Badisches Landesmuseum darf bald offiziell Flagge zeigen

dpa/lsw Karlsruhe. Gelb-rot-gelb oder schwarz-gelb: Welche Fahne darf über dem Karlsruher Schlossturm wehen? Ministerpräsident Kretschmann verspricht mehr Freizügigkeit.

Eine Ausstellung im Badischen Landesmuseum im Schloss Karlsruhe. Foto: Uli Deck/Archivbild

Eine Ausstellung im Badischen Landesmuseum im Schloss Karlsruhe. Foto: Uli Deck/Archivbild

Ein Jahr nach einem kuriosen Fahnenstreit zwischen Karlsruhe und Stuttgart darf das Badische Landesmuseum demnächst offiziell Flagge zeigen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ist zuversichtlich, dass der Südwesten noch in diesem Jahr eine neue Flaggenverordnung erhält. „Wir sind dabei, eine neue Verwaltungsvorschrift zu erarbeiten“, sagte er am Donnerstagabend beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe. Dabei werde man eine Regelung finden, die gerade für Kultureinrichtungen freizügig gefasst sei, sagte er unter großem Applaus der Festgäste.

Der Flaggenstreit hatte sich an einer roten Fahne entzündet, die das Badische Landesmuseum im Frühjahr 2018 anlässlich der Revolutionsausstellung gehisst hatte. Nachdem sich ein Bürger am revolutionären Symbol auf der ehemaligen Residenz der badischen Markgrafen gestört hatte, musste auch die gelb-rot-gelbe badische Flagge abgehängt werden, die zuvor über Jahre unbehelligt im Wind geflattert hatte.

Dank einer Ausnahmeerlaubnis durch Kretschmann durfte die Baden-Flagge danach wieder über dem Karlsruher Schloss flattern. Zum Festakt anlässlich des 100-jährigen Bestehens und dem Besuch des Regierungschefs hatte das Badische Landesmuseum am Donnerstag aber die schwarz-gelbe baden-württembergische Flagge gehisst. Kretschmann freute es. Er revanchierte sich mit einer launigen Rede und dem Versprechen, dass die neue Verordnung freizügiger wird als die bestehende.

Zugleich beschwor er in der ehemaligen badischen Markgrafenresidenz die Gemeinsamkeiten: „Die Stärken unseres Landes beruhen auf den Erfolgen aller Landesteile.“ Baden-Württemberg sei ein einzigartiger und reicher Kulturraum. „Und ich finde, der Stolz auf das Eigene sollte den Stolz auf das Gemeinsame nicht ausschließen.“ Als Ministerpräsident und auch als „eingefleischter Schwabe“ sei er stolz auf die innovativen Ansätze im Badischen Landesmuseum - jenseits von Schwarzwälder Bollenhut und Kuckucksuhr.

Und weil Baden und Württemberg für Kretschmann zusammengehören, kann es für ihn kein Zufall sein, dass die Direktoren der beiden Landesmuseen in Karlsruhe (Eckart Köhne/Badisches Landesmuseum) und Stuttgart (Cornelia Ewigleben/Landesmuseum Württemberg) auch noch verheiratet sind: „Ein Ehepaar, das seine unterschiedlichen Namen behalten hat - und trotzdem eine gute Ehe zusammen hat.“ So sei das mit Baden-Württemberg auch. Und, so fügte er schmunzelnd hinzu, nach katholischem Verständnis „unauflösbar für alle Zeiten“.

Kretschmann hatte sich vor dem Festakt das Pilotprojekt angeschaut, das das Badische Landesmuseum zum 100. Geburtstag gestartet hat: „Archäologie in Baden - Expothek¹“ erlaubt den Besuchern mehr Nähe zu Exponaten - in etwa wie in einem Archiv oder einer Bibliothek. „Das Konzept bedeutet einen grundlegenden Wandel im Umgang mit den Sammlungen“, so Museumsdirektor Köhne, der zugleich Präsident des Deutschen Museumsbundes ist. Kretschmann sagte, nachdem er selbst ein 3000 Jahre altes Schwert in der Hand halten durfte: „Chapeau! Das hat mich wirklich beeindruckt.“ Und: „Das ist ein ganz neues Museumserlebnis.“

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Erstellt:
19. Juli 2019, 07:17 Uhr

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