foto: A. Becher

Von Ingrid Knack

Backnang. Backnang ist die einzige Stadt in ganz Deutschland, die die selbstgesetzten CO2-Einsparziele im Zusammenhang mit der bundesweiten Klimawetten-Aktion erreicht hat. Backnang lag sogar über dem Ziel von 600 eingesparten Tonnen Kohlenstoffdioxid. Als Wettpaten hatten sich Vereine und Organisationen beteiligt und so mit für die Aktion geworben.

Andre Baumann, Staatssekretär im baden-württembergischen Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, gratulierte nun bei einer Pressekonferenz in Backnang im Namen des Landes Baden-Württemberg der Stadt und dem Bündnis Klimaentscheid, das die Wette maßgeblich vorangetrieben hatte, ganz offiziell zu dem Erfolg. Backnang sei Vorbild für alle Kommunen in ganz Deutschland. Die Stadt habe die Wette sogar dreifach gewonnen: mit ersten Plätzen bei den Mittelstädten, in der Gesamtwertung und in Baden-Württemberg in allen Kategorien. „Klimaschutz macht Spaß, Klimaschutz funktioniert, Klimaschutz wird gefördert“, sagte Baumann. Als Geschenke an die Stadt und das Bündnis Klimaentscheid brachte der Staatssekretär zwei Apfelbäume mit, die im Stadtgebiet gepflanzt werden sollen.

Für die Stadtverwaltung sei die Klimawette ein wichtiger Impuls zur Umsetzung der Aufgaben in diesem Bereich gewesen, erklärte Oberbürgermeister Maximilian Friedrich. Denn die Wette habe gezeigt, dass Bereitschaft innerhalb der Stadtgesellschaft bestehe, das Thema anzugehen, dass ein weit vernetztes Bündnis bereit sei, die Stadt zu unterstützen, und dass das Land auf verschiedenen Ebenen bereit sei, „uns proaktiv und wohlwollend zu begleiten“.

Neue Technologien sind ein starker Motor, um Klimaziele zu erreichen

Der Pressekonferenz vorausgegangen war ein Gespräch im Backnanger Rathaus über anstehende Klimaschutzprojekte. Zu den Teilnehmenden gehörten neben Baumann unter anderem der Landtagsabgeordnete Ralf Nentwich von Bündnis 90/Die Grünen, dessen persönliche Mitarbeiterin und Backnanger Stadträtin Juliana Eusebi, Bertram Ribbeck, Tobias Rehrl und Steffen Blessing vom Klimaentscheid Backnang, Oberbürgermeister Maximilian Friedrich und Baudezernent Stefan Setzer.

Angesichts vieler einsetzbarer umweltverträglicher Technologien gebe es keine Ausreden mehr, die nachhaltige Transformation beispielsweise des Energie- und Verkehrssektors nicht anzupacken, erklärte Baumann. „In Backnang zeigt sich, was man schaffen kann, wenn alle an einem Strang ziehen. Backnang ist hier ein leuchtendes Vorbild. Klimaschutz ist vielleicht die größte Herausforderung, vor der die Menschheit jemals stand.“ Es sei die Aufgabe der Politik, der Verwaltung und der Wirtschaft, „dass wir das so hinbekommen, dass wir die Klimaziele erreichen“. Dabei sollten weder Wohlstand, Wirtschaftswachstum noch soziale Ausgewogenheit zu kurz kommen.

Doch wie kann das funktionieren? OB Friedrich ging in diesem Zusammenhang auf den einstimmigen Gemeinderatsbeschluss vom Juni 2021 ein: den Beitritt zum Klimaschutzpakt Baden-Württemberg. Das heißt, die Stadt macht sich auf den Weg zur klimaneutralen Stadt. „Wir sind mitten in der Erstellung unseres Klimaschutzkonzepts. Auf der operativen Ebene gibt es ein gutes und partnerschaftliches Miteinander zwischen Klimaentscheid und unter anderem unserem Baudezernat beziehungsweise unserem Stadtplanungsamt“, so Friedrich. Die erste wichtige Auftaktveranstaltung sei ein sogenannter Wärmetisch im Online-Format noch in dieser Woche, bei dem es um die kommunale Wärmeplanung gehe. Zwar sei Wärmeplanung einerseits Pflichtaufgabe, andererseits aber wolle man das Thema „noch größer denken“ in Richtung eines interkommunalen Ansatzes. Ralf Nentwich, der „stolz ist wie Bolle, dass Backnang die Klimawette gewonnen hat“, hofft, dass der Klimaschutzflow, den er bei der Wette gespürt habe, weitergetragen werde. Klimaschutz sei auch Ernährungsthema, führte Nentwich, der im Landtag auch Sprecher für Ernährung ist, zudem an. „Wir sind auch mit der DEG-Zertifizierung für die schulischen Mensen in Backnang auf einem guten Weg. Es freut mich, dass Backnang als eine der wenigen Kommunen in Baden-Württemberg mit dabei ist.“

