Backnang hat jetzt einen eigenen Pflegestützpunkt

Anlaufstelle für alle Fragen rund ums Thema Pflege – Kostenlose und trägerunabhängige Beratung für Betroffene und Angehörige

Symbolbild: I. Bartussek/Adobe-Stock

© Ingo Bartussek - stock.adobe.com

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Von Silke Latzel

BACKNANG. Die Lebenserwartung der Menschen weltweit steigt – und damit auch die Zahl derer, die betreut und versorgt werden müssen. Doch nicht nur Ältere kann es treffen. Auch junge Menschen können, etwa durch einen Unfall, plötzlich zum Pflegefall werden und auf Hilfe angewiesen sein.

Für die Angehörigen ist eine solche Situation niemals leicht. Und auch für die Pflegebedürftigen selbst ist das Thema oft mit großer Scham belastet. Hilfe in Anspruch zu nehmen, wird meist von älteren Menschen abgewehrt, die sich genieren, dass sie nicht mehr alleine zurechtkommen. In beiden Fällen gibt es aber noch weitere Probleme. Vor allem die Fragen, was bei Pflegebedürftigkeit zu tun ist, wo es Hilfe gibt oder welche Leistungen von Rechts wegen zur Verfügung stehen, sind essenziell. Und leider sind die Antworten in vielen Fällen meist unübersichtlich.

Der Rems-Murr-Kreis hat deshalb 2011 einen Pflegestützpunkt in Waiblingen ins Leben gerufen. Im Mai wurde im Kreistag die Ausweitung des Pflegestützpunktes beschlossen, nun nimmt der zweite von zukünftig drei Standorten seine Arbeit auf. Neben dem bisherigen Standort in Waiblingen gibt es ab sofort eine Außenstelle in Backnang. Im Pflegestützpunkt erhalten Pflegebedürftige sowie ihre Angehörigen kostenlos und trägerunabhängig Informationen rund um das Thema Pflege. In Backnang übernehmen zwei Beraterinnen, Claudia Panas und Petra Gentner, dabei die Funktion von neutralen Lotsen durch ein großes Angebot von Hilfen und Unterstützung, die im Landkreis angeboten werden. Alle Mitarbeiterinnen des Pflegestützpunkts, sowohl in Backnang als auch in Waiblingen, haben einen pflegerischen Hintergrund und wissen, manchmal sogar aus eigener Erfahrung, wie es ist, ein Familienmitglied zu pflegen, erzählen sie bei der offiziellen Einweihung des Pflegestützpunktes am Freitagnachmittag in der Backnanger Außenstelle des Landratsamts.

Kostenlose und individuelle, auf Wunsch sogar anonyme Beratung

Wie lässt sich Pflege zu Hause organisieren? Welche ergänzenden oder entlastenden Hilfen in der Nähe gibt es? Wo bekommt man – auch kurzfristig – Entlastung? Welche finanzielle Unterstützung gibt es? Es sind solche und ähnliche Fragen, die oft in Zusammenhang mit der Pflege auftauchen und die in einem Dschungel aus Informationen und verschiedenen Anlaufstellen nicht einfach zu beantworten sind.

Der Pflegestützpunkt soll genau in dieser Situation Abhilfe schaffen und Orientierungs- sowie Entscheidungshilfen rund um das Thema Pflege geben. Dabei stehen die Mitarbeiterinnen nicht nur in der Theorie an der Seite der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen, sondern gehen auch vor Ort, um das soziale Umfeld und auch die Wohnsituation anzuschauen. Denn in vielen Fällen möchten gerade ältere Menschen so lang es geht in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Dafür braucht es allerdings meistens ein gutes Netzwerk aus vielen verschiedenen Helfern und es müssen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass die Pflegebedürftigen so lange und so weit wie möglich selbstständig sein können. Der Pflegestützpunkt steht hier zur Seite und beschäftigt sich auch beispielsweise mit der Frage nach den möglichen Hilfsmitteln oder der nahtlosen Versorgung nach einem Krankenhausaufenthalt. Auch einen Überblick über die finanziellen Hilfen und Leistungen, die für die Pflege zustehen, gibt es.

Für alle Rat- und Hilfesuchenden, egal ob Angehöriger oder Betroffener, wird eine kostenlose und individuelle Beratung angeboten, auf Wunsch sogar anonym. Die Beratung kann telefonisch, persönlich oder im häuslichen Umfeld des Pflegebedürftigen stattfinden. „Pflege möglich machen“ ist das Motto des Pflegestützpunkts.

„Die Fragestellung rund um das Thema Pflege bewegt die Menschen. Und wir als Landkreis wollen deshalb nah bei denen sein, die Hilfe benötigen, und passgenaue Angebote für sie schaffen“, so Landrat Richard Sigel. Generell sei der Landkreis in diesem Bereich mittlerweile gut aufgestellt, „aber im Bereich Kurzzeitpflege gibt es noch Engpässe. Das steht allerdings auf unserer Agenda.“ Siegfried Janocha, Backnangs Erster Bürgermeister, betont, dass der Pflegestützpunkt die städtischen Angebote ergänze und er froh sei, dass dieses Angebot jetzt auch in Backnang verfügbar sei. „Kurze Wege sind einfach wichtig.“ Zudem wies er auf die gute Zusammenarbeit mit dem Backnanger Seniorenbüro hin, die auch weiterhin bestehen soll.

Den Pflegestützpunkt Backnang kann man bei Bedarf entweder per E-Mail an pflegestuetzpunkt@rems-murr-kreis.de oder telefonisch bei Claudia Panas und Petra Genter unter Telefon 07191/8954140 beziehungsweise 07191/8954157 kontaktieren.

Info
Neuer Seniorenwegweiser

Erstmals in den 80er-Jahren aufgelegt, erscheint jetzt ganz aktuell der neue Seniorenwegweiser des Rems-Murr-Kreises.

Anders als damals sind heute allerdings nicht nur Angebote und Informationen kirchlicher Institutionen rund um das Thema Pflege zu finden, sondern auch öffentliche und private Angebote.

Der Seniorenwegweiser beschäftigt sich mit vielen Themen rund um die Pflege, beispielsweise Fahrdienste, Pflegedienste und -heime sowie Angebote zur häuslichen Hilfe.

Der Seniorenwegweiser liegt ab sofort im Landratsamt aus.

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Erstellt:
7. Dezember 2019, 06:00 Uhr

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