Backnanger Einkaufsgutschein wird digital

Die Zettelwirtschaft hat bald ein Ende: Ab Oktober führt der Backnanger Stadtmarketingverein ein digitales Gutscheinsystem ein. Die neue Lösung bietet Vorteile für Händler und Kunden. Zum Start gewährt die Stadt Backnang zudem einen Bonus von 20 Prozent.

Letzte Abstimmungen vor dem Start des neuen Gutscheinsystems im Oktober: Vorstandsmitglied Martin Windmüller (links) und Nadine Thoman von der Geschäftsstelle des Stadtmarketings im Gespräch mit Oberbürgermeister Maximilian Friedrich.Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Letzte Abstimmungen vor dem Start des neuen Gutscheinsystems im Oktober: Vorstandsmitglied Martin Windmüller (links) und Nadine Thoman von der Geschäftsstelle des Stadtmarketings im Gespräch mit Oberbürgermeister Maximilian Friedrich.Foto: A. Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Einkaufsgutscheine, die nicht nur in einem, sondern in ganz vielen Geschäften eingelöst werden können, gibt es in Backnang schon ziemlich lange – „seit etwa 50 Jahren“, schätzt Martin Windmüller vom Vorstand des Stadtmarketingvereins. Am Abrechnungssystem hat sich seitdem nicht viel geändert: Bis heute werden die Gutscheine auf Papier gedruckt, in den Geschäften abgestempelt und dann in der Geschäftsstelle des Stadtmarketingvereins händisch verbucht. „Das ist ein hoher bürokratischer Aufwand“, erklärt Windmüller. Zumal auch das Finanzamt genau hinschaut, weil nicht eingelöste Gutscheine als Erträge versteuert werden müssen.

Höchste Zeit also für eine neue, zeitgemäße Lösung. Die kommt von der Düsseldorfer Firma „Stadtguthaben“, die digitale Gutscheinsysteme schon in vielen Städten umgesetzt hat, unter anderem in Waiblingen, Öhringen und Sindelfingen. Der neue Gutschein ist im Grunde nur noch ein sogenannter QR-Code, der mit einem Scanner eingelesen wird. Die Geldbeträge, die eingezahlt oder eingelöst werden, werden dann an einen Server übertragen und verbucht.

Das macht vieles einfacher: Gab es die Papiergutscheine bisher nur in einer Stückelung von zehn Euro, können künftig beliebige Summen aufgeladen werden. Und es ist auch kein Problem mehr, den Gutschein in mehreren Teilbeträgen einzulösen, da immer das aktuelle Guthaben im System gespeichert ist. Auch für die Händler wird es deutlich einfacher: Sie brauchen nur eine internetfähige Kasse – notfalls tut es auch ein Smartphone –, um den Gutscheincode zu scannen. Einmal im Monat wird ihnen dann automatisch der Wert der eingelösten Gutscheine überwiesen.

Subvention von der Stadt: Wer 100 Euro bezahlt, kann 120 Euro ausgeben.

Auch den neuen Gutschein kann man mit einer Schleife verzieren und als Geschenk übergeben. Im Scheckkartenformat wird er mit verschiedenen Backnanger Motiven in den Filialen von Kreissparkasse und Volksbank verkauft. Wer auf die Schnelle ein Geschenk sucht, kann den Einkaufsgutschein aber auch online erwerben und den Code sofort auf das Smartphone laden oder am heimischen Drucker ausdrucken.

Den bisherigen Backnanger Gutschein konnte man bei rund 80 Unternehmen in der Innenstadt einlösen. Martin Windmüller hofft, dass sich künftig noch mehr Händler, Gastronomen und Dienstleister beteiligen. Denn das neue System steht anders als das bisherige auch Betrieben offen, die keine Mitglieder des Stadtmarketingvereins sind. Sie müssen allerdings eine erhöhte Verwaltungsgebühr von 4,9 Prozent des Gutscheinwerts bezahlen, für Vereinsmitglieder sind es nur 2,4 Prozent.

Neben Privatleuten will der Stadtmarketingverein mit dem neuen System auch Backnanger Firmen ansprechen. Die Gutscheine seien als Sachbezug bis zu einer Höhe von 44 Euro pro Monat steuerfrei, erklärt Nadine Thoman vom Stadtmarketing. So könnten Unternehmen die Wertkarten als Anerkennung für ihre Mitarbeiter einsetzen und gleichzeitig Handel und Gastronomie in der Innenstadt unterstützen.

Zum Start gibt es noch einen weiteren Kaufanreiz: Im Frühjahr hatte der Gemeinderat beschlossen, den von drei Corona-Lockdowns gebeutelten Händlern unter die Arme zu greifen (siehe Infobox) – das passiert auch in Form von subventionierten Gutscheinen. Wer bis Jahresende eine Wertkarte kauft und einlöst, erhält einen Bonus von 20 Prozent, der aus dem städtischen Haushalt finanziert wird. Für 50 Euro bekommen Kunden also einen Gutschein über 60 Euro, wer 100 Euro investiert, kann 120 Euro ausgeben. 50000 Euro stellt die Stadt dafür zur Verfügung. Wird dieser Topf ausgeschöpft, werden so insgesamt 300000 Euro Umsatz in der Backnanger Innenstadt generiert. „So wollen wir diejenigen unterstützen, die unter der Coronakrise besonders zu leiden hatten“, erklärt Oberbürgermeister Maximilian Friedrich.

Infoabend Für Händler, Wirte und Dienstleister, die sich für das neue digitale Gutscheinsystem interessieren, findet am Mittwoch, 15. September, um 19 Uhr eine Onlineschulung statt. Weitere Informationen und Anmeldung beim Stadtmarketing unter stadtmarketing@backnang.de oder Telefon 0 71 91/894-301.
Offensive Innenstadt

Hilfspaket Während des dritten Lockdowns im April hat der Backnanger Gemeinderat eine „Offensive Innenstadt“ beschlossen. Mit dem Hilfspaket mit einem Gesamtvolumen von 450000 Euro will die Stadt Händlern und Gastronomen, die durch die Coronamaßnahmen hohe Umsatzausfälle hatten, wieder auf die Beine helfen. „Eine lebendige Innenstadt ist eines unserer vordringlichsten Ziele“, sagt OB Maximilian Friedrich.

Vier Säulen Das Maßnahmenpaket besteht aus vier Bausteinen, das digitale Gutscheinsystem mit dem 20-Prozent-Bonus zum Start ist einer davon. Außerdem will die Stadt die Aufenthaltsqualität in der City erhöhen, etwa durch mehr Bepflanzung, die städtischen Zuschüsse für Veranstaltungen wie den Gänsemarkt werden erhöht. Eine crossmediale Kommunikationskampagne soll den Neustart unterstützen.

Einzelhandelskonzept
Um eine langfristige Strategie für die Innenstadt zu entwickeln, hat die Stadt im Juni ein Einzelhandelsgutachten in Auftrag gegeben. Die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) in Ludwigsburg soll die Situation des Einzelhandels in Backnang systematisch erfassen, Probleme identifizieren und Maßnahmen vorschlagen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zu stärken.

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Erstellt:
8. September 2021, 06:00 Uhr

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