Klimaneutralität als oberstes Ziel

Bertram Ribbeck, Sprecher des Klimaentscheids Backnang, ging auf den ersten bundesweiten „Bürgerrat Klima“ vom vergangenen Jahr ein, der von dem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler moderiert worden war. Wegweisende Empfehlungen für die deutsche Klimapolitik in den Bereichen Mobilität, Gebäude und Wärme, Ernährung und Energie wurden von zufällig ausgelosten Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet. Einen Auszug aus dem Gutachten des Bürgerrats mit Handlungsempfehlungen, die die Initiative für lokal und regional bedeutsam hält, legte diese vor.

Ribbeck: „Unsere Aufgabe als Bürgerinitiative ist zu werben und zu motivieren, dass Einsatz fürs Klima auch einen Gewinn an Lebensqualität bringen kann – bei allen Risiken, die diese Veränderungen mit sich bringen.“ Konkret ging er auf das Mobilitätsthema (Klimaneutralität als oberstes Ziel) und Möglichkeiten zur Steigerung der Gebäudesanierungsrate ein. Auch das Thema Radwege wurde von den Klimaentscheid-Vertretern angesprochen. Baumann ergänzte, dass die Idee des Bürgerrats ein baden-württembergischer Export sei. „Unsere frühere Staatsrätin Gisela Erler hat das System der Bürgerräte, der Zufallsbürgerinnen und Zufallsbürger, eingeführt.“

Ribbeck ließ überdies am Rande wissen: Die Klimagruppen aus Backnang, Waiblingen, Schorndorf, Remshalden, Kernen im Remstal und Weinstadt haben sich zusammengetan und nennen sich „Klimabündnis Rems-Murr-Kreis“.

Einblicke in den Bürgerrat

Mobilität Der Leitsatz des Bürgerrats Klima zum Handlungsfeld Mobilität lautet: Alle Maßnahmen und Entscheidungen von Bund, Ländern und Kommunen im Bereich der Mobilität müssen ab sofort mit oberster Priorität das Ziel der weitgehenden Klimaneutralität berücksichtigen. Dabei soll der öffentliche Raum zum attraktiven Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen werden. Die Vermeidung von klimaschädlichem Verkehr ist dabei ebenso wichtig wie die Verkehrsverlagerung auf attraktive, schnelle und sozial verträgliche Alternativen in Stadt und Land. Die Erfüllung der Mobilitätsbedarfe darf nicht vom Einkommen abhängig sein. Der öffentliche Verkehr, Radverkehr und Fußverkehr muss Priorität vor dem motorisierten Individualverkehr haben und im Fernverkehr der Bahnverkehr vor dem Flugverkehr. Dies wurde von 97 Prozent der für den Bürgerrat ausgelosten Bürgerinnen und Bürgern unterstrichen.

Gebäude und Energie Die Politik soll für umfassende Informationen und Transparenz zu Beratung und Förderung im Bereich der klimaeffizienten Gebäudesanierung und Wärmeversorgung sorgen, um bis 2023 95 Prozent der Menschen erreicht zu haben. Beispielhaft ist hier eine analoge und digitale Informationskampagne in Form einer nationalen Klimawoche. Dies soll – initiiert von der Bundesregierung – auf allen Ebenen der Gesellschaft und Politik stattfinden (dies wurde von den Zufallsbürgerrätinnen - und räten mit 95 Prozent angenommen).

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Erstellt:
9. Februar 2022, 06:00 Uhr

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