Backnangs Sprach-Kitas hoffen auf weitere Fördermittel

Ein Bundesprogramm, das die Sprachförderung in Kitas finanziell unterstützt, endet 2022. Dafür gibt es viel Kritik, unter anderem von der Bundestagsabgeordneten Inge Gräßle. In Backnang arbeiten mehrere Kitas mit dem Programm.

Durch das Bundesprogramm konnte in den Sprach-Kitas zusätzliches Personal für die Sprachförderung eingestellt werden. Archivfoto: privat

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Durch das Bundesprogramm konnte in den Sprach-Kitas zusätzliches Personal für die Sprachförderung eingestellt werden. Archivfoto: privat

Von Kristin Doberer

Backnang. Die Förderung des Bundesprogramms „Sprach-Kitas – weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ (die sogenannten Sprach-Kitas) läuft Ende 2022 aus. Damit entfallen Fördergelder, die dafür genutzt werden, um zusätzliches Personal an Kitas zur Sprachentwicklung einzustellen, vor allem in Kindertageseinrichtungen mit vielen Kindern mit Sprachförderbedarf. Um die Sprachförderung in Kitas müssten sich künftig die Länder kümmern, das teilte Familienministerin Lisa Paus schon im Juli den Kita-Trägern mit.

In Backnang gibt es vier städtische Sprach-Kitas

Das löste in der vergangenen Woche viel Kritik aus. Zum einen bei Eltern und Erzieherinnen, die zum Teil schon Petitionen zum Erhalt der Sprach-Kitas gründen. Zum anderen gab es viel Kritik aus der Opposition. Auch die Backnanger Bundestagsabgeordnete Inge Gräßle will die Sprach-Kitas retten und die Förderung fortsetzen. „Die Ampel benachteiligt Kita-Kinder. Das ist eindeutig an der falschen Stelle gespart“, schreibt Gräßle in einer Pressemitteilung. Dabei werde die Sprachförderung gerade jetzt gebraucht: „Pandemiebedingte Lernrückstände und die vielen aus der Ukraine geflüchteten Kinder verdeutlichen den akuten Handlungsbedarf mehr denn je.“

Zu einem späteren Zeitpunkt aufzuholen, was in jungen Jahren versäumt wird, werde für die betroffenen Kinder deutlich mühsamer und für die Staatskasse deutlich teurer werden, vermutet die Bundestagsabgeordnete. „Wir als Unionsfraktion fordern deshalb, das Bundesprogramm zur Förderung der Sprach-Kitas fortzusetzen.“ Gräßle begründet ihre Kritik auch damit, dass in ihrem Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd insgesamt neun Sprach-Kitas vom Wegfall der Förderung betroffen wären. „Das sind neun zu viel“, so Gräßle.

Wegfall der Förderung hat negative Folgen

In Backnang arbeiten vier städtische Kitas seit dem 1. Januar 2018 mit dem Bundesprogramm als sogenannte „Sprach-Kitas“ (wir berichteten). Es handelt sich um die Kitas Heininger Weg, Im Biegel, Lindenstraße und Ob der Ekertsklinge. Ein Wegfall der Förderung durch den Bund hätte auch hier negative Folgen. „Durch die alltagsintegrierte sprachliche Bildung wird eine erweiterte Teilhabe an Bildungsangeboten in der Zielsprache Deutsch ermöglicht sowie der Abbau von Ausgrenzung aufgrund von Sprachbarrieren verstärkt“, erklärt Regine Wüllenweber, Amtsleiterin auf dem Backnanger Amt für Familie, Jugend und Bildung. „Darüber hinaus konnte mit den Sprach-Kitas die Zusammenarbeit mit den Familien intensiviert werden.“ Auch werde das Erreichen der Schulfähigkeit erleichtert.

Das Bundesprogramm zielt auf die Erweiterung der Sprachförderung für Kitas mit Kindern mit einem hohen Anteil mit Zuwanderungsgeschichte. Durch das Bundesprogramm konnten in den vier Sprach-Kitas zusätzliche pädagogische Fachkräfte im Beschäftigungsumfang von 50 Prozent ermöglicht werden. Die Bundeszuschüsse finanzierten etwa 70 Prozent der anfallenden Personalkosten, so Wüllenweber. Die restlichen Personalkosten werden von der Stadt Backnang getragen.

Durch das Programm gibt es besondere Sprachförderung in Kitas

„Wir sind sehr glücklich, durch das Bundesprogramm insbesondere in den Kitas mit einem hohen Anteil von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte eine optimale Sprachförderung anbieten zu können“, sagt die Amtsleiterin. Das Förderprogramm sehe den Spracherwerb vollkommen zu Recht als wesentliche Grundlage für eine gesellschaftliche Integration von Kindern mit Migrationshintergrund und setze damit an der Ursache für viele Herausforderungen im Alltag an. „Auch vor dem Hintergrund der stark steigenden Zahlen von Kindern mit Fluchterfahrung halten wir eine Fortführung dieses Erfolgsmodell auch im nächsten Jahr und darüber hinaus für dringend geboten.“

Aufgrund der vielen Kritik sucht Familienministerin Paus nun nach einer Übergangslösung ab 2023, wie sie selbst mitteilt. Dafür müsse allerdings zunächst eine Einigung mit den Ländern stattfinden, da für Kitas grundsätzlich die Bundesländer selbst zuständig sind. Wie diese Einigung aussehen könnte, ist noch unklar. Klar ist: Die Lösung muss schnell her, damit die Kitas personell planen können.

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Erstellt:
15. September 2022, 06:00 Uhr

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